Kinoempfehlungen für Berlin: Im Multiversum der Su­per­hel­d*in­nen

Die Sparmaßnahmen treffen vor allem öffentlich geförderte Kinos. Und nach Corona will sich die Branche nun wohl mit Blockbustern über den Sommer retten.

Spider Man vor einer Hochhaus-Skyline

„Spider-Man: Across the Spider-Verse“ (2023) Foto: Sony Pictures Animation

Es ist Sommer. Was man nicht nur daran merkt, dass es draußen heiß und sonnig ist. Sondern auch am eingeschränkten Berliner Kinoprogramm. Und das ist auch gar nicht verwunderlich, denn wer möchte sich schon aufwändige Filmreihen ausdenken und tolle Gäste einladen, nur um dann festzustellen, dass das potenzielle Publikum seine Zeit lieber am Badesee verbringt.

Doch irgendwie scheint das alles in diesem Jahr noch ein wenig dramatischer zu sein, und man kommt nicht umhin, dafür wohl auch die weitreichenden Folgen der Corona-Zeit verantwortlich zu machen.

Denn die Sparmaßnahmen zeichneten sich in den vergangenen Monaten besonders drastisch bei jenen Kinos ab, deren Finanzierung weitgehend von staatlichen oder kommunalen Zuschüssen abhängt. Beispiele: Das Kino Arsenal hat seinen während der Pandemie geschlossenen zweiten kleinen Kinosaal überhaupt nicht wieder in Betrieb genommen und spielt im Hauptkino auch nur noch einen Film pro Tag.

Momentan ist man da gerade wieder bei der extrem traditionellen sommerlichen Tarkovskij-Retrospektive angelangt; sie sei für alle Interessent: innen hiermit erwähnt und läuft noch bis Ende August. Beim Kino Babylon Mitte ist die Programmpolitik immer nur schwer einzuschätzen, aber im Juli bleibt das Kino komplett geschlossen, dort geht es erst Anfang August mit einer Almodovar-Retro wieder los.

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Ebenfalls geschlossen (bis 17. August) ist momentan das Zeughauskino, das seit Januar aufgrund der Klimatechnik-Sanierung im Zeughaus sowieso in den Pei-Bau ausweichen musste, in seinem Regelbetrieb aber auch schon gezwungen war, zwei wöchentliche Schließtage zu einführen.

Auch die Deutsche Kinemathek hat seit kurzem einen Schließtag, und dass der Berlinale im kommenden Jahr die Zuschüsse der BKM erheblich gekürzt werden (was wohl die Streichung oder Einschränkung ganzer Sektionen zur Folge haben wird), wurde ja ebenfalls kürzlich bekannt. Keine Sommerpause macht übrigens das Filmmuseum Potsdam – aber als dort kürzlich eine Mitarbeiterin erkrankte, fiel das Kinoprogramm auch gleich für einen ganzen Monat aus.

Erfreuliche Entwicklungen sehen anders aus. Was läuft denn überhaupt noch? Jenseits der institutionellen Kinos scheint sich die Branche vor allem mit Blockbustern über den Sommer retten zu wollen.

Deshalb hier ein kleiner Rundumschlag: Der Animationsfilm „Spider-Man: Across the Spider-Verse“ kam schon Anfang Juni in die Kinos und ist ein gestalterisch wirklich gelungener Versuch, die Ästhetik und komprimierte Dynamik von Comicheften in eine filmische Form zu übertragen. Weil es Spider-Man aber mittlerweile nicht mehr nur einmal gibt, sondern viele Spider-Männer und -Frauen in einem Multiversum herumturnen, kann man auch leicht mal den Überblick verlieren (13. – 19. 7., diverse Uhrzeiten, B-ware! Ladenkino).

Das Altersproblem von Harrison Ford (der Mann ist 80!) vermag „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ technisch und inhaltlich ganz gut zu lösen, aber dass die Geschichte dann doch derart formelhaft abläuft (Nazis! Kinder! Verborgene Schätze!), ist eher etwas enttäuschend. Nur was für Leute, die immer noch glauben, Archäologie sei ein Action-Beruf (13. – 19. 7., diverse Uhrzeiten, diverse Kinos).

Besser macht es „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil Eins“, der trotz Tom Cruise und erheblicher Länge (163 Minuten) sehr kurzweilig unterhält: wie ein guter alter Spionagethriller mit leicht aus der Proportion geratenen Actionsequenzen. Und das ist ja erst der erste Teil… (13. – 19. 7., diverse Uhrzeiten, Hackesche Höfe Kinos, Rollberg Kinos)

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Lars Penning, geboren 1962. Studium der Publizistik, Theaterwissenschaft und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der FU Berlin. Freier Filmjournalist. Buchveröffentlichungen: Cameron Diaz (2001) und Julia Roberts (2003). Zahlreiche filmhistorische und –analytische Beiträge für verschiedene Publikationen. Lebt in Berlin.

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