piwik no script img

Mondsonde aus Indien sicher am ZielDark Side of the Moon

Wenige Tage nach Russlands Scheitern feiert Indien mit der Landung am Südpol des Mondes einen Erfolg. „Indien ist auf dem Mond“, jubelt Premier Modi.

Die indische Mondlandung im öffentlichen Livestream, Gujarat Science City, Ahmedabad Foto: Amit Dave / reuters

Mumbai taz | Das Bangen seit dem Start der Mission am 14. Juli war groß. Würde es Indien gelingen, sanft auf der Mondoberfläche zu landen? Je näher der Termin rückte, desto sicherer waren sich viele: Wir werden bald auf den Straßen tanzen und feiern, wenn Indien die erste Mondlandung gelingt, so war in der Metropole Mumbai nur wenige Stunden zuvor zu hören.

Gegen 18.03 Ortszeit (14.33 Uhr deutsche Zeit) am Mittwoch gelang der Sonde Chandrayaan-3 („Mondwagen“ 3) schließlich tatsächlich eine sanfte Landung auf dem Mond in der Nähe des Südpols. Ein großer Schritt, der noch vor vier Jahren misslungen war – und der erst vor wenigen Tagen Russland auch nicht gelungen ist. Auch eine japanische Mondlandemission war im April gescheitert.

„Indien ist auf dem Mond“, verkündet nun Premierminister Narendra Modi (BJP). Er spricht von einem „Sieg für das neue Indien“. Dann richtet er sich auf Englisch an die Weltöffentlichkeit und ergänzt: „Der Erfolg Indiens gehört der gesamten Menschheit“. Zuvor hatten sich viele internationale Berühmtheiten zu den Ereignissen geäußert, unter anderen Elon Musk und Jeff Bezos, die beide private Raumfahrtprogramme unterhalten.

Die Freude in Indien ist überwältigend. Insbesondere die indische Mittelschicht reagierte mit Stolz auf den Erfolg. Sreedhara Panicker Somanath, der Vorsitzender der indischen Weltraumforschungsorganisation ISRO bedankte sich bei seiner Ansprache bei den Mit­ar­bei­te­r:in­nen der Mission. Dazwischen gab es viel Applaus.

Das vierte Land auf dem Mond

Indien ist nun das vierte Land, das erfolgreich eine Mondlandung durchgeführt hat. Vor über 50 Jahren gelang dies der UdSSR, kurz darauf den USA sogar mit einer bemannten Mission, und 2013 erstmals China mit einem Mondfahrzeug.

Mit dieser Landung habe man die Messlatte inspirierend hoch gesetzt, ergänzte M. Sankaran, angesehener Wissenschaftler bei ISRO. Jetzt freue man sich darauf, weiter an einer bemannten Mondmission zu arbeiten und einer, um die Venus zu erforschen. Laut ISRO wurde die Landung durch künstliche Intelligenz unterstützt.

Schon vor diesem Durchbruch genoss die indische Raumfahrtagentur ISRO, die sich im südlichen Indien befindet, hohes Ansehen. Indien feierte schon bisweilen einige Erfolge in der Raumfahrt, dazu gehörte die Entwicklung einer eigenen Trägerrakete. Mit einer solchen startete die Mission von der äquatornahen Insel Sriharikota ins All.

Noch dazu ist Indiens Mondfahrtprogramm im internationalen Vergleich das ökonomischste. Laut offiziellen Angaben kostete der Einsatz der Chandrayaan-3 Mission umgerechnet 75 Millionen US-Dollar – weniger als halb so viel wie die Produktion des Weltraum-Sciencefiction-Films Interstellar.

Es funktioniert nur bei Sonnenlicht

Die Wis­sen­schaft­le­r:in­nen hoffen nun bald, die Zusammensetzung von Gestein aus der Nähe des Mond-Südpols zu erforschen. Er soll mit dem Rover gesammelt werden. Das Besondere am Mondfahrzeug Pragyaan ist, dass es nur 26 Kilogramm wiegt und mit Solarenergie betrieben wird. Es wird von Mittwoch an für einen halben Mondtag oder 14 Erdentage funktionieren, bis Dunkelheit eintritt und dadurch die Energieversorgung abbricht.

Denn anders als häufig angenommen ist die dunkle Seite des Mondes gar nicht dunkel, sondern nur der Erde abgewandt. Es ist noch unklar, ob Pragyaan weiter funktionieren wird, wenn die Sonne nach weiteren zwei Wochen wieder aufgeht.

Außerdem hofft ISRO, gefrorene Wasservorkommen zu entdecken. Falls tatsächlich Eisvorkommen gefunden werden, könnte daraus Sauerstoff und Treibstoff gewonnen werden, die die Untersuchung des Mondes für Forschende erleichtern würde.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • Wieso bekommt Indien noch 1 Milliarde Entwicklungshilfe pro Jahr?

    • @Stoffel:

      Sowas nennt man wertegeleitete Aussenpolitik, da werden Werte weitergeleitet...

  • far side of the moon - erdabgewandte Seite =/= dark side of the moon - die dunkle Seite des Mondes

  • Es gibt eine dunkle Seite des Mondes und eine abgewandte Seite des Mondes. Das sind zwei unterschiedliche Sachverhalte.



    Von der Erde aus sieht man immer die gleiche Seite des Mondes. Da sich der Mond aber (ca einmal im Monat) um die Erde dreht, ist die Seite, die die Sonne sieht nicht immer die gleiche. Daher sehen wir ja nachts, wenn wir nur das reflektierte Licht vom Mond sehen, die unterschiedlichen Phasen des Mondes, wie zunehmend, Vollmond, abnehmend und Neumond.



    Da die Mondsonden von der Erde starten, ist für die direkte Kommunikation zu den Mondlandefähren, die entscheidende Frage, ob man versucht auf der erdabgewandten Seite zu landen, da dies entweder einen Relaissatelliten braucht oder autonome Fähigkeiten und damit als schwierig gilt.



    Ob man auf der 'Dark Side of the moon' landet hat dann nur noch was mit der Energieversorgung zu tun, die aber nicht so zeitkritisch ist, wie die Kommunikation.



    Daher ist die Überschrift zwar 'sexy' aber technisch irreführend.



    'KSM off'



    In jedem Falle eine tolle Leistung der Indian Space Research Organization (ISRO), und ein symbolischer Vorteil für einen demokratischen Staat vor dem russischen Versuch vor ein paar Tagen.

    • @Grauton:

      Über Modis Demokratieverständnis lässt sich sicher diskutieren. . .

      • @_LuX_7:

        Schon klar, aber über Putins wohl nicht mehr...

  • "Laut offiziellen Angaben kostete der Einsatz der Chandrayaan-3 Mission umgerechnet 75 Millionen US-Dollar – weniger als halb so viel wie die Produktion des Weltraum-Sciencefiction-Films Interstellar."

    Sorry, aber dieser Vergleich ist völlig albern. Ein Hubschrauber kostet auch mehr als ein Döner und ein Nagelknipser weniger als ein Ticket zu den Wagner-Festspielen in Bayreuth.