piwik no script img

Datenschutz-Fail der Letzten GenerationMehr Aufregung, nicht nur hier

Kommentar von Svenja Bergt

Dass private Daten von Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen im Netz gelandet sind, war fahrlässig. Die Fälle zeigen, wie wichtig digitale Bildung ist.

Tausende Ak­ti­vis­t:in­nen sind vom Datenleak der Letzten Generation betroffen Foto: Oliver Berg/dpa

N amen, Mailadressen, Telefonnummern, Wohnorte, teilweise Details zur Lebenssituation und Informationen über die Bereitschaft, gegebenenfalls für Aktionen ins Gefängnis zu gehen – was da an Daten von und über Ak­ti­vis­t:in­nen der Letzten Generation über einen einfachen Link abrufbar im Netz stand, lässt sich nicht einfach als Lappalie abtun.

Dass Listen persönlicher Daten nicht auf Google Drive sollten und diese dann schon gar nicht ungeschützt per Link zugänglich sein dürfen, sollte sich eigentlich rumgesprochen haben. Zumal die auf der Liste befindlichen Personen wohl kaum alle im Vorfeld über ihre Datenaufnahme und den prekären Schutz informiert wurden.

Die Letzte Generation ist dabei nicht die einzige zivilgesellschaftliche Gruppe, die sich einen derartigen Fail geleistet hat. Zum Beispiel machte bereits eine Liste aus den Anfangszeiten der Pandemie die Runde. Darauf persönliche Daten von Menschen, die andere im Fall einer Quarantäne unterstützen würden. Die Geschichte ist bei beiden gleich: gut gemeint, nicht nachgedacht, in den Sand gesetzt.

Was wir daraus lernen? Zweierlei. Erstens: Die Fälle zeigen, wie wichtig es ist, dass Menschen schon früh ein Höchstmaß an digitaler Bildung und Bewusstsein für die Brisanz und den Schutz persönlicher Daten mitbekommen. Wenn Kinder aber schon in der Schule lernen, dass Videos, Texte und alles andere in der Cloud gemacht werden und dafür ein Dienst genutzt wird, dessen Datenschutzerklärung sie nicht einmal ansatzweise verstehen können, dann erreicht man genau das Gegenteil.

Zweitens: Die Aufregung über den Datenschutz-Fail der Letzten Generation ist zwar richtig. Glaubwürdig würde sie allerdings erst dann, wenn diejenigen, die jetzt auf die Ak­ti­vis­t:in­nen einkloppen, diese Haltung auch in Fragen von Facebook, Google, Amazon und Co. so laut vor sich hertragen würden. Schließlich geht es da nicht um gut gemeint, schlecht gemacht. Sondern um einen ganz bewussten Privatsphärelimbo.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • Man kann Daten selbst verschlüsseln, und diese als verschlüsseltes Paket in jede Cloud verfrachten. Der Cloud Betreiber kann in diesem Fall die Daten weder lesen noch entschlüsseln, da der dazu erforderliche Key ja nicht preisgegeben wird. Ich hätte jetzt erwartet dass der ein oder andere dieser jungen Digitalos über so etwas informiert ist.

  • 0G
    04405 (Profil gelöscht)

    Natürlich kann man sensible Daten - sogar DSGVO konform - in der "Cloud" ablegen. Sofern man sich über den Schutzbedarf Gedanken gemacht hat und entsprechende Zugriffskontrolle einrichtet. Geht auch auf Google Drive.

    Der Verweis auf Facebook, Alphabet etc. ist ein Ablenkungsmanöver, denn hier sagen die jeweiligen Konzerne in den Nutzungsbedingungen ziemlich unverblümt was sie mit den Daten anstellen wollen. Ist zwar auch ein Fall von "Digital Naives", aber ganz anders gelagert.

    Was die beiden Fälle dann doch gemeinsam haben: Mangelndes Problembewustsein. Bei politischen Organisationen ist das schon ziemlich peinlich, die Abwehrhaltung macht das eher schlimmer.

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    Nix mit Digital Natives!

  • Passend zum gelben Logo der Bewegung: Noch nen Satz mit X, war wohl nix.

  • Wird wahrscheinlich tatsächlich die "letzte Generation". Selbst wenn es den Klimawandel nicht gäbe...

  • Peinlich. Dachte die hätten's drauf.

  • "wie wichtig digitale Bildung ist"



    Sorry, ist es nicht diese Generation, die als "digital natives" so herablassend die Lücken in der Digitalisierung in D und besonders bei den Boomern, monieren?



    "Zweitens...[...] diese Haltung auch in Fragen von Facebook, Google, Amazon und Co. .." Das ist simpler whataboutism und die Relativierung stimmt nicht.

    Die Liste gehörte gesichert. Punkt. Fehler passieren. Erklärung, Einordnungen Dritter sind überflüssig. Etwas mehr Fehlereingeständis von der LG wäre aber angebracht gewesen.