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WAHLBEOBACHTER (II): MALTE ENGELMANNOlaf Scholz’ Blumenstrauß

Serie: Wahlbeobachter

■ Die Spannung fehlt im Bundestagswahlkampf? Nicht in der taz bremen: Bei uns beobachten politische Gegenspieler die Auftritte der Partei-Größen. Heute: Malte Engelmann (CDU) besucht Olaf Scholz’ Auftritt in Vegesack.

Der Auftritt von Olaf Scholz in Bremen hat einen besonderen Charme: Während Frank-Walter Steinmeier noch mitten im Wahlkampf steckt, diskutieren Teile der Sozi-Bundestagsfraktion bereits über die Nachfolge von Peter Struck. Die Medien sehen zwei Favoriten für den Job des Oppositionsführers: Sigmar „Sigi-Pop“ Gabriel – und Scholz. Erlebe ich in der Vegesacker Strandlust den neuen starken Mann der SPD nach einem möglichen Debakel am 27. September? Ich bin gespannt.

Rund 70 Menschen sind gekommen. Nicht gerade viele, aber verzeihlich – der Termin am Dienstagmittag ist nicht ideal: Da arbeitet der Arbeiter aus der Arbeiterpartei. Scholz wirkt souverän, authentisch. Die Rede deckt sich mit den Erwartungen: Nicht viel Neues – hier und da ein Seitenhieb auf die Wirtschaft und die Banken, ab und zu ein Kommentar zum Schmunzeln, oft „früher war alles besser“. Was die Zukunft bringt, sagt er nicht.

Das Publikum, seniorenlastig, beginnt kühl, steigert sich aber im Laufe der Rede, manchmal ein Hauch von Euphorie, wenn es gegen den Koalitionspartner in Berlin geht. Der Blumenstrauß sozialdemokratischer Wohlfühlthemen wie Kündigungsschutz, Reichensteuer und Mindestlohn kommt gut an. Wobei der Satz: „Ich kämpfe für den Mindestlohn!“ auch etwas tragikomisches hat, bedenkt man, dass Scholz’Landesverband Hamburg Wahlhelfern 2 Euro die Stunde zahlt. Manchmal ist selbst bei der SPD nicht alles rosarot. Aber bald rot-rot? Hierzu schweigt Scholz sich aus.

Der Nachmittag mit Germany’s next Oppositionsführer bleibt nett, aber flügellahm: Vielleicht, weil man sich schon auf eine Niederlage in Berlin einstellt und glaubt, in Bremen stehe der Sieg schon fest.

Malte Engelmann ist Landesvorsitzender der Jungen Union Bremen

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