piwik no script img

Einigung auf SemesterticketStudis fahren für 29,40 Euro

Seit Mai gibt es das Deutschlandticket im Nah- und Regionalverkehr – und nun auch eine bundesweite Lösung für Studenten. Das Modell startet im Sommer.

Bald günstiger für Studierende: Straßenbahn in Hannover Foto: dpa

Berlin/Düsseldorf dpa/afp | Studierende sollen im Sommersemester 2024 ein bundesweites Ticket zum monatlichen Preis von 29,40 Euro nutzen können – das entspricht 60 Prozent des Regelpreises für das Deutschlandticket. Dies beschloss der Koordinierungsrat Deutschlandticket am Montag nach langem Hin und Her zwischen Bund und Ländern. Der nordrhein-westfälische Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) als Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz der Länder sprach am Montagabend auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur von einem Durchbruch.

Rund drei Millionen Studierende könnten nun ein Semesterticket auf Basis des Deutschlandtickets bekommen. Die Allgemeinen Studierendenausschüsse müssten jetzt mit den Verkehrsunternehmen zügig die notwendigen Verträge schließen.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte: „Ich freue mich, dass wir uns heute mit den Ländern auf ein Deutschlandticket für Studierende verständigen konnten. Nachdem die Ministerpräsidentenkonferenz die Finanzierungsfragen zum Deutschlandticket abschließend bestätigt hat, stand einer Verständigung über das Semesterticket nichts mehr im Wege. Damit profitieren nun auch die Studentinnen und Studenten von diesem attraktiven deutschlandweiten Angebot – und das zu einem sehr günstigen Preis.“

Isabel Cademartori, verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, betonte: „Das deutschlandweite Semesterticket im Solidarmodell kommt.“ Bund und Länder hätten den Weg frei gemacht für eine weitere Ausweitung der Zahl der regelmäßigen Abonnentinnen und Abonnenten. „Und das ohne nennenswerte Mehrkosten für Bund und Länder.“ Solidarmodell bedeutet, dass alle Studierenden daran mitwirken, ein bezahlbares ÖPNV-Ticket zu finanzieren.

„Derzeit viele Studierende ohne Semesterticket“

Madita Lachetta, Mitglied im Bundesvorstand der Juso-Hochschulgruppen, teilte mit, aus Angst vor Klagen hätten Studierendenschaften in den vergangenen Monaten reihenweise ihre Semesterticketverträge aufgekündigt. „Durch die Einführung des 49-Euro-Deutschlandtickets stehen deshalb derzeit viele Studierende ohne Semesterticket da.“ Den Studierendenschaften stehe es nun frei, das neue Angebot anzubieten oder regionale Alternativlösungen zu verhandeln. Lachetta forderte Preisstabilität beim Deutschlandticket. Falls der Regelpreis steigt, würde auch der Preis für das vergünstigte Ticket für Studierende steigen.

Kanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder hatten sich vor dem Hintergrund eines Finanzstreits darauf verständigt, dass es das Deutschlandticket für Busse und Bahnen im Nah- und Regionalverkehr auch weiterhin gibt. Eine große Frage aber ist, wie lange das Ticket noch zu 49 Euro im Monat angeboten oder doch bald teurer wird. Die Verkehrsminister sollen ein Konzept für ein langfristig gesichertes Ticket entwickeln.

Wissing sagte, für die für den ÖPNV zuständigen Bundesländer bedeute die Einigung beim Semesterticket sichere Einnahmen, die dazu beitragen würden, den Ticketpreis möglichst günstig zu halten. „Denn mit dem Deutschlandticket-Semesterticket binden wir eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV.“

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Nett, aber gibt es auch irgendwann eine Lösung für Kinder? Mein Sohn mit seinen 6 muss den vollen Preis von 49€ bezahlen, da Kinder ab 6 beim Deutschlandticket nicht kostenlos mit den Eltern mitfahren. Das kanns doch nicht sein, dass Azubis und Studis vergünstigt fahren, Kinder aber nicht.

    • @Ferdinand Kosak:

      ab 6 sind die Kinder normalerweise in der Schule, wodurch das Solidarmodell durchaus auch für diese infrage kommt.



      Dann müssten aber auch die Kinder mitmachen, deren Schulweg keine Busfahrt beinhaltet. Das wäre nämlich der Haken bei einem Solidarmodell.



      Um pro und kontra genauer vergleichen zu können, bräuchte man genaue Zahlen, wie viele Schüler mit dem Bus fahren und sowieso eine Fahrkarte brauchen und wie viele man ohne persönlichen Bedarf zu einem Kauf der Karte zwingen würde.



      Ich vermute bei Grundschülern wird das Pendel gegen das Solidarmodell ausschlagen.

      • @Herma Huhn:

        Kein Solidarmodell a la Semesterticket sondern schlicht ein vergünstigtes Deutschlandticket wäre nett, macht doch keinen Sinn, dass dies für alle in Aus-/Bildung greift außer Schulkinder.

        • @Ferdinand Kosak:

          Das vergünstigte Ticket greift eben nicht automatisch für alle in Ausbildung.



          Es greift bei Studenten nur, weil alle es bezahlen, egal ob sie es brauchen.



          Und wenn Kinder es automatisch günstiger bekommen, aber nicht alle Schulkinder es kaufen müssen, dann fällt dem Schülertransport mit einem Schlag ein gewaltiger Brocken der Finanzierung weg.



          Andere Kindervergünstigungen sind einfacher finanzierbar, weil es um Wege geht, die Kinder mit ihren Eltern zusammen zurücklegen. Es ist also quasi ein Rabatt für Gruppennutzung. Wenn die Kinder nicht mehr automatisch Teil einer Gruppe sind, gibt es keinen Grund mehr für diesen Rabatt.