Globale Temperaturen: 2022 war eines der wärmsten Jahre
Das vergangene Jahr war wieder viel zu heiß. Die Menschheit muss sich auf noch mehr gefährliches Wetter vorbereiten, warnt die Weltwetterorganisation.
Die globale Durchschnittstemperatur lag etwa 1,15 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850–1900). Das wärmste Jahr bislang war 2016 mit plus 1,3 Grad, gefolgt von 2019 und 2020. Die WMO hat sechs Datensätze für die Berechnung ausgewertet. In einigen landete das Jahr 2022 auf dem fünften, in anderen auf dem sechsten Platz.
Dass 2022 den Rekord von 2016 nicht brach, lag nach Angaben der WMO wahrscheinlich am Wetterphänomen La Niña, das einen kühlenden Effekt hat. Bei La Niña verändert sich Luft- und Wasserströmung im und über dem Pazifik.
2022/23 ist ungewöhnlicherweise der dritte Winter in Folge mit La Niña-Effekten. Sie dürften mit 60-prozentiger Wahrscheinlichkeit bis März anhalten, so die WMO. 2016 war dagegen von La Niñas Gegenstück El Niño geprägt, das eher zu einer höheren globalen Durchschnittstemperatur beiträgt.
„Klimawandel definitiv in Mitteleuropa angekommen“
Im Zehnjahresdurchschnitt 2013 bis 2022 lag die globale Durchschnittstemperatur bei 1,14 Grad über dem vorindustriellen Niveau. In den zehn Jahren von 2011 bis 2020 waren es 1,09 Grad, wie die WMO weiter berichtete. Der Trend werde sich fortsetzen, weil sich in der Atmosphäre Rekordmengen an Treibhausgasen befinden. Die Folgen würden immer deutlicher.
WMO-Chef Petteri Taalas verwies auf die Rekordhitze 2022 unter anderem in China, Europa, Südasien sowie Nord- und Südamerika und die anhaltende Dürre am Horn von Afrika. Hitze und Dürren gab es immer. Aber der Klimawandel trägt dazu bei, dass Wetterextreme schwerer und häufiger werden. Nach Angaben der US-Klimabehörde Noaa betrug die weltweite Durchschnittstemperatur im 20. Jahrhundert 13,9 Grad.
In Deutschland war 2022 sogar das wärmste Jahr, zusammen mit 2018, als es denselben Temperaturdurchschnitt gab. Das haben die Messungen des Deutschen Wetterdiensts (DWD) ergeben. Alle Monate waren wärmer als im vieljährigen Durchschnitt von 1961 bis 1990, teilweise um mehr als 3 Grad. Nach einer Schätzung des Robert-Koch-Instituts gab es im Sommer etwa 4.500 Hitzetote.
„Der Klimawandel ist definitiv auch in Mitteleuropa angekommen, mit allen Konsequenzen“, sagte DWD-Klimaexperte Florian Imbery der taz im Interview. „Die Motivation, die Emissionen auf null herunterzufahren, müsste eigentlich so groß sein wie nie zuvor.“
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