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Studie der Energieagentur IEAStromversorgung wird wetterabhängig

Extreme Wettereignisse bestimmen laut IEA zunehmend Versorgung und Verbrauch von Energie. Deshalb brauche es flexiblere Stromsysteme und Netze.

Strommasten bei schlechtem Wetter in Zhangjiakou, China Foto: Jason Lee/reuters

Paris dpa | Die Stromversorgung sowie die Stromnachfrage werden in Zukunft nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) zunehmend vom Wetter abhängen. Dürre und Hitzewellen in Europa, Indien und China hätten zur verstärkten Nutzung von Klimaanlagen im vergangenen Sommer geführt, während der Wintereinbruch in den USA erhebliche Stromausfälle ausgelöst habe, teilte die IEA in ihrem Strommarktbericht 2023 am Mittwoch in Paris mit. Dies verdeutliche die Notwendigkeit einer schnelleren Dekarbonisierung und eines beschleunigten Einsatzes sauberer Energietechnologien.

Gleichzeitig verstärkten sich die Auswirkungen von Wetterereignissen auf die Stromnachfrage aufgrund der zunehmenden Elektrifizierung des Heizens, während der Anteil der wetterabhängigen erneuerbaren Energien am Stromerzeugungsmix weiter zunehmen werde, hieß es. Deshalb sei es wichtig, die Flexibilität der Stromsysteme zu erhöhen und gleichzeitig die Versorgungssicherheit und die Widerstandsfähigkeit der Netze zu gewährleisten.

Das starke Wachstum der erneuerbaren Energien bedeute, dass ihr Anteil am globalen Stromerzeugungsmix von 29 Prozent im Jahr 2022 auf 35 Prozent im Jahr 2025 steigen werde, während der Anteil der kohle- und gasbefeuerten Stromerzeugung sinken werde. Deshalb werde der CO2-Ausstoß der weltweiten Stromerzeugung in den kommenden Jahren weiter abnehmen, prognostiziert die Internationale Energieagentur.

Europa habe sich jedoch im vergangenen Jahr von diesem globalen Trend abgekoppelt. Der CO2-Ausstoß der europäischen Stromerzeugung nahm zu, was auf einen höheren Einsatz von Kohle und Gas zurückzuführen ist, während die Stromerzeugung aus Wasserkraft aufgrund von Dürreperioden und die Stromerzeugung aus Kernkraft aufgrund von Wartungsarbeiten und Stilllegungen zurückging.

Dieser Rückschlag sei jedoch nur vorübergehend, da die Emissionen der europäischen Stromerzeugung bis 2025 um durchschnittlich 10 Prozent pro Jahr sinken dürften, so die IEA.

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7 Kommentare

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  • Der Zubau von Batterien muss gefördert werden. D.h. keine Stromsteuern und Netzentgelte für Batterien. Das sind Geräte zur Netzpflege. Es gibt auf dem Bereich viele Innovationen, die in den nächsten Jahren in die Netze ausgerollt werden. Man muss nicht nur Gigafabriken für Autobatterien bauen, sondern auch für billigere stationäre Batterien.



    Der Strompreis muss dezentral gebildet werden unter wesentlicher Beachtung der Netzkapazität. Wer hohen Stromverbrauch hat in Folge von Elektroauto oder Wärmepumpe, soll auch flexibelen Strompreis bekommen.

    • @Christoph Strebel:

      Ach, man macht sich ja nur selten eine Vorstellung davon, was Energiespeicher kosten, daher ein Beispiel:



      In ein 200 l-Rollsickenfass passen ca. 2000 kWh in Form von z.B. Biodiesel oder eFuel rein. Das ist für 100 - 200 € zu haben, macht 0,05 - 0,1 € je kWh Speicherkapazität.



      Bei Akkus ist die billigste Variante immer noch Blei, da bezahlen Sie 100 - 200 € für EINE kWh Kapazität. Ist also ca. Faktor 1000 (eintausend) teurer als das Rollsickenfass.



      Selbst wenn der Preis für irgendeinen Wunderakku (der nicht in Sicht ist) auf ein Zehntel fallen sollte, bleibt immer noch Faktor 100...

  • Außerdem zeigt der Artikel ganz klar, wie notwendig die Umstellung der Energieversorgung hin zur"""dezentralen"" Erzeugung (z.B. Bürger-Anlagen) ist !!!



    Stromleitungen von der Nordsee in die Alpen wären obsolet.



    Das allerdings würde auf massiven Widerstand der Energie- und Netzbetreiber- Monopole mit ihren Geld-Druckmaschinen stoßen.

    • @Thüringer:

      Dezentrale Energieerzeugung ist eine wichtige Komponente, löst die generellen Probleme jedoch nicht.

      Pro Tag werden circa 1.600.000 MWh Strom gebraucht; dies entspricht mindestens 350.000 Onshore-Windkraftanlagen. Sie merken selber, wie unrealistisch die dezentrale "Vor-Ort" Erzeugung ist.



      Offshore-Anlagen sind um den Faktor 3 leistungsfähiger (weil i.d.R.) größer und auf See ist auch meist mehr Wind.

      Diese Strommenge wird jeden Tag gebraucht, egal ob es regnet, windstill ist oder die Sonne sich hinter dichtem Nebel versteckt. Innerdeutsche Stromtrassen von Nord nach Süd sind daher ebenso wichtig wie der Anschluss an die Nachbarländer.

      Und wenn Sie von Monopolen als Geld-Druckmaschine faseln, haben Sie gelinde gesagt keine Ahnung.

  • "Stromversorgung wird wetterabhängig"



    Ach nee, wer hätte das gedacht, dass bei zunehmendem Anteil von Sonne- und Windstrom die Wetterabhängigkeit steigt?



    "Flexible Netze" werden's allein nicht richten können. Man kann im Winter keine Wärmepumpen abschalten. Und auch keine ICE auf offener Strecke stehen lassen (Wohl aber kann man im Sommer Klimaanlagen mit Solarstrom betreiben).



    Wieder mal elegant um die Problematik lagerfähiger Energieträger herumgedrückt (Auch



    Lithiumgraphit und Cobalt(II,III)oxid) sind ebensolche, allerdings recht kostspielige).

  • Zusammengefasst: nichts neues.



    Und zum Thema 'flexible Netze' sei erwähnt, dass diese bereits heute schon sehr flexibel sind. Die Spitzenlast im Tagesverlauf liegt heute schon um den Faktor 4 höher als die Grundlast (in der Nacht).

    • @Mopsfidel:

      Nein, die Spitzenlast am Tag ist nicht um den Faktor höher als die durchschnittliche Last in der Nacht. Schauen Sie mal die Verläufe und Zahlen im agorameter an: Beispiel die Woche vom 28.1.23 bis 5.2.23: Am Tag sind es maximal 70 GW bis 73 an Werktagen, in der Nacht für wenige Stunden unter 60 GW, kurzzeitig mal bis runter auf 54 GW. Das heißt also, dass nachts die Last bis knapp ein Viertel (daher die Zahl 4?) geringer ist als tags. An Wochendenden liegen beide Wert niedriger, aber auch da liegen die Werte mit ca. 56 GW tags und 46 GW nachts weniger als 20% oder ca. ein Fünftel auseinander.