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Datenleck im PentagonLeak mit fatalen Folgen für Kyjiw

Kommentar von Stefan Schaaf

Wem nützen die Datenleaks aus den US-Geheimdiensten? Vor allem natürlich den Russen. Klar ist, dass sie einen enormen Schaden für die Ukraine bedeuten.

Zweifel der USA an der Fähigkeit der Ukraine? Ausbildung von ukrainischen Spezialtruppen Foto: LIBKOS/ap/dpa

D ie Veröffentlichung interner Dokumente aus dem Pentagon und den US-Geheimdiensten sorgt für helle Aufregung in Washington. Zu Recht, denn es waren streng geschützte Informationen, die nur von autorisierten Personen gesichtet werden können, gespeichert auf vom Internet getrennten Computern in speziell gesicherten Räumen. Es ist höchst peinlich für die US-Regierung, wenn solche Informationen trotzdem an die Öffentlichkeit gelangen. Bisher hat – zumindest offiziell – niemand dort die leiseste Ahnung, wie dies geschehen konnte. Die Verbündeten der USA und vor allem die Ukraine, die zentral von den Leaks betroffen sind, dürften fassungslos sein.

Höchst seltsam ist der Weg, den die geleakten Dokumente genommen haben. Er lässt nicht auf ein gezieltes Wirken professioneller Geheimdienste schließen, sondern sieht eher aus wie das Werk jugendlicher Hacker, die sich einen Schabernack erlaubt haben. Schon Anfang März seien die ersten Dokumente auf der Onlineplattform Discord veröffentlicht worden, deren Nutzer dort vor allem über das Onlinespiel Minecraft diskutieren, schreibt die Rechercheplattform Bellingcat.

Es gebe sogar noch weiter zurückreichende, aber inzwischen gelöschte Spuren. Danach seien sie über die Seiten des Internetforums 4chan zu prorussischen Telegram-Accounts und zu Twitter gewandert, bevor die New York Times Ende vergangener Woche eine breitere Öffentlichkeit über die Geheimdokumente informierte.

Wem nützt eine solche Veröffentlichung? Es gibt in diesem Fall, anders als in dem von Chelsea Manning und Julian Assange, kein öffentliches Interesse, Kriegsverbrechen an die Öffentlichkeit zu bringen. Moskau profitiert, weil die Leaks Zweifel der USA an der Fähigkeit der Ukraine beschreiben, weitere Gebiete zurückzuerobern.

Pentagon legt sich öffentlich nicht fest

Auf allen Seiten wird auf verschiedenen Wegen versucht, den Schaden einzudämmen. Das Pentagon legt sich öffentlich nicht fest und verschafft sich so eine Atempause. Es gibt Hinweise, dass einige Details der Dokumente, etwa über die Opferzahlen des Militärs, gefälscht wurden.

Die Ukraine sagt, die ins Netz gelangten Informationen seien ja Wochen alt, und die Planungen für ihre Frühjahrsoffensive noch in Arbeit, niemand werde sie vorab erfahren. Aber die Details über die Positionen von ukrainischen Luftabwehrstellungen und den Mangel an Artilleriegeschossen nutzen den russischen Angreifern. Diese haben auch wertvolle Einblicke in die Fähigkeiten westlicher Geheimdienste gewonnen, ins Innere des russischen Machtapparats zu blicken.

Peinlich muss es für Moskau sein, wenn die Welt nun weiß, dass es offenbar mit Ägypten über die Lieferung von Raketen verhandelt hat und dass Emissäre der Wagner-Söldnertruppe ins Nato-Land Türkei reisten, um Waffennachschub zu organisieren.

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12 Kommentare

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  • jetzt mal ehrlich: Wer glaubt an den Wahrheitsgehalt? Leute, es ist Krieg! Da wird alles und nichts offengelegt. Jede Veröffentlichung ist sicher Teil der psychologischen Kriegsführung. Schon oft kamen "geheime amerikanische Infos" an die Öffentlichkeit und alle lachten über die Amis. (Z.B. die Hämmer, die 50$/Stück kosteten - am Ende lief darüber die verdeckte Finanzierung von CIA Aktionen) Und wer glaubt an 300000 Einberufene in R? Es waren vielleicht nur 50000 oder 500000.

    • @Fabian Lenné:

      Die russische Opposition geht von 500.000 einberufenen aus. Es war auch keine Teilmobiöisierung sondern rechtlich eine generalmobilmachung und im Text selbst taucht meines Wiasens nach gar keine Zahl auf.

  • Also die Dokumente, die ich gesehen habe, sind Handyfotos von Ausdrucken von - hauptsächlich - Karten. In diesem Fall war nun gerde kein Computerzugang vorhanden, denn dann wäre es in besserer Qualität. Vermisse auch die Erwähnung der nachträglichen Veränderungen dieser Dokumente. Und da geht es um die Opferzahlen Aka KIA's

  • Vielleicht ist es auch nur eine Kriegsfinte um den Russen etwas vorzugaukeln und in Sicherheit zu wiegen. Die kommenden Monate werden es zeigen.

  • Was genau soll an den leaks neu sein? Das Munitionsmangel auf beiden Seiten besteht ist nichts neues. Und auch die Flugabwehrstellungen von vor 3 Monaten sind heute kalter Kaffeee weil solche Systeme ohnehin nie am selben Platz operieren, sondern ständig verlegt werden, da sie sonst viel zu leicht auszuschalten wären.

  • Ein Jahr lang haben wir uns das Märchen von David gegen Goliath anhören müssen.



    Die Einschätzung der USA erschien schon immer als die realistischere. Dass das nun ans Licht tritt, sorgt bei den BefürworterInnen einer " militärischen Lösung" vielleicht mal für einen neuen Blickwinkel, wer eine militärische Lösung für sich entscheiden würde.

  • Ich sehe nicht inwieweit die Leaks fatal für die Ukraine sein sollen. Das die Chancen für eine Rückeroberung von bedeutenden Gebieten sehr gering ist, sind nun wirklich keine Neuigkeiten. Leider wird die Position der Ukraine um so schwächer, um so länger der Krieg dauert. Das ist Russland auch so bekannt. Inzwischen hat die Ukraine bereits die 10. Mobilisierungswelle hinter sich ( www.fr.de/politik/...-zr-92061281.html) sich.

  • und was lernen wir daraus?



    dass es gute "Leaker" wie Assange und Manning gibt, aber auch böse...

    • @peppolata:

      Wer sagt denn, dass Assange und Manning gute Leaker sind? Die Kriegsverbrechen, die sie aufgedeckt haben sind nun nicht gerade hilfreich bei der Verurteilung russischer Kriegsverbrechen. Wobei man fairweise sagen muss, dass sich inzwischen eigentlich niemand für die Enthüllungen interessiert.

  • "Höchst seltsam ist der Weg, den die geleakten Dokumente genommen haben. Er lässt nicht auf ein gezieltes Wirken professioneller Geheimdienste schließen, sondern sieht eher aus wie das Werk jugendlicher Hacker, die sich einen Schabernack erlaubt haben."

    Sollte einem zu denken geben: "jugendliche Hacker", die Zugang zu einem internen Account oder Computer von Mark Milley haben, und sonst zu nichts.

    "Den Russen" nutzen die Dokumente allenfalls dann, wenn sie eine US-ukrainische Fälschung sind, und den Kollaps der russischen Front und den Sturz des Moskauer Regimes zur Folge haben.

    Im Übrigen kann man bezüglich der Folgen des leichtfertigen Glaubens an die Korrektheit des Inhalts irgendwelcher auf unklarem Weg akquirierter Geheimdokumente ja mal bei Mussolini und dem Oberkommando der Wehrmacht nachfragen.

  • Und was steht in den Dokumenten?



    Darf die taz nicht berichten?????

  • Die Wertung des letzten Absatzes verstehe ich garnicht.



    Moskau organisiert Nachschub - ist ja erstmal nicht peinlich, sondern normal.



    Aber ... daß das auch in NATO-Mitgliedsländern geht.



    Wem sollte das peinlich sein ?