Studie zu globalen Kippsystemen: Höchste Zeit für positive Kipppunkte
Der Punkt, von dem es kein Zurück gibt, bedroht Eisschilde, Korallenriffe und den Golfstrom. Doch nicht alle Kettenreaktionen sind zwingend negativ.
D er am Mittwoch veröffentlichte Global-Tipping-Points-Bericht macht einmal mehr deutlich, was seit Jahrzehnten bekannt ist: Wenn die Kipppunkte im Erdsystem erreicht sind, wird es katastrophale und irreparable Auswirkungen für die Weltbevölkerung und den gesamten Planeten haben. Das kann passieren, wenn das Eisschild in Grönland oder in der Westantarktis schmilzt oder der Amazonas-Regenwald austrocknet. Einer der größten Treiber dieser Kipppunkte ist die von Menschen gemachte globale Erderwärmung.
Allerdings gibt es auch positive soziale Kipppunkte. Die Anschnallpflicht, die Abschaffung der Sklaverei oder das Frauenwahlrecht zählen dazu. Positive aktuelle Beispiele wären auch der Ausbau von erneuerbaren Energien und die Elektromobilität. Wenn E-Autos eines Tages im Straßenverkehr dominieren, könnten die Kosten für die Batterietechnologie sinken, was wiederum den Ausbau erneuerbarer Energien begünstigen könnte.
Sinnvollerweise formulieren die Autor*innen ganz klare Forderungen und Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungsträger*innen: Raus aus den fossilen Emissionen, rein in eine bewusste Herbeiführung von positiven Kipppunkten! Derweil sitzen die Hauptadressaten dieser Forderungen auf der Weltklimakonferenz in Dubai, einem Land, das durch Ölgeschäfte reich geworden ist, und diskutieren absurderweise noch immer darüber, ob nun ein Ausstieg aus Emissionen mit oder ohne einen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen möglich ist oder nicht.
Immerhin: Mit der Verabschiedung des Fonds, der ärmeren Ländern bei der Bewältigung von Schäden und Verlusten durch die Klimakrise helfen soll, haben die Vertragsstaaten einen überraschenden Start geliefert. Entscheidend ist aber: Wenn nicht sehr bald konkrete und wirksame Maßnahmen zur deutlichen Verlangsamung der Klimaerhitzung in Angriff genommen werden, dann wird die gesamte Welt – ob im Globalen Süden oder im Globalen Norden – massiv in Mitleidenschaft gezogen werden.
Ist einmal ein Kipppunkt erreicht, dann bricht die natürliche Welt, wie wir sie kennen, auseinander. Schon heute wird es unter der aktuellen Erderwärmung in fünf Systemen problematisch. Tropische Korallenriffe sterben ab und das Eis an den Polen schmilzt unausweichlich. Währenddessen bestätigt der EU-Klimawandeldienst Copernicus, dass 2023 das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung war.
Höchste Zeit, dass sich die Staaten der Weltgemeinschaft endlich auf die einzig sinnvolle Schlussfolgerung einigen – und zwar auf einen Ausstieg aus fossilen Emissionen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Obergrenze für Imbissbuden
Kein Döner ist illegal
Wahl in den USA
Sie wussten, was sie tun
SPD nach Ampel-Aus
Alles auf Olaf
Streitgespräch über den Osten
Was war die DDR?
CO₂-Fußabdruck von Superreichen
Immer mehr Privatjets unterwegs
Regierungskrise in Deutschland
Ampel kaputt!