Naturschutzorganisation WWF in Russland: Der Pandabär darf nicht mehr

Noch vor einigen Jahren lobte Putin die Arbeit der Umweltorganisation. Nun führt er sie – und einige andere NGOs – als „ausländische Agenten“.

Eine Frau in karrierter Jacke hält eine Kerz mit dem Logo des WWF in den Händen

Ist jetzt eine „unerwünschte Organisation“ in Russland: WWF Foto: Sergei Bobylev/imago

BERLIN taz | Aus für den World Wide Fund for Nature (WWF) in Russland: Am Donnerstag teilte der russische Ableger der Natur- und Umweltschutzorganisation mit, alle Beziehungen zur Zentrale in der Schweiz abbrechen zu wollen. Das Logo mit dem Pandabären und die Abkürzung WWF würden nicht mehr verwendet.

Dem Schritt vorausgegangen war eine Entscheidung der russischen Generalstaatsanwaltschaft vom Vortag. Sie hatte den WWF zu einer „unerwünschten“ Organisation erklärt. Zur Begründung hieß es, der WWF werde „als Fassade für Projekte benutzt, die eine Bedrohung für die Sicherheit des Landes im wirtschaftlichen Bereich darstellen“.

Die Aktivitäten des WWF seien darauf gerichtet gewesen, die Umsetzung des politischen Kurses für die industrielle Entwicklung der Arktis zu behindern. Zudem habe die Organisation die Umweltgruppen Drusja Baltiki (Freunde des Baltikums) und Ekologischeskaja Wachta Sachalina (Ökologische Wache Sachalins) unterstützt, deren Mitglieder wegen Beteiligung an Protesten juristisch belangt worden seien. Die Unterstützung stelle eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Russischen Föderation dar.

Sowohl der WWF als auch besagte zwei Gruppen werden als „ausländische Agenten“ geführt. Ein Gesetz von 2012 zwingt NGOs, die Gelder aus dem Ausland erhalten, sich in ein eigens dafür vorgesehenes Register eintragen zu lassen. Das Gesetz, das 2022 verschärft wurde, ist ein probates Mittel, um Kri­ti­ke­r*in­nen kaltzustellen.

Seit Mai ist auch Greenpeace gelistet

Die Beteiligung an Aktivitäten einer „unerwünschten“ Organisation ist eine Straftat und kann mit einer Geldbuße oder Haft bis zu vier Jahren geahndet werden. Die Liste der „unerwünschten“ Organisationen wird vor allem seit dem Beginn von Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 stetig länger. Derzeit sind dort 88 Organisationen aufgeführt (Stand: 21. Juni 2023) – seit dem 18. Mai auch Greenpeace.

Der WWF war seit 1988 in Russland (damals noch Sowjetunion) tätig. Die Vertretung in Russland nahm 1994 ihre Arbeit auf. Laut eigenen Angaben sind in dieser Zeit rund 1.500 Projekte zur Erhaltung und Verbesserung der natürlichen Ressourcen in 47 Regionen des Landes durchgeführt und dafür 133 Millionen Euro ausgegeben worden.

2014 anlässlich des 20. Geburtstags des WWF hatte Präsident Wladimir Putin der Organisation seine Anerkennung ausgesprochen. In seinem Glückwunschtelegramm fand der Kremlchef für einige Projekte lobende Worte – so die Wiederherstellung der europäischen Bisonpopulation, den Schutz des Amur-Tigers und des Schneeleoparden vor Wilderei sowie die Rückkehr des Leoparden in den Kaukasus.

Expert*innen, die der russische Dienst der BBC zitiert, werten den wachsenden Druck auf Um­welt­schüt­zer*­in­nen als Indiz für eine Verschärfung des Kampfes um Ressourcen angesichts der Sanktionen. Er sei auch als Teil der Isolierung Russlands vom Westen zu sehen.

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