Verschreibung von Naturaufenthalten: Natur auf Rezept wirkt
Wenn Ärzt:innen Naturaufenthalte verordnen, wirkt das gegen Bluthochdruck und psychische Erkrankungen. Das hat eine Studie festgestellt.
Der Mai ist der Monat der langen Wochenenden, und lange Wochenenden sind für Ausflüge da, Hauptsache, raus aus der Stadt. In manchen Ländern kann man sich solche Aufenthalte in der Natur sogar verschreiben lassen. In Korea wurden die gesundheitsfördernden Effekte von Naturaufenthalten bereits seit den 1920er Jahren untersucht, in Japan gehört Waldbaden seit den 1980er Jahren zur staatlichen Prävention. In den USA fördert die Initiative Park Prescription seit 2013 die Zusammenarbeit von Parkverwaltungen und Gesundheitsdienstleistern. Die britische Regierung hat 2020 ein Pilotprogramm aufgesetzt, mit dem in Regionen, die besonders stark von der Coronapandemie betroffen waren, psychische Erkrankungen durch Aktivitäten in der Natur verbessert werden sollen. Das können gemeinsame Spaziergänge mehrerer Patient:innen sein oder gärtnerische Projekte, die von Sozialarbeiter:innen begleitet werden. Und in Kanada können Ärzt:innen seit letztem Herbst Rezepte für Naturaufenthalte verschreiben. Wer eins hat, darf kostenlos in den nächsten Nationalpark.
Die Studie
Welchen Effekt solche Natur-Verschreibungen haben, hat ein Forscher:innenteam aus Australien untersucht. Die Ergebnisse wurde im April in The Lancet – Planetary Health veröffentlicht. Für die Untersuchung haben die Wissenschaftler:innen 28 Studien ausgewertet. In diesen Studien wurde untersucht, wie sich die psychische und körperliche Gesundheit von Menschen, die Naturaufenthalte verschrieben bekommen hatten, im Vergleich zu einer Kontrollgruppe entwickelte. Durch die Auswertung dieser Studien konnten die Wissenschaftler:innen feststellen, dass Natur-Verschreibungen den Blutdruck senken sowie Depressions- und Angsterkrankungen verbessern. Den positiven Effekt auf den Blutdruck fanden die Forscher:innen vor allem bei Maßnahmen, die von Ärzt:innen oder Pfleger:innen verordnet oder begleitet wurden. Depressionen und Angststörungen wurden vor allem dann besser, wenn die Naturaktion auch von Sozialarbeiter:innen begleitet wurden.
Was bringt’s?
Die Studie ist ein weiterer Beleg dafür, dass Aufenthalte in der Natur gut für die Gesundheit sind. Das liegt nicht nur an der Bewegung: Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass ein Waldspaziergang bessere Effekte als ein Stadtspaziergang hat. Und selbst wer sich im Wald nur auf den Boden legt, hat gesundheitlich etwas davon. Weitere Untersuchungen legen nahe, dass das verschiedene Gründe hat, so konnte etwa ein blutdrucksenkender Effekt pflanzlicher Duftstoffe nachgewiesen werden oder auch, dass allein der Anblick oder die Akustik einer Wald- oder Wasserlandschaft Stress reduziert. Auch der Waldbeauftragte der deutschen Bundesregierung – ja, den gibt es wirklich! – hat bereits gefordert, dass die Krankenkassen Gesundheitskurse im Wald finanziell unterstützen.
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