Iran und Pakistan beschießen sich: Raketen vermeintlicher Stärke

Bei der Eskalation der letzten Tage sind vor allem Kinder gestorben, heißt es. Doch zum Krieg der Nachbarländer sollte es nicht kommen.

Demonstranten halten ihre Hände in die Höhe.

Mitglieder des muslimischen Studentenverbands Talba Mahaz Pakistan verurteilen den iranischen Angriff Foto: Anjum Naveed/ap

Mit Raketen und Drohnen folgte am Donnerstag Pakistans Retourkutsche für den Angriff des Iran zwei Tage zuvor. Dabei zielte Islamabad auf mutmaßliche Separatisten aus der pakistanischen Provinz Belutschistan, die sich jenseits der Grenze versteckt halten sollen. Am Dienstag hatte Iran nach Pakistan geschossen, um mutmaßliche Rebellen zu töten, die auch mit terroristischen Mitteln für ein unabhängiges Belutschistan kämpfen. Das ist zwischen den Nachbarn geteilt.

Droht jetzt Krieg zwischen den beiden Ländern? Eher nicht. Beide Seiten reagierten zwar empört auf die Verletzung der Souveränität, halten sich aber rhetorisch zurück und haben kein Interesse an einer Eskalation. Iran hatte schon Ziele im Irak und Syrien beschossen. Teheran ist unter Druck, auf den Anschlag vom 3. Januar in Kerman mit 91 Toten zu reagieren. Zwar reklamierte die Terrormiliz „Islamischer Staat“ den Anschlag für sich, der für Irans innenpolitisch unter Druck stehendes Regime ein Gesichtsverlust war. Während seine Verbündeten Hamas und Huthi den Nahen Osten terrorisieren, muss auch Teheran Stärke demonstrieren. Pakistan schien ein risikoarmes Ziel.

Die Innenpolitik Pakistans hat eine Wirkung

Die Regierung des wirtschaftlich angeschlagenen Landes ist nur interimsmäßig im Amt. Die Wahlen in drei Wochen spalten die Nation, weil Imran Khan als beliebtester Politiker aufgrund dubioser Vorwürfe im Gefängnis sitzt und nicht antreten darf. Neben dem Dauerkonflikt mit Indien hat Pakistan seit Ausweisung hunderttausender Afghanen auch Stress mit Kabul. Seit Tagen sorgt die Schließung des wichtigsten Grenzübergangs für zusätzlichen Ärger.

Doch Teheran hat sich verkalkuliert. Pakistans mächtiges Militär, das sich als einzig fähigen Beschützer des Landes sieht und so seine politische Rolle begründet, kann sich nicht erlauben, von Teheran vorgeführt zu werden. Vielmehr helfen Irans Raketen jetzt den Generälen, mit ihrer Retourkutsche Stärke zu demonstrieren. Auge um Auge, Rakete um Rakete. Opfer waren auf beiden Seiten bisher „nur“ Zivilisten, mehrheitlich Kinder.

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Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin

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