piwik no script img

Aktion gegen rassistische Polizeigewalt„Das war Mord“-Plakat an Alexwache

Ak­ti­vis­t*in­nen haben per Plakat auf rassistische Polizeigewalt hingewiesen. „Death in custody“ zählt 223 Todesopfer in Polizeigewahrsam seit 1990.

Am 13.12. demonstrierten Ak­ti­vis­t*in­nen am Kotti unter anderem gegen Polizeigewalt (Symbolfoto) Foto: Paul Zinken/dpa

Berlin taz | Die Nachwehen der Polizeigewalt von Lützerath sind auch in Berlin zu spüren: Eine Gruppe machte auch mit Bezug zu den Protesten gegen die Klimakrise auf eine kleine Plakat-Aktion am Alexanderplatz aufmerksam. Zwei Ak­ti­vis­t*in­nen klebten Samstag am helllichten Tag an die Rückseite der Polizeiwache auf dem Alexanderplatz ein Plakat mit der Aufschrift „Das war Mord – rassistische Polizeigewalt stoppen!“

Auf dem Plakat waren unter der Überschrift „No Justice – no peace“ über 100 Namen aufgelistet. Es handelt sich wohl um die 134 Namen der Menschen, die in Polizeigewahrsam seit den Neunzigern gestorben sind und von denen wenigstens die Initialen, Vor- oder Nachnamen öffentlich bekannt sind. Die Kampagne „Death in custody“ hat 223 Todesfälle von Schwarzen Menschen, People of Color und von Rassismus betroffenen Personen durch Polizeigewalt oder im Gewahrsam seit 1990 recherchiert – 89 dieser Opfer sind unter „Name unbekannt“ aufgeführt.

In einem von den Ak­ti­vis­t*in­nen auf Twitter verbreiteten Video der Aktion läuft passend dazu der Song „Fuck the police“ von den kalifornischen Gangsta-Rappern von NWA. Ein paar Kids, die augenscheinlich zufällig am Alex rumhingen, während das Plakat aufgehängt wurde, freuten sich sichtlich darüber und posierten danach mit dem Poster, während Ice Cube im Video rappt: „They have the authority to kill a minority“.

Während der Aktion hört man aus dem Off noch die Stimme einer Aktivistin aus dem „Solidaritätskreis ‚Justice 4 Mouhamed‘“, die bei einer Rede in Lützerath sagte: „Mindestens 223 rassifizierte Personen sind seit 1990 in Deutschland von der Polizei ermordet worden. Wir müssen uns einmischen, damit die Deutungshoheit nicht bei der Polizei verbleibt.“

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Genervter Beamter reißt Plakat ab

Sie verwies damit gemeinsam mit weiteren Ak­ti­vis­t*in­nen auf die global ungleich verteilte Last der Klimakrise, damit zusammenhängende Fluchtgeschichten und in Folge dessen rassistische Repressionen in westlichen Ländern. Die Initiative „KOP Berlin“, die sich hier gegen rassistische Polizeigewalt einsetzt, nannte es eine „schöne Aktion gegen rassistische Polizeigewalt“.

Nur die Po­li­zis­t*in­nen in der Alexwache sahen das offenbar anders: Ein etwas genervt wirkender Beamter kam aus der Wache, riss das Plakat recht humorlos ab, knüllfaltete es zusammen und sackte es ein. Die Kids schauten amüsiert zu. Ende der Aktion.

In einem kurzen Text auf Indymedia verwiesen die mutmaßlichen Ur­he­be­r*in­nen des Plakats, die sich selbst „Autonomes Grüppchen“ nennen, auf Aufklärungs-Initiativen, die zum Thema arbeiten. Ebenso begrüßten die Gruppe „die aktuellen Bestrebungen der Klimagerechtigkeitsbewegung sich abolitionistischen Kämpfen zu öffnen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare