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Essen bei der WM in KatarLabneh, Hummus und Kibbeh

Die wilden Essensmixe in Doha findet unser Kolumnist abschreckend. Lieber geht er zu einem Libanesen, der in Katar ein besseres Leben fand.

Fusionsküche? Dann doch lieber Hummus! Foto: Will Russell/reuters

D ie kulinarische Kombinationsfreude kennt keine Grenzen. Im Stadtteil Al-Sadd, wo ich ein Apartment im fünften Stock eines Siebengeschossers bewohne, sind Restaurants angesiedelt, die jedem Freund der Fusionsküche das Herz höher schlagen lassen.

Chtoura bietet türkisch-philippinisch-libanesische Speisen an, Choice philippinisch-indisch-chinesische. Und Fresh Green wirbt mit iranisch-arabisch-indischen Gerichten. Um ehrlich zu sein, dieser Weltmix, der auf dem Feld der Völkerverständigung ja ganz wunderbar sein mag, schreckt mich etwas ab. Ich mied die Läden bisher, aber die Weltmeisterschaft ist ja noch lang.

Wir landen dann doch meistens bei einem Libanesen, der nur libanesisch kocht, also sehr eindimensional für hiesige katarische Verhältnisse. Dafür schmeckt es gut, und der Besitzer hat uns ein wenig ins Herz geschlossen. Wir ordern das Übliche: Labneh mit Knoblauch; Hummus mit Tahina; Tabouleh oder Kibbeh.

Wir dippen das Fladenbrot ins köstliche Mus und plaudern dabei mit dem Chef, der das bürgerkriegsgeplagte Beirut verlassen hat, weil er sich in Doha ein neues Leben aufbauen will. Seine Frau ist schwanger, der Libanon keine Alternative mehr für ihn. Katar bietet offensichtlich Chancen für hart arbeitende Zuwanderer wie Abdul.

Wo anderswo das Land zwischen Gotteskriegern verschiedenster Couleur zerrieben wird, erscheint das prosperierende, so wundersam aufstrebende Katar als Gelobtes Land, immerhin sicher und geordnet. Abduls Laden ist gut besucht. Verschiedene Journalisten, nicht nur wir, treiben seinen Umsatz in die Höhe. Neulich, Abdul wollte eigentlich schon gegen 1.30 Uhr nachts zumachen, kam noch eine Gruppe aus Ecuador. Abdul blieb professionell und bewirtete auch die Gäste aus Südamerika. Dienstleistung wird großgeschrieben, der Kunde ist König. Im Gegensatz zur Medienausspeisung im Fifa-Land.

Noch nie war der Medienfraß so teuer wie bei diesem Event, und bezahlen kann man wie üblich nur mit einer Visa-Card vom Fifa-Sponsor. Das Buffet ist zwar reichlich, und wenn man den Kollegen Glauben schenkt, soll es auch ganz ordentlich schmecken. Aber 8 Euro für ein Sandwich sind dann doch etwas happig. Als taz-Reporter in Entsagung geübt, habe ich mich noch nicht an diese Tröge gewagt – und mich stattdessen vom lieben Mitbewohner mit „German Bread“ beliefern lassen. Das klang vielversprechend, entpuppte sich aber als süßer Hefegatsch. Oh, diese Katarer!

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Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.
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