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Von Katar angeheuerte FansWM-Geschichte gesungen

Das uniformierte Ultragrüppchen, das wohl gegen Geld für Katar sang, wird niemand vergessen. Ein paar Ideen, wer den Trupp als nächstes leihen könnte.

Echt für Katar? Die Ultras in Katar-Shirts beim Spiel Foto: Tom Weller/dpa

D as Geld ist gut angelegt. An den Auftritt der katarischen Fußballer bei dieser Weltmeisterschaft wird sich bald kaum einer erinnern können. Dieses uniformierte Ultragrüppchen in den bordeauxroten T-Shirts wird dagegen niemand vergessen.

Egal wie unbedarft und ungeschickt sich die Gastgeber auf dem Rasen präsentierten, die Unterstützung von diesem eingekauften modernen Männergesangsverein auf den Rängen blieb erstklassig. Aus dem Libanon, Ägypten, Algerien und Syrien soll dieser mächtige Chor gegen Geld ­zusammengestellt worden sein, wie die New York Times recherchierte.

Immerhin 1.500 Männern haben die katarischen WM-Organisatoren Flugtickets, Eintrittskarten, die Unterkunft und Taschengeld spendiert. Und wenn man so will, hat dieses Ensemble WM-Geschichte gesungen.

Manche mögen die Katarer belächeln, dass sie so etwas überhaupt nötig haben. Doch viele halten ja lautes Männergegröle unter Anleitung eines Kapos für unabdingbar bei einem Fußballspiel. In Deutschland dürften sich gewiss potente Auftraggeber für diesen internationalen Ultrachor finden lassen. Vorneweg könnte der VfL Wolfsburg, der ja ohnehin wie sein Mutterkonzern zu 17 Prozent in katarischer Hand ist, seine guten Zugänge nutzen, um etwas gegen die lähmende Stille in der eigenen Arena zu unternehmen.

Sandhausen und Hoffenheim

Dem SV Sandhausen würde schon eine deutlich kleinere Abordnung aus dem Nahen Osten sehr helfen. Und die TSG Hoffenheim, die seit Jahren scharf gegen die hässlichen Schmähgesänge der Auswärtsfans und die Verunglimpfung ihres Mäzens Dietmar Hopp vorgeht, könnte endlich einmal konstruktiv statt repressiv agieren.

Die Katar-Ultras haben schließlich schon ihre Opferbereitschaft unter Beweis gestellt. Mitte Oktober sollen sie bereits in Doha eingetroffen sein, um ihren mit Choreografien begleiteten Gesang gewissenhaft einzustudieren. Die Verantwortlichen in Hoffenheim können schon mal Kompositionsaufträge für ­Hopp-Loblieder herausgeben.

Und bei RB Leipzig werden sich ebenfalls einige dieser Tage mächtig ärgern, dass man jahrelang so untätig sich vorwerfen hat lassen, man verfüge über keine Fankultur und es sei nichts los im Stadion. Nur so als Tipp: In der New York Times war zu lesen, dass die türkischen Ultras auch sehr großes Interesse an diesem Auftrag in Katar gehabt hätten. Johannes Kopp

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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