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Nachhaltigkeitsziele der UNHalbzeit!

Ein gutes Leben für alle – das wollten die Vereinten Nationen mit der Agenda 2030 erreichen. Sieben Jahre bleiben fürs große Ziel.

Eine Lehrerin klärt in Malawi über Cholera und Hygiene auf Foto: Joao Silva/NYT/Redux/laif

Wie geht das, ein gutes Leben für alle? Was dazugehört, ist eigentlich klar: Ein Leben ohne Armut, ohne Hunger. Zugang zu Bildung und Arbeit, Wasser und sauberer Energie. Und natürlich der Schutz unserer Lebensräume, der Meere, der Wälder, der Artenvielfalt.

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Eigentlich ganz einfach, oder?

Diese Ziele für die Zukunft nahmen im September 2015 alle 193 UN-Mitgliedstaaten in der Agenda 2030 an. Darin wurden 17 nachhaltige Entwicklungsziele, kurz SDGs (Sustainable Development Goals) für eine sozial gerechte und ökologische Zukunft definiert. „Niemand soll zurückgelassen werden“, das war das Motto.

Acht Jahre sind seitdem vergangen, sieben Jahre bleiben noch bis zum Jahr 2030. Halbzeitpfiff also für das Ziel vom guten Leben. Und Zeit für eine Zwischenbilanz.

Es geht voran

Die Ziele, so viel ist schon klar, werden bis 2030 kaum zu erreichen sein. Zu diesem Schluss kommt ein Team von Wis­sen­schaft­le­r*in­nen, die die Fortschritte der Agenda 2030 untersuchen.

Los geht es gleich beim ersten Ziel, der Beseitigung ex­tre­mer Armut. „Wenig oder gar kein Fortschritt“ bilanziert der jüngste Weltnachhaltigkeitsbericht. Heute lebt etwa jeder Zehnte (9,3 Prozent) mit weniger als 1,90 US Dollar pro Tag. Vor vier Jahren waren es nur 8,4 Prozent. Immerhin: Vor acht Jahren, als die UN die Ziele beschloss, waren es noch über 10 Prozent der Weltbevölkerung.

Es gab also Fortschritte, doch dieser ist durch eine Vielzahl von Krisen teils zunichte gemacht worden. Im Zuge der Pandemie seien 75 bis 95 Millionen Menschen in die extreme Armut gerutscht. Nimmt man, wie etwa die Weltbank, 6,85 US Dollar pro Tag als Maßstab für Armut, hat fast die Hälfte der Erdbevölkerung weniger zu Verfügung: 47 Prozent.

Nur 15 Prozent der Ziele sind auf dem richtigen Weg

Verschlechtert hat sich auch die Ernährungssicherheit. 735 Millionen Menschen hungerten 2022. Zu Beginn der Agenda waren es 589 Millionen. Die Zahl steigt vor allem in Afrika und Zentral- und Südasien. Auch beim Zugang zur Schulbildung gibt es Rückschritte, ebenso beim Klimaschutz und der biologischen Vielfalt. Bei der Geschlechtergerechtigkeit bewegt sich kaum etwas.

Auf Kurs sind laut Bericht drei Ziele: Mehr Menschen haben Zugang zu Mobiltelefonen und Internet. Und es gab in den letzten Jahren mehr Geld für Forschung und Wissenschaft.

Die Untersuchung zeigt, dass wir nur bei etwa 15 Prozent der Ziele auf dem richtigen Weg sind. Bei einem Drittel der Ziele stagniert die Entwicklung oder ist sogar rückläufig gegenüber 2015. „Auf halbem Weg zum Jahr 2030 ist die Lage dramatisch“, bilanzieren die Au­to­rïnnen. Gründe dafür sind auch die schlechte wirtschaftliche Lage nach der Coronapandemie und dem russischen Angriff auf die Ukraine sowie zahlreiche weitere Kriege und Klimakatastrophen.

„Es ist noch nicht zu spät, das Blatt zu wenden“, versuchte UN-Generalsekretär António Guterres im Vorfeld des UN-Gipfels in New York, Hoffnung zu geben. Am 18. und 19. September, vor der UN-Generalversammlung, trifft sich die Welt zum SDG-Gipfel. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz wird erwartet. Am Ende soll eine beschleunigte Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele beschlossen werden.

It’s about money

Im Mittelpunkt der Diskussionen wird die Frage der Finanzierung stehen. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat berechnet, dass den Entwicklungsländern 3,9 Billionen US-Dollar fehlen, um die Ziele zu erreichen. Zwar haben sich die Zahlungen seit 2019 erhöht, viele Industriestaaten kommen aber nicht der Verpflichtung nach, 0,7 Prozent ihres Nationaleinkommens dafür auszugeben. Auch haben sie noch nicht die zugesagten 100 Milliarden US-Dollar für Klimafinanzierung bereitgestellt, die ab 2020 jährlich versprochen wurden.

Die Agenda 2030

Der Beschluss

Im Jahr 2015 hat sich die Weltgemeinschaft ein großes Ziel gesetzt: Bis zum Jahr 2030 sollen 17 globale Nachhaltigkeitsziele erreicht werden, die ein gutes Leben für alle Menschen auf dem Planeten ermöglichen sollen.

Die Ziele

Die 17 Nachhaltigkeitsziele (sustainable development goals, SDG) haben einen umfassenden sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Anspruch. Dazu gehören das Ende von Armut und Hunger, aber auch Zugang zu sauberem Wasser und Gesundheitsversorgung, guter Arbeit und grüner Energie. Auch Klimaschutz, das Leben an Land und in den Weltmeeren werden bedacht.

Der Weg

Es gibt Fortschritte, aber es geht zu langsam. Die Pandemie, Kriege und die steigenden Preise für Lebensmittel haben einige Fortschritte zunichte gemacht. In der kommenden Woche trifft sich die Weltgemeinschaft beim UN-Gipfel im New York, um die Umsetzung der Ziele zu beraten.

Lauter wird deshalb die Forderung, die internationale Finanzarchitektur grundlegend zu reformieren. Multilaterale Entwicklungsbanken müssten Entwicklungsländern mehr Geld, bessere Konditionen und mehr Spielraum geben. Das forderten zuletzt die G20. Auf dem Afrikanischen Klimagipfel wurde kürzlich eine globale CO2-Steuer gefordert, auch das soll in New York diskutiert werden. Die Hoffnung ist, dass eine solche Steuer Entwicklungsländern die Möglichkeit gibt, in Klimaschutz und soziale Sicherung zu investieren.

Ärmere Staaten kritisieren zudem, dass sie auf den Finanzmärkten bis zu achtmal höhere Zinssätze auf Kredite zahlen als Industrieländer. Viele Länder im Globalen Süden sind hoch verschuldet. Das Geld, das sie für Zinsen bezahlen, fehlt für öffentliche Ausgaben in Bildung oder Gesundheit. Gleichzeitig sorgt legale und illegale Steuerflucht für Lücken in den Staatshaushalten. Die Ungleichheit an Wohlstand vergrößert sich.

Wie weiter?

Geld für soziale Sicherungssysteme, der Einsatz für Frieden, Klima-, Umwelt- und Artenschutz – all das braucht internationale Kooperation. Was ist also vom anstehenden Gipfel in New York politisch zu erwarten?

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Vielleicht gibt es leisen Grund zum Optimismus. Denn die Konfrontation zwischen China und den USA, zwischen Russland und der Europäischen Union und das Streben dieser Mächte nach stabilen Partnern und Ressourcen wird auch New York zum Schauplatz geopolitischer Spannungen machen.

Der Globale Süden hat in dieser internationalen Machtverschiebung eine stärkere Stimme bekommen. Die mächtigen Staaten brauchen sie, für die Energiewende und für den Zugang zu ihren Ressourcen. Das zeigt etwa auch die gerade beschlossene Aufnahme der Afrikanischen Union in die G20.

Die Interessen der Ärmsten der Welt repräsentieren diese Bündnisse jedoch nicht. Und auch die BRICS-Staaten waren bei ihrem jüngsten Treffen in Südafrika hörbar leise zu Themen der Verschuldung, auch die G20 schwieg über Zinspolitik.

Der SDG-Gipfel in New York soll die Welt wieder mal an eine bessere Zukunft erinnern. Vielleicht kann die internationale Gemeinschaft etwas erreichen. Sicher wird es neue Beschlüsse geben. Vermutlich bleiben sie aber wieder: unverbindlich.

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2 Kommentare

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  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    "Ärmere Staaten kritisieren zudem, dass sie auf den Finanzmärkten bis zu achtmal höhere Zinssätze auf Kredite zahlen als Industrieländer."

    Gilt privat-, betriebs-, volks- und globalwirtschaftlich: Nichts ist so teuer wie Armut.

  • "Viele Länder im Globalen Süden sind hoch verschuldet."



    Da hat doch die "Modern Monetary Theory" die ideale Lösung: Die Länder sollten sich nicht in USD, sondern in ihrer eigenen Währung verschulden. Das können sie doch grenzenlos machen, da können sie ja garnicht pleitegehen.



    Solche Anleihen will keiner haben? So ein Pech aber auch...