Protestwelle gegen rechts: „Jetzt ist ein Damm gebrochen“
Der Bewegungsforscher Dieter Rucht geht davon aus, dass sich der Protest gegen rechts fortsetzen kann. Dass er der AfD schadet, glaubt er aber nicht.
taz: Herr Rucht, wir sehen derzeit bundesweit Hunderttausende Menschen, die gegen die AfD und Rechtsextremismus auf die Straße gehen. Wie kommt das so plötzlich?
Dieter Rucht: Diese Wucht überrascht mich auch. Ich hatte schon vor längerer Zeit prognostiziert, dass sich gegen den Aufstieg der Rechtsextremen zivilgesellschaftlich etwas zusammenbrauen wird. Aber ich hatte eher mit einem langsamen Anstieg gerechnet, nicht mit dieser abrupten Welle. Mit dem jetzigen Anlass, dem Bericht über ein Geheimtreffen von AfD und anderen Rechtsextremen, ist das eigentlich nicht zu erklären.
Dieter Rucht, Jahrgang 1946, überblickt als Bewegungsforscher schon jahrzehntelang politische Proteste. Der Soziologe arbeitete am Wissenschaftszentrum Berlin und als Professor an der Freien Universität Berlin.
Correctiv berichtete , dass auf dem Treffen Pläne über millionenfache Vertreibungen besprochen wurden. Das hat offenbar viele aufgeschreckt.
Ja, das habe ich auch im persönlichen Umfeld so erlebt. Aber solche Treffen hat es ja schon früher gegeben. Diesmal aber wurde es medial sehr prominent aufgegriffen, und viele Leute haben gesagt, wenn sich jetzt Mitmenschen schon fragen, ob sie auswandern müssen, dann ist der Punkt erreicht, an dem ich aktiv werde. Es gibt eine neue Qualität der Wahrnehmung über die Gefahren, die dieser Gesellschaft drohen. Es hat sich etwas angestaut, was bisher keine Ausdrucksform gefunden hat. Viele Leute waren beunruhigt über den Rechtsruck, aber wussten nicht so recht, wie sie reagieren sollten. Jetzt ist ein Damm gebrochen.
Donnerstag, 25. Januar
Friedrichshafen, Bahnhof, 14 Uhr
Hagen, Friedrich-Ebert-Platz, 18 Uhr
Kempten, Hildegardplatz (vorauss.), 18 Uhr
Mönchengladbach, Sonnenhausplatz, 18 Uhr
Mühlhausen, Obermarkt, 18 Uhr
Rostock, Neuer Markt, 17 Uhr
Siegen, Bismarckplatz, 17.30 Uhr
Weidenau, Bismarckplatz, 17.30 Uhr
Wiesbaden, Hauptbahnhof, 18 Uhr
Freitag, 26. Januar
Bad Säckingen, Münsterplatz, 17 Uhr
Delbrück, Alter Markt, 17 Uhr
Dorsten, Marktplatz, 17.30 Uhr
Eppingen, Marktplatz, 18 Uhr
Ettlingen-Oberweier, Ufgaustraße, 17.30 Uhr
Frankfurt am Main, Roßmarkt, 17 Uhr
Fürth, Grüner Markt, 17 Uhr
Helmstedt, Markt, 16 Uhr
Herford, Rathaus, 18 Uhr
Herne, Europaplatz, 17 Uhr
Hückeswagen, Bahnhofsplatz, 17 Uhr
Ingelheim, Fridtjof-Nansen-Platz, 17.30 Uhr
Königswinter, Rathausplatz Altstadt, 16 Uhr
Mosbach, Bahnhof, 18 Uhr
Neuruppin, Schulplatz, 17 Uhr
Neustadt am Rübenberge, Marktplatz, 16 Uhr
Neustadt in Holstein, Marktplatz, 17 Uhr
Nordhorn, Bahnhof, 17.30 Uhr
Oberursel, Marktplatz, 18 Uhr
Puderbach, Dorfgemeinschaftshaus, 17.30 Uhr
Reutlingen, Marktplatz, 17 Uhr
Rüsselsheim am Main, Bahnhofsplatz, 17 Uhr
Saalfeld, Markt, 16 Uhr
Saarbrücken, Landwehrplatz, 17.30 Uhr
Stadthagen, Marktplatz, 15 Uhr
Uelzen, Herzogenplatz
Unna, Rathausplatz, 16.30 Uhr
Wülfrath, Heumarkt, 16 Uhr
Samstag, 27. Januar
Aachen, Hauptbahnhof, 13 Uhr
Aichach, Stadtplatz, 16 Uhr
Aschaffenburg, Theaterplatz, 16 Uhr
Bad Breisig, Kurpar, 11 Uhr
Bad Honnef, Marktplatz, 18 Uhr
Bargteheide, Rathaus, 11.30 Uhr
Bautzen, Hauptmarkt, 14 Uhr
Berlin-Pankow, Ehemaliges jüdisches Waisenhaus, 18 Uhr
Biberach an der Riss, Marktplatz, 15.00 Uhr
Bingen, Bürgermeister-Neff-Platz, 12 Uhr
Bitburg, Bedaplatz, 14 Uhr
Böblingen, Elbenplatz, 15 Uhr
Borken, Marktplatz, 14 Uhr
Borkheide, Marktplatz, 16 Uhr
Brandenburg an der Havel, Nicolaiplatz, 13 Uhr
Buchholz (Nordheide), Peets Hoff, 13 Uhr
Bünde, Tönnies Wellensiek Platz, 12 Uhr
Cloppenburg, Platze an der Roten Schule, 14 Uhr
Cuxhaven, Ritzebüttler Marktplatz, 12 Uhr
Datteln, Neumarkt, 12 Uhr
Dillingen an der Donau, Schlossplatz, 13.30 Uhr
Dinslaken, Neutorplatz, 16 Uhr
Döbeln, Obermarkt, 14 Uhr
Dornstetten, Marktplatz, 14 Uhr
Düren, Kaiserplatz, 12 Uhr
Düsseldorf, DGB-Haus, 12 Uhr
Eichwalde, Marktplatz, 16 Uhr
Eisenach, Markt, 13 Uhr
Elmshorn, Alter Markt, 11.55 Uhr
Emden, Rathausplatz, 13 Uhr
Erftstadt, Marktplatz Lechenich, 14 Uhr
Eschwege, Marktplatz, 11 Uhr
Eschweiler, Dreieinigkeitskirche, 10 Uhr
Frankenthal, Rathausplatz, 12 Uhr
Frankfurt (Oder), Bahnhof, 13 Uhr
Füssen, Stadtbrunnen, 14.30 Uhr
Gelsenkirchen, Heinrich König Platz, 17 Uhr und Hans-Sachs-Haus, Ebertstraße 11, 17.30
Gera, Marktplatz, 15 Uhr
Göppingen, Schlossplatz, 12.30 Uhr
Goslar, Marktplatz, 12 Uhr
Gummersbach, Lindenplatz, 11 Uhr
Haltern am See, Marktplatz, 18 Uhr
Hamburg, Schatzmeisterstraße, 13 Uhr
Hankensbüttel, Mahnmal, Steimker Straße, 17 Uhr
Heide, Südermarkt, 10 Uhr
Heidenheim, Hauptstr. Elmar Doch Haus, 10 Uhr
Heilbad Heiligenstadt, Friedensplatz, 15.30 Uhr
Herten, Otto-Wels-Platz, 13 Uhr
Herzberg Elster, Markt 1, 15 Uhr
Hildesheim, Marktplatz, 15.30 Uhr
Hof, Kugelbrunnen, 16 Uhr
Hofheim, Kelereiplatz, 10 Uhr
Holzminden, Marktplatz, 11.55 Uhr
Husum/Nordfriesland, Kreishaus, 13 Uhr
Idar-Oberstein, Marktplatz Oberstein, 17 Uhr
Idstein, König Adolf Platz = Vor dem Rathaus, 13 Uhr
Ingolstadt, Xaver Mayer – Haus der Mode / Fußgängerzone 11 Uhr
Kaiserslautern, Stiftskirche, 11 Uhr
Kamen auf dem Alten Markt, 11 Uhr
Kirchheim unter Teck, Marktplatz, 12.30 Uhr
Kitzingen, Marktplatz, 16 Uhr
Köln, Roncalliplatz, 14 Uhr
Landsberg am Lech, Georg-Hellmair-Platz, 12.30 Uhr
Lindau, Bismarckplatz, 10.45 Uhr
Lörrach, Rathausplatz, 12 Uhr
Lübeck, Altstadt, 13 Uhr
Mannheim, Alter Messplatz, 16 Uhr
Marienthal, Schatzmeisterstr. 43, 13 Uhr
Marl, Rathausplatz, 15 Uhr
Memmingen, Marktplatz, 16 Uhr
Menden, Rathausplatz, 10.30 Uhr
Michelstadt, Rathausplatz, 11.30 Uhr
Moers, Synagogenbogen, 11 Uhr
Müllheim im Markgräflerland, Markgräfler Platz, 11 Uhr
Neukirchen-Vluyn, Vluyner Platz, 14 Uhr
Neumarkt i.d.Opf., Rathaus, 11 Uhr
Neuruppin, Rosengarten/OdF-Denkmal, 16 Uhr
Neustadt an der Weinstraße, Marktplatz, 15 Uhr
Oelde, Marktplatz, 16 Uhr
Öhringen, Marktplatz, 14.30 Uhr
Oranienburg, Bahnhof, 13 Uhr
Osnabrück, Marktplatz/Rathaus, 10.30 Uhr und Theater Osnabrück, 16 Uhr
Papenburg, St. Antonius Kirche, 14 Uhr
Passau, Klostergarten, 14 Uhr
Plauen, Altmarkt, 13 Uhr
Ravensburg, Bahnhof, 14.30
Rendsburg, Schloßplatz, 11.30 Uhr
Rösrath, Bahnhof, 11 Uhr
Sangerhausen, Marktplatz Sangerhausen, 14 Uhr
Schwäbisch Hall, Marktplatz, 12 Uhr
Schweinfurt, Marktplatz, 11.55 Uhr
Schwentinental, Haus der Kirche zum Rathaus, 10 Uhr
Schwerte, Postplatz, 11 bis 18 Uhr
Singen, Vesperkirche (Lutherkirche), 10 Uhr
Straubing, Ludwigsplatz, 14.30 Uhr
Stuttgart, Schlossplatz, 15 Uhr
Traunstein, Bahnhofsplatz, 14 Uhr
Trier, Hauptmarkt, 15 Uhr
Troisdorf, Kölner Platz, 15 Uhr
Tübingen, Marktplatz, 14 Uhr
Uslar, Am Rathaus, 13 Uhr
Villingen-Schwenningen, Latschariplatz, 12 Uhr
Waltrop, Rathaus, 15 Uhr
Wehrheim, Wehrheimer Mitte, 13.30 Uhr
Weißwasser/Oberlausitz, Marktplatz, 10 Uhr
Wermelskirchen, Rathausplatz, 16 Uhr
Wismar, Bahnhof, 12 Uhr
Wittenberg (Lutherstadt), Marktplatz, 16 Uhr
Wittstock, Marktplatz, 15 Uhr
Wohld-Schandelah, Gedenkstätte, 12 Uhr
Worms, Otto-Wels-Platz, 11 Uhr
Xanten, Marktplatz, 12 Uhr
Zossen, Dreifaltichkeitskirche, 17 Uhr
Zweibrücken, Hallplatz, 12 Uhr
Zwiesel, Stadtplatz Regen, 14.30 Uhr
Sonntag, 28. Januar
Ahrweiler, Bahnhof, 14 Uhr
Bernkastel-Kues, Forumsplatz Kues, 11 Uhr
Bremerhaven, Theodor-Heuss-Platz, 15 Uhr
Boppard, Rheinallee, am Musikpavillon, 11 Uhr
Cochem, Endertplatz, 15 Uhr
Demmin, Markt, 14 Uhr
Dülmen, Marktplatz, 15 Uhr
Heppenheim, Landratsamt/Parkanlage, 15 Uhr
Konz, Marktplatz, 11.45 Uhr
Lindenberg, Stadtplatz, 14 Uhr
Müllheim, Platz vor dem Jüdischen Friedhof, 15 Uhr
Neuss, Münsterplatz, 14 Uhr
Neuwied, Aula des Werner-Heisenberg-Gymnasium, 17 Uhr
Nordhausen, Rathausplatz, 17 Uhr
Trier, Porta Nigra, 14 Uhr
Wittlich, 14 Uhr
Montag, 29. Januar
Viersen, 10.30
Wiesdorf, Vor dem Rathaus, Friedrich-Ebert-Platz, 19 Uhr
Dienstag, 30. Januar
Bad Kreuznach, Kornmarkt, 17 Uhr
Bielefeld, auf dem Jahnplatz, 18 Uhr
Donnerstag, 1. Februar
Hachenburg, Alter Markt, 18 Uhr
Freitag, 2. Februar
Brilon auf dem Marktplatz, 17 Uhr
Neheim, 16.30 Uhr
Simmern/Hunsrück, Hunsrückhalle, 17 Uhr
Viersen, Remigiusplatz, 16 Uhr
Samstag, 3. Februar
Augsburg, Rathausplatz, 14 Uhr
Berlin, Bundestag, 13 Uhr
Kempten, Forum Allgäu, 14 Uhr
Krefeld, Platz der Wiedervereinigung, 14 Uhr
Lörrach, Fabric Areal, 11 Uhr
Ludwigshafen, Berliner Platz, 14 Uhr
Neuwied, Luisenplatz, 11 Uhr
Nürnberg, Kornmarkt Nürnberg, 16 Uhr
6. Februar
Deggendorf, Oberer Stadtplatz, 18 Uhr
24. Februar
Stuttgart
Diese Liste wird nicht mehr aktualisiert. Neuer Ort: https://taz.de/Potsdamer-Radikalen-Treffen/!5986542
Termin-Hinweise bitte an: demohinweise ät taz.de
Nicht nur in Großstädten, auch in der Provinz wird nun gegen die AfD protestiert.
Das ist schon ungewöhnlich und inzwischen eine Art Selbstläufereffekt. Viele wollen jetzt auch im eigenen Ort ein Zeichen setzen. Das Bemerkenswerte ist auch die Vielfalt der Gruppen, die das gerade organisieren. Das kommt ja wirklich bürgerschaftlich von unten, nicht langfristig von Großorganisationen geplant. Ein generalisiertes Aufwachen.
Gibt es eine gemeinsame Botschaft, die alle Proteste verbindet?
Ja: Dass es mit der Radikalisierung der Rechtsextremen so nicht weitergehen darf. Und auch die Sorge, dass die Demokratie selbst inzwischen in Gefahr ist.
Einige fordern jetzt ein noch breiteres Aufstehen der Zivilgesellschaft, andere ein AfD-Verbot. Braucht es noch konkretere Ziele?
Nicht unbedingt. Ich glaube nicht, dass sich auf der Ebene der Gesetzgebung oder Justiz jetzt viele Hebel bewegen lassen. Der zentrale Effekt ist die Aktivierung der Zivilgesellschaft in der Fläche. Und das kann durchaus nachhaltig sein.
Inwiefern?
Wir werden vermutlich keine sich immer weiter steigernde Protestwelle erleben. Demnächst wollen die Protestierenden noch einmal eine Menschenkette um den Bundestag ziehen, das dürfte noch mal größer werden. Danach aber dürfte es Abflauen oder Innehalten geben. Aber es besteht eine gute Chance, dass sich der Protest immer wieder neue Angelpunkte suchen wird, dass er sich an kleineren Anlässen wieder entzündet, wenn sich etwa die AfD oder andere rechtsextreme Gruppen bei den Wahlkämpfen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg versammeln.
Wird das der AfD am Ende bei den Wahlen schaden?
Das glaube ich nicht. Denn die Proteste sorgen jetzt erst mal nur für klarere Verhältnisse, wer wo steht. Aber sie sorgen bisher ja nicht dafür, dass AfD-Anhänger abspringen. Im Gegenteil dürften diese jetzt enger zusammenrücken und noch entschlossener agieren. Beide Lager profilieren sich, ohne dass sich die Gewichte verschieben.
Schon in der Vergangenheit gab es Lichterketten und einen Aufstand der Anständigen gegen Rechtsextremismus. Ist das jetzt ein Revival oder gibt es Unterschiede?
Beides. Auch die Lichterketten nach den rassistischen Anschlägen in den neunziger Jahren waren spontan von Bürgerinnen von unten organisiert, ohne große Vorbereitungszeit. Damals aber ging es um den Schutz einer gefährdeten Gruppe, der Migranten. Heute geht es um den Schutz der Demokratie insgesamt. Für die Protestierenden geht es damit auch um Selbstschutz. Beide Motive haben ihr Gutes und mich persönlich beruhigt es, dass da jetzt eine Entwicklung in Gang kommt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Autobranche in der Krise
Kaum einer will die E-Autos
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Menschenrechtsverletzungen durch Israel
„So kann man Terror nicht bekämpfen“
Ungelöstes Problem der Erneuerbaren
Ein November voller Dunkelflauten
Merz stellt Reform in Aussicht
Zarte Bewegung bei der Schuldenbremse
Altvordere sollen Linke retten
Hoffen auf die „Silberlocken“