Libanon will Barbie-Film verbieten: „Gegen die Werte des Landes“

Der Kulturminister schimpft, der Barbie-Film fördere „Homosexualität“. Ob er im Libanon verboten wird, entscheidet das Amt für Innere Sicherheit.

Ein Pärchen betrachtet Filmposter, unter anderem für den Barbie-Film

In Saudi-Arabien läuft er in den Kinos, in Libanon ist er bald verboten: der Barbie-Film Foto: Ahmed Yosri/reuters

BEIRUT taz | Der Barbie-Kinofilm ist im Libanon nun eine Sache der inneren Sicherheit. Kulturminister Mohammad Mortada hat das Innenministerium aufgefordert, „Barbie“ zu verbieten, da der Film den „moralischen und religiösen Werten des Landes“ widerspreche und „Homosexualität und sexuelle Veränderungen“ fördere. Der Film befürworte auch die Ablehnung patriarchaler Autorität und mache „die Rolle der Mütter lächerlich“.

Der Film auf Grundlage der Spielzeugpuppe Barbie wurde weltweit mit großen Werbedeals, viel Rosa und Pink beworben. Die Kritiken jedoch loben den schlagfertigen Humor, die feministische und queerfreundliche Botschaft – die Trans-Schauspielerin Hari Nef spielt eine der vielen Versionen von Barbie.

Im Libanon sollte der Film erst am 31. August in die Kinos kommen. Dieses Datum hat der arabische Vertreiber, die Vox-Kinos in Dubai, festgelegt, ohne einen Grund zu nennen. In den sozialen Medien munkelte es, das liege an den Zensurbehörden. In Kuwait hat das Informationsministerium am Mittwoch beschlossen, den Film zu verbieten. Er widerspreche der öffentlichen Ethik. Auch im Libanon müssen Filme durch die Zensurbehörde. Diese genehmigt oder zensiert Filme oder Theaterstücke, bevor sie öffentlich gezeigt werden, und ist an die sogenannte Allgemeine Sicherheitsbehörde angegliedert. Zwar sagte das Filmzensur-Komitee, dem unter anderem auch Angestellte des Wirtschaftsministeriums angehören, es sehe keinen Grund für ein Verbot. Doch das letzte Wort hat die Sicherheitsbehörde, die sich noch nicht entschieden hat.

Hat das Land keine anderen Probleme? Doch, die hat es: eine seit 2019 andauernde Wirtschaftskrise, eine Übergangsregierung, die nur geschäftlich im Amt ist, keinen Präsidenten, ein Parlament, das kaum zusammenkommt, und eine politische Elite, die den Libanon durch Korruption in den Staatsbankrott getrieben hat. Dazu der Protest der Angehörigen der Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut am 4. August 2020, die Aufklärung fordern. Da passt es aus Sichtweise der politischen Elite doch super, etwas Wirbel rund um den Barbie-Film zu machen, um vom politischen Miss- und Stillstand abzulenken.

Auch der letzte Spider-Man-Film wurde übrigens verboten – wegen einer Transgender-Pride-Flagge, die einmal kurz im Hintergrund zu sehen ist. Im vergangenen Jahr schloss sich der Libanon mindestens 14 Ländern aus Asien und Afrika an und verbot den Pixar-Film „Lightyear“ wegen eines gleichgeschlechtlichen Kusses.

„Oppenheimer“, der Film über den Erfinder der Atombombe, lief derweil zum internationalen Kinostart im Libanon an. Und das, obwohl der Protagonist in einer Sexszene aus der hinduistischen Schrift Bhagavad Gita liest. Für die religiöse Moral im Libanon ist das aber wohl kein Problem.

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