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Ein Wort für die KI-NutzungDer genial gepromptete Liebesbrief

Was haben Tesa und Tempo, was Apple nicht hat? Genau, ein eigenes Wort. In Sachen Künstliche Intelligenz können wir da schon mal auf Wortsuche gehen.

Wer weiß heute noch, dass Fön ursprünglich ein Markenname war? Foto: Norbert Schmidt/imago

V ielleicht hat man es als Unternehmen erst dann wirklich geschafft, wenn eine Marke zum Begriff für ein Produkt oder eine Tätigkeit wird. Wenn die Freundin nach einem Tempo fragt, das Kind nach Tesa oder der Kollege nach Aspirin. Wenn der Knirps in der Bahn liegen geblieben ist oder jemand den Schwarm googelt. Oder sich selbst.

Dass es vorbei ist mit der Bedeutung, wird auf dem gleichen Weg sichtbar, in umgekehrter Richtung: Wer weiß heute noch, dass Fön ursprünglich ein Markenname war und alles andere, was mit warmer bis heißer Luft aus einem Gerät mit waffenähnlicher Form die Haare trocknet, nur ein Haartrockner? Vermutlich nur die drei Menschen, die alte Werbeschilder auf Ebay suchen. Und sich dann zu Recht fragen, warum sich eigentlich das wunderbare Wort „Heißluftdusche“ nicht durchgesetzt hat.

Jedenfalls: Wir befinden uns aktuell in einer seltenen Situation. Klar, aus einem Haufen von Gründen, aber auch aus folgendem: Wann kann man schon miterleben, wie sich eine neue Technologie oder ein neues Produkt durchsetzt, die das Potenzial haben, ein eigenes Verb zu kreieren? Es geht natürlich um künstliche Intelligenz (KI) und die Anwendungen, die auf Textbefehle von Nut­ze­r:in­nen hin Bilder, Drehbücher, Liebesbriefe oder Songtexte erzeugen. Oder, na ja, das Schreiben ans Finanzamt.

Ob das neue Wort etwas mit KI drin wird oder dem englischen AI? Unwahrscheinlich, liegt beides eher sperrig im Mund. Vielleicht etwas mit „prompt“, das ist der Textbefehl? „Bei unseren ersten Chats habe ich alle Nachrichten gepromptet, aber er hat es gar nicht gemerkt.“ „Die Bilder in der Ausstellung waren echt genial gepromptet.“ Werden wir so etwas sagen?

Was es komplizierter macht: Eine neue Technologie macht ein neues Wort zwar möglich – aber nicht zwingend. Apples iPhone etwa, das derzeit gerne als Referenz genannt wird für die vorherige Disruption, hat kein eigenes hervorgebracht. Und das lag bestimmt nicht daran, dass es im Deutschen zu nahe an „veräppeln“ gewesen wäre. Auch die Erfindung der Waschmaschine, eine extrem unterschätzte Disruption, nein, das ist nicht ironisch, führte nicht zu einem eigenen Wort. Ob die Hose per Hand oder in der Maschine gewaschen wurde – die Sprache verrät es nicht.

Vielleicht aber sind das die wirklichen Revolutionen. Nicht die, die ein neues Wort hervorbringen. Sondern die, die ein bestehendes einfach in seiner Bedeutung überschreiben. So gesehen sollten wir froh sein, von „googeln“ zu sprechen. Denn es heißt: Im Rest des Lebens dürfen wir einfach suchen. Ganz ohne Big Tech.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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