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Einweihung des Ram-Tempels in IndienGefährlicher Hindu-Populismus

Sven Hansen
Kommentar von Sven Hansen

Die große Hindu-Show des indischen Premierministers Modi zeigt endgültig: Indien ist auf dem Weg zu einem hindunationalistischen Staat.

Der indische Premier Narendra Modi kommt, um die Eröffnung eines Tempels in Ayodhya zu leiten Foto: Rajesh Kumar Singh/ap

I ndiens Bevölkerung ist zu rund 80 Prozent hindustisch, doch aus gutem Grund hat das multireligiöse Land den Säkularismus explizit in seiner Verfassung verankert. Unter den vielfach am Montag auf X (vormals Twitter) geteilten Kommentaren zur populistischen Hindu-Show von Premierminister Narendra Modi bei der Einweihung des Ram-Tempels in Ayodh­ya befand sich denn auch die Präambel der Verfassung. Darin ist die Rede „von einer souveränen, sozialistischen, säkularen und demokratischen Republik“.

Dieser Zusatz wurde allerdings erst 1977 von der damals autoritär regierenden Indhira Gandhi eingeführt. So wie sich heute ihre Kongress-Partei selbst nicht mehr an den postulierten Sozialismus gebunden fühlt, wollen Modis Hindunationalisten auch nichts mehr vom Säkularismus wissen. Schon seit einiger Zeit ist Indien unter Modi und seiner BJP auf dem Weg, ein hinduistischer Staat zu werden.

Die Modi-Regierung zeigt schon lange, dass sie Muslime für Bürger zweiter Klasse hält. Vom Regierungschef geradezu verhöhnt müssen sich Indiens Muslime jetzt fühlen, wenn er bei der Einweihung des Tempels erklärt, der „Lord“ habe ihn zu einem Instrument gemacht, um alle Bürger Indiens zu repräsentieren. Jetzt beginne eine neue Ära.

Doch Modi vereint nicht, sondern er spaltet. Wenn er behauptet, die Einweihung des Tempels sei eine Bewerbung zur Versöhnung, so ist das Gegenteil der Fall. Der Kampf um den umstrittenen Tempel hat das Land gespalten wie kaum ein anderes Ereignis. 1992 zerstörte ein Hindumob die an dieser Stelle stehende Babri-Moschee. In der Folge wurden mindestens 2.000 Menschen getötet.

Modis BJP gehörte damals mindestens zu den geistigen Brandstiftern. Und jetzt zelebriert Modi unverhohlen ihren Triumph. Mit der jetzigen Einweihung des von manchen schon als „Hindu-Vatikan“ bezeichneten Tempelkomplexes und deren schamlose Instrumentalisierung für seinen Wahlkampf hebt er die Grenzen zwischen Staat, Regierung und Religion auf. Das zeigt in der Tat eine neue Ära. Indien wird nicht mehr wie früher sein.

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Sven Hansen
Auslandsredakteur (Asien)
Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin
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3 Kommentare

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  • Zumindest hat man vor Ort in Indien den Eindruck, dass die Mittelschicht wächst und vor allem die junge Bevölkerung nicht viel mit Hindunationalismus zu tun hat/haben möchte und sich häufig kritisch bzgl. ihres Premiers äußert.

    Fakt ist aber auch, dass die Mittelschicht immer noch vergleichsweise klein gegenüber dem ärmlichen und tief religiösen Volk ist.

  • Ja, gepupst wird im Publikum natürlich auch, daher "Puplikum" ...

  • ... und dabei fing es fast harmlos an, als nämlich die National-Hymne vor jeder Kinovorstellung vom Puplikum mitgesungen werden musste. Das kennen wir ja von Länderspielen ...