Reform in der Notfallnummer 112: Lauterbachs Rettung

Die Notfallambulanzen ächzen. Nun will der Gesundheitsminister dafür sorgen, dass dort viele Pa­ti­en­t*in­nen gar nicht landen.

Ein Patient auf einer Bahre wird von Sanitätern in die Notaufnahme geschoben

Völlig überlastet: Notaufnahmen Foto: Christian Charisius/dpa

BERLIN taz | Wer einen medizinischen Notfall hat, soll die 112 wählen oder auf schnellstem Wege in die nächste Notaufnahme. Doch was, wenn ein Teil dieser vermeintlichen Notfälle gar keine sind und zugleich die Notfallmedizin von unhaltbarer Überlastung berichtet? Am Dienstag stellte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Eckpunkte einer Reform für die Notfallmedizin vor. Pa­ti­en­t*innen sollen damit besser gesteuert, die Versorgung verbessert und Geld gespart werden.

Bis zu 30 Prozent der Pa­ti­en­t*in­nen in Notaufnahmen könnten auch in der Hausarztpraxis behandelt werden, so Lauterbach. Ärz­t*in­nen­or­ga­ni­sa­tio­nen berichten immer wieder, dass gerade am Wochenende Menschen mit leichteren Beschwerden in die Nofallambulanz kommen und das System überlastet sei. Im Februar 2023 stellte eine Ex­per­t*in­nen­kom­mis­si­on Reformvorschläge vor, die Lauterbach nun weitgehend aufnahm.

Künftig soll der Notaufnahme demnach ein Tresen vorgeschaltet werden, von dem aus nicht so dringende Fälle an eine angeschlossene Notdienstpraxis in unmittelbarer Nähe verwiesen werden. Pro 400.000 Ein­woh­ne­r*in­nen soll es eines dieser integrierten Notfallzentren geben.

Außerdem sollen die Notfallnummer 112 und der ärztliche Bereitschaftsdienst 116117 zusammengelegt werden. Durch die Vernetzung mit den integrierten Notfallzentren könnten direkt Termine zur Weiterbehandlung vereinbart werden. Mit dem Ausbau der Telemedizin will Lauterbach außerdem die Hausarztpraxen entlasten.

Die Reform soll ab kommendem Jahr bereits gelten

Beim Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung begrüßte man die geplanten integrierten Notfallzentren als „echten Perspektivwechsel“. Der Verband geht aufgrund einer Simulation von einem Bedarf von etwa 730 Zentren bundesweit aus. Zentral sei die richtige Verteilung, so Vorständin Stefanie Stoff-Ahnis. Auf dem Land müssten auch kleinere Krankenhäuser ein integriertes Notfallzentrum bekommen, in Großstädten dagegen müsste eine Auswahl aus mehreren Krankenhäusern getroffen werden.

Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen (Grüne) bezeichnete den geplanten Umbau als „lange überfällig“ und betonte den zusätzlichen Reformbedarf der Rettungsdienste. Die Ex­per­t*in­nen­kom­mis­si­on der Regierung hatte dazu bereits im Herbst 2023 Vorschläge vorgelegt.

Auch zur Rettungsdienstreform wolle man in Kürze Eckpunkte vorlegen, hieß es aus dem Bundesgesundheitsministerium. Die Reform der Notfallmedizin soll noch in der ersten Jahreshälfte auf den Weg gebracht werden und ab 2025 gelten.

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