Klimastreik kurz vor der Berlin-Wahl: Enttäuscht von den Regierenden
Tausende demonstrieren für ein Klimaneutrales Berlin. Die Grünen seien wie Bananen, früher grün, heute gelb und morgen schwarz, heißt es.
Die Forderungen der Aktivist*innen sind klar formuliert. Auf zahlreichen Bannern und Plakaten sind die Parolen zu lesen: „Ein Klimaneutrales Berlin bis 2030“, „eine Radikale Mobilitätswende“ und „eine Investitionsoffensive in energetische Sanierungen“.
Pit Terjung, einer der Sprecher von Fridays for Future Berlin, erklärt: „Wir brauchen eine Zeitenwende, insbesondere im Verkehr. Weg von der autogerechten, hin zur menschen- und klimagerechten Stadt.“ Dies sei nur möglich „wenn wir den ÖPNV und nicht die A 100 ausbauen“.
Eine Meinung, die auch der/die 21-jährige Student*in Marieke Böck teilt. Er/sie hält ein Schild in die Luft mit der Aufschrift, „die Grünen sind wie Bananen, früher Grün, heute Gelb und morgen Schwarz“. Man sei enttäuscht darüber, dass unter einer rot-grün-roten Landesregierung „ernsthaft darüber nachgedacht wird, eine weitere Autobahn zu bauen anstelle von Radwege.“
Nach einer Zwischenkundgebung am Berliner Abgeordnetenhaus zieht der Zug zurück zum Roten Rathaus. Dort werden mehrere Redebeiträge von Initiativen wie Deutsche Wohnen und Co. Enteignen, Queer durch Berlin, Klimaneustart und Debt4Climate gehalten. Es gibt auch kleine Musikbeiträge von Künstlern wie Henning May oder der Band Systemabsturz. Auch eine Schweigeminute wird abgehalten für die Opfer des Erdbeben in der Türkei und Syrien.
Nicht alle können mitbestimmen
Von einer kleinen Bühne aus, nur wenige Meter vom Amtssitz der amtierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey entfernt, ruft die 15-jährige Aktivistin Lena entschlossen ins Mikrofon: „Man hat in den letzten Jahren ganz klar gesehen, dass der Klimaschutz für das Berliner Abgeordnetenhaus keine Priorität hat. Das muss geändert werden!“ Eine Forderung, die die größtenteils aus Schüler*innen bestehende Kundgebung mit Beifall beklatscht.
Die Chance, die Mehrheitsverhältnisse im Abgeordnetenhaus zu beeinflussen haben aber nicht alle Berliner*innen. Im Unterschied zu den Bezirksverordnetenwahlen, die ebenfalls am Sonntag stattfinden, und bei der ein Wahlrecht ab 16 Jahre gilt, dürfen zur Wahl des Abgeordnetenhauses nur Personen ab 18 Jahren ihr Votum abgeben.
Um aber auch diesen Menschen eine Stimme zu geben, verteilten die Ordner*innen an alle Minderjährigen grüne Karten mit der Aufschrift, „Ich habe zwar keine Stimme, aber dafür bin ich umso lauter“. Die Karten werden aus Protest in die Luft gehalten. Das Resultat ist ein Meer an Grünen Karten über den Köpfen der Aktivist*innen.
Die 16-jährige Schülerin Carla Pubnat ist eine davon. Sie sei sehr enttäuscht von den in Berlin regierenden Parteien, sagt sie. Sie sei für ein generelles Wahlrecht ab 16 Jahren. Aber das mache nur Sinn, wenn in den Schulen mehr politische Bildung betrieben werde, um Schüler*innen vor Populisten zu schützen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja