Licht im Berliner Botanischen Garten: Lasershow im Winterwunderland

Wer nicht genug von Weihnachten hat, kann sich im „Christmas Garden“ nochmal die volle Dröhnung verpassen. Das Lichtspektakel geht bis Mitte Januar.

Bunter Lichter gezeichnet - eine Illustration für die Ortsbegehung Chrismas-Garden, eine eine Veranstaltung im Botanischen Garten in Berlin

Strahlend, laut und nicht ganz billig: die Weihnachtsgärten in Berlin-Steglitz Illustration: Jeong Hwa Min

BERLIN taz | Wer im dauergrauen Berlin auf der Suche nach etwas Weihnachtszauber ist, wird vielleicht im Christmas Garden fündig. Von November bis Januar findet dieser im Botanischen Garten in Berlin-Steglitz statt und zählt laut Veranstalter zu den beliebtesten Ausflugszielen der Saison. Tatsächlich hat sich auch trotz leichtem Regen ein Grüppchen an der Kasse der magischen Märchenwelt versammelt. Es sind vor allem Familien mit Kinderwägen oder Pärchen, die sich an diesem Abend auf die Suche nach etwas Weihnachtszauber begeben.

Die Besonderheit Wer vom Märchenland im Botanischen Garten noch nicht genug hat, findet weiteren Lichterzauber im Tierpark Berlin. Einen Christmas Garden gibt es zudem in vielen deutschen Städten, u.a. Dresden, Hannover und Stuttgart. Auch international ist er zum Beispiel in Spanien und England zu finden.

Schon von Weitem kann man das bunt erleuchtete Glasdach des Gewächshauses erkennen, das am Abend jedoch geschlossen ist. Der Wegweiser für den Rundgang zeigt jedoch in eine entgegengesetzte Richtung und so folge ich ihm. Vorbei an einer riesigen Christbaumkugel führt der matschige, von Kinderwägen zerfurchte Pfad in das Innere des Gartens. Immer mit dabei: Weihnachtsmusik, die aus am Wegrand aufgestellten Boxen ertönt. Auch die Bäume leuchten in verschieden grell-bunten Farben.

Das Ganze erinnert an einen Freizeitpark – nur ohne Fahrgeschäfte. Auch der Eintrittspreis ist ähnlich, dafür muss man aber immerhin nicht Schlange stehen. Los geht es also vorbei an einem mit Licht- und Soundeffekten ausgestatteten Springbrunnen zu einer belebten Wiese: Metallgerüste verziert mit Lichtern kreieren leuchtende Hasen und Schmetterlinge. Dabei bleibt es nicht: Immer wieder trifft man auf Rentiere, Bären oder Füchse.

Ich bleibe bei einem Grüppchen stehen, das gespannt vor einem Baum wartet. Plötzlich erscheint das Gesicht einer Art Waldfee auf der Baumrinde und spricht mit den Besucher:innen. Die umstehenden Kinder sind vollauf begeistert und lauschen gespannt den eher kryptischen Worten der Kreatur, die per Beamer auf den Stamm des Baumes projiziert wird.

Von Feuerrot bis Dunkelblau

Weiter geht es durch den sogenannten Lasergarten, in dem kleine Strahlen auf den Weg projiziert werden. Nett, aber manche Clubs können das besser. Zwischen reichlich geschmückten Bäumen voller Lichter folgt eine weitere Lasershow: Eine kurzer Film zeigt sich auf der Fontäne des Sees, begleitet von epischer Musik. Von Feuerrot bis Dunkelblau werden die Bäume ringsherum je nach Szene in passendes Licht getaucht, ehe sie wieder verblassen und das Spektakel vorbei ist.

Familien mit Kindern die auch ohne Schnee nach draußen möchten, Selfie-Freund:innen sowie romantisch veranlagte Pärchen und gut situierte Rentner:innen. Außerdem eher ängstliche Freizeitparkfans, die gut und gerne auf Fahrgeschäfte verzichten können.

Wie viel Strom das wohl kosten mag? Ich möchte lieber nicht darüber nachdenken. Stattdessen konzentriere ich mich auf die allseits präsente Musik die hauptsächlich aus Weihnachtsklassikern und ihren Pop-Abwandlungen besteht.

Ich schicke meiner Mutter ein paar Bilder auf Whatsapp. „Schon schön“ schreibt sie, und irgendwie hat sie recht. Ob das den Eintrittspreis rechtfertigt? Eher nicht. Das sehe offenbar nicht nur ich so: Auf einem Zettel am Wishing Tree steht: „Ich wünsche mir meine 25 Euro Eintritt zurück.“ Ich habe sogar etwas mehr gezahlt, denn während der Weihnachtsfeiertage gibt es keinen Rabatt für Schü­le­r:in­nen und Studierende.

Hohe Eintrittspreise und Kinderwagenstau sind Bestandteil des Besuches, wetterfeste Kleidung und Schuhe ein Muss. Es besteht das Risiko, dass der Wunsch nach ausgefallenen Lichtinstallation für das eigene Zuhause aufkommt.

Gut eine Stunde dauert der Rundgang durch den botanischen Garten. Neben vielen Möglichkeiten Fotos auf einem beleuchteten Thron, unter Mistelzweigen oder neben einem riesigen leuchtenden Eisbär zu schießen, gibt es auch immer wieder Hüttchen, die Verpflegung anbieten. Dem Flair eines Weihnachtsmarktes entsprechen leider auch die Preise für Glühwein, Waffeln und Bratwurst. Wie aus einer anderen Welt erscheinen dafür die leuchtenden Wurzeln einer Baumgruppe und Felder voller Skulpturen, welche passend zum Takt aufleuchten und ihre Farbe wechseln.

Am Ende erwarten Feuertonnen die durchgefrorenen Besucher:innen, zwei kleine Mädchen tanzen vergnügt zur Musik. Ich bemerke ein Schild mit dem Hinweis, dass viel getan werde, um den Energieverbrauch so weit wie möglich zu reduzieren, was das bedeutet, bleibt zunächst unklar.

Auf der Website des Christmas Garden wird darüber informiert, dass 90 Prozent der Lichter aus LEDs bestehen. Keine Meisterleistung im Hinblick auf heutige Standards. Außerdem werden pro Tag 1.330 Kilowattstunden verbraucht, pro Be­su­che­r:in entspräche das so viel Strom wie die Inbetriebnahme einer Kaffeefiltermaschine, so die Website. Ein seltsamer Vergleich.

Ein politisches Signal setzt der Botanische Garten mit diesem Lichtspektakel in dunklen Tagen definitiv nicht, birgt aber doch immerhin die Möglichkeit, der Realität für kurze Zeit etwas weniger Beachtung zu schenken. Wer über die vielen Kabel und das Eintrittsgeld hinwegsehen kann, wird vermutlich eine schöne Zeit im Christmas Garden haben.

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