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Knatsch bei Holstein KielFans sabotieren Werbebande

Bei Holstein Kiel streiten Fans und Vereinsführung über eine Werbebande im Stadion. Nun eskaliert der Konflikt.

Spaß mit der Mannschaft, Frust mit dem Vorstand: Kiels Fankurve nach dem Sieg gegen Paderborn Foto: dpa | Michael Schwartz

Kiel taz | Die Stimmung beim Männerfußball-Zweitligisten Holstein Kiel ist dieser Tage ambivalent: Fußballerisch läuft es, in der Frühphase der neuen Saison steht das Team von Marcel Rapp hinter dem HSV auf Platz zwei. Auch das vergangene Heimspiel gegen den SC Paderborn hat der KSV mit 2:1 gewonnen. Doch dies war auch der bisherige Höhepunkt der Auseinandersetzungen zwischen Teilen der Fanszene und dem KSV-Vorstand.

Vermummte Fans waren während des Spiels über einen Zaun geklettert und hatten eine LED-Werbebande außer Betrieb gesetzt. Außerdem entfernten sie Kabel und beschädigten die Technik. Ordner kamen zu spät, da sie durch Fahnenhalter und Stangen aus dem Fanblock aufgehalten wurden. Von Seiten des Vereins hieß es, es seien zudem Gegenstände auf das Personal geworfen worden. In einer Stellungnahme heißt es: „Hierbei wurde offenbar bewusst die Verletzung von Menschen in Kauf genommen.“

Besagte Werbebande war zur neuen Saison vor der Westkurve, dem Sitz der Holstein-Fans, aufgestellt worden und hatte für Unmut gesorgt. Der Kieler Fandachverband Block 501 äußerte sich schon im August kritisch: „Dass diese LED-Werbebande auch noch auf einem Podest steht und uns somit jegliche Möglichkeit nimmt, unseren Verein und vor allem das Team farbenfroh und sichtbar zu unterstützen, stellt für uns einen weiteren Schlag ins Gesicht dar.“ Farbenfroh war dann jedenfalls bis Spielende auch die lahmgelegte Werbebande nicht mehr.

Die Vereinsführung will diese Form des Protests nicht hinnehmen: „Dieses Verhalten ist eine Eskalation, die uns fassungslos macht und so nicht toleriert werden kann und darf“, heißt es in der Stellungnahme. Wolfgang Schwenke, kaufmännischer Geschäftsführer von Holstein Kiel, sieht aber nur eine Minderheit in der Kritik: „Das sind ein paar Handvoll, die mit ihren Aktionen die Situation eskalieren lassen.“ Den Dialog mit der aktiven Fanszene wolle man auch in Zukunft fortsetzen.

Einschränkung der Fankultur

Für Thomas Kessen, Sprecher des Vereins „Unsere Kurve“, in dem sich Fanorganisationen von der Bundesliga bis zur Regionalliga zusammengeschlossen haben, ist der Kieler Fall keine Ausnahme. Auch in anderen deutschen Fußballclubs würde die Fankultur zugunsten kommerzieller Interessen der Vereine eingeschränkt. „Wieso Vereins- beziehungsweise Geschäftsführungen immer wieder ohne Not diesen Konflikt eingehen, ist uns schleierhaft“, sagt Kessen.

Auch der Fan-Dachverband Block 501 ist eindeutig in seiner Kritik am „rücksichtslosen Vorgehen der Vereinsführung, denen die Einnahmen durch eine einzige Werbebande wichtiger sind als die bunte, kreative und einzigartige Arbeit der eigenen Fans“.

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