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US-Präsident in MexikoBidens Balanceakt

Dorothea Hahn
Kommentar von Dorothea Hahn

Es wurde Zeit, dass ein US-Präsident wieder Mexiko besucht. Die USA sollten sich eingestehen, dass sie auf Migration aus dem Süden angewiesen sind.

Erster Besuch seit 2014: US-Präsident Biden am Sonntag bei der Ankunft in Mexiko Foto: Andrew Harnik/ap

S eit 2014 hat kein US-Präsident mehr das Nachbarland besucht. Statt die gemeinsamen Interessen zu pflegen und Konflikte zu lösen, hat Donald Trump Mexiko als Punching Ball für alle Übel seiner imaginären Welt genutzt.

Vor diesem Hintergrund ist der Besuch, den Joe Biden jetzt Mexiko abstattet, eine positive Wende. Wie so vieles bei Biden ist er geprägt von dem Bestreben nach Rückkehr zu einer gewissen Normalität und Ruhe nach dem zerstörerischen Sturm. Er ist ein Zeichen, dass in Washington ein Realpolitiker sitzt, der davon ausgeht, dass Interessen besser gemeinsam als gegeneinander verfolgt werden können.

Die Vorabgeschenke, die Mexikos Präsident Andrés Manuel Lopéz Obrador gemacht hat, können den US-Präsidenten bestärken: In Culiacán hat Mexiko den lang gesuchten Kartellchef Ovidio Guzmán verhaftet. Aus Sicht der USA spielt er eine zentrale Rolle in dem Geschäft mit der Droge Fentanyl. Mexiko hat außerdem zugesagt, monatlich 30.000 Migranten aufzunehmen, die die USA abschieben wollen. Und auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel hat sich der mexikanische Präsident demonstrativ neben seinen US-Kollegen in dessen gepanzerte Limousine gesetzt.

Doch für Biden und die Demokraten bleibt die Südgrenze, bleibt die Einwanderung ein Balanceakt. In Bidens Amtszeit ist die Zuwanderung in nie gekannte Höhen geschnellt. In seinem ersten Amtsjahr sind 1,7 Millionen papierlose Menschen an der Grenze festgenommen worden.

Fest steht: Wenn die Einwanderer ohne Papiere in den USA die Arbeit niederlegen, bricht das wirtschaftliche Geschehen in den USA umgehend zusammen. Fest steht auch: Wegen der brutalen Lage in den Herkunftsländern wird die Migration zunehmen. Und fest steht auch mit Biden: Solange niemand den politischen Mut aufbringt, diese Fakten in den Vordergrund zu stellen, werden der Rassismus und der Hass, die die USA und die bi- und trilateralen Beziehungen zu Mexiko an den Rand des Abgrunds gebracht haben, als permanente Gefahr lauern.

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Dorothea Hahn
Korrespondentin
Kommt aus Köln. Ihre journalistischen Stationen waren Mexiko-Stadt, Berlin, Paris, Washington und New York.
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3 Kommentare

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  • "Die USA sollten sich eingestehen, dass sie auf Migration aus dem Süden angewiesen sind." Dieser Satz missachtet den Regierungswechsel, der ja noch längst nicht abgeschlossen ist, leicht erkennbar an den 15 Wahlgängen im Kongress. Auch in Deutschland ist die verheerende Bilanz der Vorgängerregierungen Merkel noch längst nicht aufgearbeitet. TrumpUSA und Biden USA sind grundverschieden.

  • Zynische Randbemerkung:



    Sklavenimport hat die Wirtschaft der USA am Laufen gehalten, stark gemacht.



    Aber bitte keine Steine aus dem Glashaus werfen: Wer pflückt unsere Orangen, wer spritzt unsere Tomaten - in etablierten EU-Ländern?

    • @Zeit und Raum:

      Deswegen sourcen wir ja soviel schon nach Südamerik, Afrika und Co. aus...ist zwar scheiße, aber wenn es niemand sieht interessiert uns ja zum Glück nicht...