Meduza-Auswahl 9. – 15. November: Opposition will mit Putin reden

In der Ukraine will Oleksii Arestowytsch mit Präsident Selenski konkurrieren – und mit Putin verhandeln. Texte aus dem Exil.

Oleksii Arestowytsch vor einem Gebäude in Kiew

Oleksii Arestowytsch am 10. Oktober 2022 in Kyjiw Foto: Oleksii Chumachenko/ZUMA Wire/imago

Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.

In der Woche vom 9. bis zum 15. November 2023 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:

Ukrainischer Oppositionspolitiker will mit Putin verhandeln

Seit dem Beginn des Krieges ist Oleksii Arestowytsch zu einem der bekanntesten Politiker der Ukraine geworden. Vor kurzem hat er angekündigt, dass er an den kommenden Präsidentschaftswahlen teilnehmen will. Bis Januar war Arestowytsch Berater des ukrainischen Präsidialamtes. Doch seit Endes dieser Tätigkeit ist er ein besonders harscher Kritiker des Präsidenten Wolodimir Selenski geworden. Meduza-Korrespondentin Elizaveta Antonova hat mit dem Politiker gesprochen.

In diesem Beitrag fasst Meduza seine Aussagen kurz zusammen (englischer Text). Arestowytsch wirft Selenskis Partei vor, ihn ausspioniert zu haben. Inzwischen lebt er im Ausland und schließt nicht aus, von dort aus in den Wahlkampf zu starten. Der Oppositionspolitiker schlägt außerdem unter anderem vor, Friedensverhandlungen mit Russland anzuleiern.

Ein Ticket aus dem Gefängnis

Ein Mann in der russischen Stadt Kemerowo wurde 2020 zu 17 Jahren Gefängnis verurteilt, weil er seine Ex-Freundin brutal umgebracht hatte. Im Februar 2022 begann dann der Angriffskrieg gegen die Ukraine – und zwanzig Monate später wurde der verurteilte Mörder freigelassen, um für Russland an der Front zu kämpfen. Seine Geschichte ist keine Ausnahme, sondern die Regel in einem Land, das dringend menschliches Kampfmaterial benötigt.

Meduza hat ein Interview mit der Mutter der ermordeten Ex-Freundin ins Englische übersetzt. Ursprünglich hatte es die unabhängige Journalistenkooperative Bereg veröffentlicht. „Es gibt Hunderte von Müttern wie mich“, sagt sie. Aber wie viele andere Opferangehörige fürchtet sie Konsequenzen und möchte auf keinen Fall, dass ihre Kritik gegen die Regierung in Moskau an die Öffentlichkeit gerät. Mutig ist sie dennoch: Ihre Geschichte – „ihr Unglück“, wie sie sagt – möchte sie so weit wie möglich verbreiten.

Ukrainischer Oberst hinter dem Angriff auf Nord Stream?

Der Offizier Roman Chervinsky (48) sitzt derzeit in einem Kyjiwer Gefängnis. Laut Angaben der Washington Post koordinierte er den Angriff am 26. September auf die Nord-Stream-Pipeline. Chervinsky bestreitet jegliche Beteiligung.

Quellen zufolge führte Chervinsky eine Gruppe von sechs Personen an, die unter falscher Identität ein Segelboot mieteten und eine Tiefseetauchausrüstung benutzten, um Sprengsätze an der Gas-Pipeline anzubringen. Chervinsky sei jedoch bei der Planung nicht allein gewesen, schreibt die Washington Post: Dem Blatt zufolge führte er Befehle hochrangiger Offiziere aus, die letztlich dem ukrainischen Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj unterstanden. Darüber berichtet auch Meduza.

Weitere Nawalny-Unterstützer verhaftet

Die ehemalige Leiterin der Dependance von Nawalnys Oppositionsorganisaton in Tomsk, Xenia Fadejewa, wurde in Untersuchungshaft genommen und wegen „Extremismus“ angeklagt. Meduza macht auf diesen erneuten Fall der Kriminalisierung von Nawalny-Anhängern aufmerksam und bezieht sich auf Angaben des ehemaligen Stellvertreters Fadejewas (russischer Text).

Wie das Medium Mediazona berichtet, wird ihr vorgeworfen, unter Ausnutzung ihrer offiziellen Position Aktivitäten einer extremistischen Gemeinschaft organisiert zu haben. Außerdem soll sie an einer gemeinnützigen Organisation beteiligt gewesen sein, die die Persönlichkeit und die Rechte der russischen Bürger verletzt habe. Der Grund für die Strafverfolgung: ihre Arbeit in Nawalnys Team.

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