piwik no script img

Wahlverschiebung in SenegalMisslicher Schritt

Kommentar von Katrin Gänsler

Präsident Macky Sall wird seine Chancen auf einen Wahlsieg mit der Verschiebung kaum steigern. Im Gegenteil: Unmut und Misstrauen nehmen nur zu.

Hat es nicht eilig mit den Wahlen: Macky Sall, Senegals Präsident Foto: Jean Bizimana/reuters

M it seiner Ankündigung, die Präsidentschaftswahl in Senegal vom 25. Februar auf ein bisher unbekanntes Datum zu verlegen, büßt Amtsinhaber Macky Sall kurz vor Ende seines Mandats an Ansehen ein. Neben den offiziellen Gründen wird dahinter wohl Taktik stecken. Möglicherweise sind es schlechte Prognosen für das Regierungslager oder eine interne Spaltung und Spannungen. Eins ist jedoch sicher: Zu einer Machterhaltung trägt das Manöver keinesfalls bei. Überall im Land ist die Enttäuschung groß.

Die Wäh­le­r:in­nen wollen einen Wandel, aber nicht auf der Straße, sondern durch ihre Stimmabgabe. Diese Möglichkeit ist ihnen zumindest fürs Erste genommen worden. Noch unentschiedene Wäh­le­r:in­nen kann das Regierungslager damit kaum für sich einnehmen. Darunter leidet aber auch das generelle Vertrauen in staatliche Institutionen. Korruptionsvorwürfe und -fälle hat es zwar immer wieder gegeben. Der Staat wird aber anders als in den Nachbarländern nicht generell angezweifelt.

Sozialer Friede, zu dem auch die Bruderschaften beitragen, ist ein hohes Gut. Das könnte sich nun ändern, weil es eine solche Situation bisher nicht gegeben hat. Nach aktueller Situation dürfte außerdem ein Machtvakuum entstehen. Salls Mandat läuft am 2. April ab. Was danach passiert, ist unklar. Die Entscheidung schadet der ganzen Region, die aufgrund der Entwicklung im Sahel und dem angekündigten Austritt von Mali, Burkina Faso und Niger aus der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas immer instabiler wird und zunehmend auseinanderdriftet.

Senegal galt bisher als verlässlich und als Vermittler. Es wundert nicht, wenn Kritik an der Organisation weiter zunimmt und es heißt: Gewählte Staatschefs sind auch nicht besser als das Militär. Letztendlich schadet Sall sich selbst. Er schaffte 2012 einen friedlichen Machtwechsel, der die 3. Amtszeit von Abdoulaye Wade verhinderte. Seitdem hat das Land durchaus Erfolge aufzuweisen. Doch darüber spricht niemand. Jetzt ist Sall nur noch der Präsident, der letztendlich doch an der Macht klebt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Westafrika-Korrespondentin
Nach dem Abitur im Münsterland bereiste sie zum ersten Mal Südafrika und studierte anschließend in Leipzig, Helsinki und Kopenhagen Journalistik und Afrikanistik. Nach mehreren Jahren im beschaulichen Schleswig-Holstein ging sie 2010 nach Nigeria und Benin. Seitdem berichtet sie aus ganz Westafrika – besonders gerne über gesellschaftliche Entwicklungen und all das, was im weitesten Sinne mit Religion zu tun hat.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!