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Angesichts der sonst für den Staat fast nicht mehr zu stemmenden Investitionen geht jetzt das neoliberale Geschrei nach Verkauf der Last mit der Daseinsfürsorge los, weil 'der Staat' das nicht (rüchsichtslos auf Kosten der Mitarbeiter) kostengerecht stemmen könnte. Dabei hat gerade die Rosinenpickerei der Privaten, die eben die Last mit den Geburten, der Notfallversorgung lieber nicht stemmen und lieber uralten Patienten teure Hüften einbauen wollten, das System dahin gebracht, wo es jetzt ist: Zu teure Chefärzte auf einem Gesundheitsmarkt auf der einen Seite, zu teure Pfleger und Versorger an den Betten auf der anderen Seite haben die Schieflage noch vergrößert. Die Hürden bei der Ausbildung der Halbgötter in Weiß, die am ehesten noch von Frauen geschafft wurden, die aber aufgrund der Doppelrolle in ihren Familien nicht auch noch Tag und Nacht zur Verfügung stehen wollen, haben für einen zusätzlichen Engpaß gesorgt. So kommen Bildungsmisere mit einem nicht mehr zeitgemässen Notensystem, das Jungen benachteiligt und die Gesundheitskatastrophe zusammen, aus dem viele Mitarbeiter -vor allem in der Pflege- flüchten. Wer da auf 'Private' hofft, wird sein rot-weißes Wunder erleben.
Es sind nicht nur die Investitionskosten, sondern auch die allgemeine Kostensteigerung.
"Auch im kommenden Jahr werden die Kosten der Krankenhäuser doppelt so schnell steigen wie die staatlich festgelegten Preise. Das strukturelle Defizit wird sich dann auf rund 15 Milliarden Euro "
www.dkgev.de/dkg/p...enzwelle-rollt-an/
Das "schöne" ist, diese Probleme sind das Resultat einer All-Parteien-Koalition.
Die einzelnen Akteure des Systems haben immer nur ihren eigenen Vorteil im Auge und nie das gesamte, volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Wohl.
Unser Problem als Gesellschaft ist die Struktur der Problemlösung.
Israels „begrenzte Bodenoffensive“ im Libanon birgt immense Gefahren. Nicht nur Iran steigt in den Krieg ein. Die Welt schaut ohnmächtig zu.
Drohende Pleitewelle der Kliniken: Kranke Krankenhäuser
Eine Mehrheit der Kliniken wird 2022 mit roten Zahlen abschließen. Das ist nur ein Symptom fehlender Investitionen und eines nicht gesunden Systems.
Selbst in großer Not: Die Institution Krankenhaus Foto: Goldmann/picture alliance
Klagelieder zu singen gehört zum Lobby-Handwerk. Nach Einschätzung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) wird eine Mehrheit der Kliniken 2022 mit roten Zahlen abschließen. Für das kommende Jahr erwartet Verbandschef Gerald Gaß dann eine beispiellose Pleitewelle. Doch dies sind lediglich Symptome einer lebensbedrohlichen Erkrankung. Seit vielen Jahren sinkt die Zahl der Krankenhäuser. Politisch ist das durchaus gewollt und geopfert auf dem Altar der betriebswirtschaftlichen Effizienz. Mit dem Ergebnis, dass der Weg für Patienten, Familienangehörige und Freunde zur Klinik immer länger wird. Das Verhältnis von der sozial notwendigen räumlichen Nähe und hochklassiger Behandlung – nicht jedes Kreiskrankenhaus muss jede Spezialoperation beherrschen – ist längst in Unordnung geraten.
Gleiches gilt für die Personaldecke. Die Coronapandemie hat gezeigt, wie dünn diese Decke ist. Damit sie noch einigermaßen wärmt, wird sie anderswo weggezogen: Abertausende Pflegekräfte und über 57.000 Ärztinnen und Ärzte habe eine ausländische Staatsangehörigkeit – und werden doch in ärmeren Entsendeländern wie Polen, Rumänien oder Iran dringendst benötigt.
Mehr als ein Reförmchen nötig
Hinter all der Unordnung steht ein grundlegendes Problem: die Investitionsfinanzierung. Die Bundesländer kommen ihrer gesetzlichen Verpflichtung, den Krankenhäusern die Investitionskosten in tatsächlicher Höhe zu finanzieren, schon seit Jahrzehnten nicht nach. Laut Krankenhaus-Barometer lag die Investitionssumme der Häuser 2021 bei kläglichen 7 Milliarden Euro, nicht einmal die Hälfte davon aus öffentlichen Mitteln. Eine Summe, die in etwa den Subventionen des Bundes für E-Autos entspricht.
Karl Lauterbach hat sich vorgenommen, die schwerkranken Krankenhäuser gesunden zu lassen. In bewährter Politikermanier hat die Ampelregierung erst einmal eine Kommission eingesetzt. Um zukünftig eine bedarfsgerechte Krankenhausversorgung sicherzustellen, bedarf es aber mehr als eines Reförmchens. Und zwar schnell.
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Kommentar von
Hermannus Pfeiffer
Autor
Soziologe und promovierter Wirtschaftswissenschaftler. Spezialgebiete: Banken/Versicherungen/Finanzmärkte und maritime Industrie. Arbeitet seit 1995 als freier Wirtschaftspublizist in Hamburg. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, zuletzt „Gewinn ist nicht genug! 21 Mythen über die Wirtschaft, die uns teuer zu stehen kommen“, Rowohlt Verlag, Reinbek 2021.
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