Religion in Benin: Tourismus statt Glaube
Bei den Voodoo-Tagen geht es vor allem um volle Hotels und Restaurants. Über die Götterwelt der indigenen Religion erfahren Gäste hingegen wenig.
Dass Voodoo Tourist:innen, die vornehmlich aus Europa, den USA und der Karibik anreisen, anlockt, hat die Regierung schon längst erkannt. Schon bei Reden zum Festakt im vergangenen Jahr am Strand von Ouidah priesen Regierungsvertreter:innen das enorme Potenzial.
Passend dazu quetschten sich in die Zelte Hunderte ausländische Besucher:innen mit Kameras, Smartphones und Drohnen. Die ungewöhnlichen und beeindruckenden Kostüme, Masken, Instrumente und selbst gefertigte Figuren sind hervorragende Fotomotive.
Voodoo umgibt außerdem der Hauch von Exotischem und ist gleichzeitig mit zahlreichen Vorurteilen belastet. Dazu beigetragen haben Hollywood-Filme, die mit Nadeln zerstochene Püppchen und Zombies zeigen.
Interessanter Einblick
Die Tage rund um den 10. Januar bieten deshalb durchaus einen interessanten Einblick. Tatsächlich erfährt man jedoch so gut wie gar nichts über die Götterwelt und die einzelnen Gottheiten, die alle sehr unterschiedliche Aufgaben und Vorlieben haben.
Und das ist auch die große Kritik: Die alte Religion, die knapp 12 Prozent der fast 14 Millionen Einwohner:innen offiziell praktizieren, wird zu einem Spektakel. Aus Dörfern, wo kleine Zeremonien ohne Gäste von außerhalb stattfinden, heißt es da gerne verächtlich: „Wer will denn noch nach Ouidah? Das ist doch bloß etwas für Touristen.“ Die neue Homepage unterstreicht das. Schon ein Zeltplatz kostet umgerechnet 15 Euro für eine Nacht, was rund ein Fünftel des beninischen Mindestlohns ist. Erstmals gibt es jetzt auch einen VIP-Pass.
Mitunter wenig Begeisterung können allerdings auch die Anhänger:innen anderer Religionen für die Tourist:innenveranstaltung des Jahres aufbringen. Eine Rückbesinnung auf alte Traditionen und Kultur sowie der Abbau von Klischees hin oder her: Benin ist ein laizistischer Staat, in dem sich mehr als 75 Prozent der Bevölkerung zum Christentum oder Islam bekennen.
Das Zusammenleben gilt – von dem einen oder anderen spöttischen Kommentar abgesehen – als vorbildlich. In der internationalen Darstellung würde es allerdings als „Wiege des Voodoo“ wahrgenommen. Schon vergangenes Jahr musste Jean-Michel Abimbola, Minister für Tourismus und Kultur, deshalb betonen, der Staat würde die Würde von Gläubigen aller Religionen respektieren. Dazu gehöre eben auch Voodoo.
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