Mondsonde aus Indien sicher am Ziel: Dark Side of the Moon
Wenige Tage nach Russlands Scheitern feiert Indien mit der Landung am Südpol des Mondes einen Erfolg. „Indien ist auf dem Mond“, jubelt Premier Modi.
Gegen 18.03 Ortszeit (14.33 Uhr deutsche Zeit) am Mittwoch gelang der Sonde Chandrayaan-3 („Mondwagen“ 3) schließlich tatsächlich eine sanfte Landung auf dem Mond in der Nähe des Südpols. Ein großer Schritt, der noch vor vier Jahren misslungen war – und der erst vor wenigen Tagen Russland auch nicht gelungen ist. Auch eine japanische Mondlandemission war im April gescheitert.
„Indien ist auf dem Mond“, verkündet nun Premierminister Narendra Modi (BJP). Er spricht von einem „Sieg für das neue Indien“. Dann richtet er sich auf Englisch an die Weltöffentlichkeit und ergänzt: „Der Erfolg Indiens gehört der gesamten Menschheit“. Zuvor hatten sich viele internationale Berühmtheiten zu den Ereignissen geäußert, unter anderen Elon Musk und Jeff Bezos, die beide private Raumfahrtprogramme unterhalten.
Die Freude in Indien ist überwältigend. Insbesondere die indische Mittelschicht reagierte mit Stolz auf den Erfolg. Sreedhara Panicker Somanath, der Vorsitzender der indischen Weltraumforschungsorganisation ISRO bedankte sich bei seiner Ansprache bei den Mitarbeiter:innen der Mission. Dazwischen gab es viel Applaus.
Das vierte Land auf dem Mond
Indien ist nun das vierte Land, das erfolgreich eine Mondlandung durchgeführt hat. Vor über 50 Jahren gelang dies der UdSSR, kurz darauf den USA sogar mit einer bemannten Mission, und 2013 erstmals China mit einem Mondfahrzeug.
Mit dieser Landung habe man die Messlatte inspirierend hoch gesetzt, ergänzte M. Sankaran, angesehener Wissenschaftler bei ISRO. Jetzt freue man sich darauf, weiter an einer bemannten Mondmission zu arbeiten und einer, um die Venus zu erforschen. Laut ISRO wurde die Landung durch künstliche Intelligenz unterstützt.
Schon vor diesem Durchbruch genoss die indische Raumfahrtagentur ISRO, die sich im südlichen Indien befindet, hohes Ansehen. Indien feierte schon bisweilen einige Erfolge in der Raumfahrt, dazu gehörte die Entwicklung einer eigenen Trägerrakete. Mit einer solchen startete die Mission von der äquatornahen Insel Sriharikota ins All.
Noch dazu ist Indiens Mondfahrtprogramm im internationalen Vergleich das ökonomischste. Laut offiziellen Angaben kostete der Einsatz der Chandrayaan-3 Mission umgerechnet 75 Millionen US-Dollar – weniger als halb so viel wie die Produktion des Weltraum-Sciencefiction-Films Interstellar.
Es funktioniert nur bei Sonnenlicht
Die Wissenschaftler:innen hoffen nun bald, die Zusammensetzung von Gestein aus der Nähe des Mond-Südpols zu erforschen. Er soll mit dem Rover gesammelt werden. Das Besondere am Mondfahrzeug Pragyaan ist, dass es nur 26 Kilogramm wiegt und mit Solarenergie betrieben wird. Es wird von Mittwoch an für einen halben Mondtag oder 14 Erdentage funktionieren, bis Dunkelheit eintritt und dadurch die Energieversorgung abbricht.
Denn anders als häufig angenommen ist die dunkle Seite des Mondes gar nicht dunkel, sondern nur der Erde abgewandt. Es ist noch unklar, ob Pragyaan weiter funktionieren wird, wenn die Sonne nach weiteren zwei Wochen wieder aufgeht.
Außerdem hofft ISRO, gefrorene Wasservorkommen zu entdecken. Falls tatsächlich Eisvorkommen gefunden werden, könnte daraus Sauerstoff und Treibstoff gewonnen werden, die die Untersuchung des Mondes für Forschende erleichtern würde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel demoliert beduinisches Dorf
Das Ende von Umm al-Hiran
Lang geplantes Ende der Ampelkoalition
Seine feuchten Augen
Etgar Keret über Boykotte und Literatur
„Wir erleben gerade Dummheit, durch die Bank“
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Telefonat mit Putin
Falsche Nummer
Ost-Preise nur für Wessis
Nur zu Besuch