: Grüne entdecken Klimaaktivismus
Bezirksverband Friedrichshain-Kreuzberg will sich mit Resolution zu zivilem Ungehorsam bekennen
Von Ann-Kathrin Leclère
In der Debatte über zivilen Ungehorsam bei Aktionen der Klimabewegung prescht der Kreisverband Bündnis 90/Die Grünen Berlin Friedrichshain-Kreuzberg jetzt vor. Am Dienstag wollen sie auf der Kreisverbandstagung eine Resolution beschließen, die sich mit Personen, die zivilen Ungehorsam ausüben solidarisiert. Sie steht unter dem Motto „Ziviler Ungehorsam ist kein Terrorismus“. Damit geht der Bezirksverband einen Schritt zu auf Aktionsgruppen wie die Letzte Generation, die etwa mit Straßenblockaden Aufmerksamkeit für die Klimakrise erzeugen.
Die Grünen tun sich im Allgemeinen schwer damit, eine Position gegenüber Aktionen des zivilen Ungehorsams zu finden. Wenigstens die grüne Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg solidarisierte sich schon im Juni 2022 mit den Klimaaktivist*innen nach einer Blockade-Aktion am Frankfurter Tor. Dafür erntete sie viel Kritik. So erklärten die CDU-Innenpolitiker Frank Balzer und Kurt Wansner: „Das Solidaritätsgesuch von Grünen-Bezirksbürgermeisterin Herrmann bei Straßenblockierern am Frankfurter Tor war falsch und kontraproduktiv.“ Der Berliner FDP-Innenpolitiker Björn Jotzo findet eine solche Solidarität „zynisch“.
In der Resolution will das der Kreisverband der Grünen in Friedrichshain-Kreuzberg nun ändern. Die Frage ist für sie eine größere, als nur auf spezifische Aktionen der Klimaaktivist*innen zu schauen. Denn es geht um die Legitimität von zivilem Ungehorsam. „Für den Kreisverband der Grünen ist das eine legitime Form (…) [der] politischen Willensbildung und damit elementarer Bestandteil einer lebendigen Demokratie“, wie sie in einem Entwurf der Resolution schreiben, welcher der taz vorliegt.
Er sei darüber hinaus notwendig, um zu „irritieren, nerven und unserer Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten“, führt der Kreisverband im Resolutionsentwurf weiter aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen