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Schornsteinfeger übers Heizen mit Holz„Bloß nicht erfinderisch werden“

Das Interesse an Kaminöfen steigt rasant. Schornsteinfeger Andreas Walburg erklärt, wann Holz verbrennen sicher und klimafreundlich ist.

„Bevor ich mit Feuer spiele, sollte ich einen Fachmann kommen lassen.“ Andreas Walburg ist Bezirksschornsteinfeger im Emsland Foto: Anja Walburg
Peter Weissenburger
Interview von Peter Weissenburger

taz: Herr Walburg, der Schornsteinfegerverband vermeldet bis zu 75 Prozent mehr Anfragen nach Kaminöfen in diesem Jahr. Wie erklären Sie sich den Hype ums gehackte Holz?

Andreas Walburg: Die Bevölkerung ist verunsichert, durch die permanenten explosionsartigen Preissteigerungen der Energieträger. Die Menschen wollen handeln, das ist ja verständlich. Alle sollen gut durch den Winter kommen. Die Menschen suchen Alternativen, mit denen sie günstig, aber auch solidarisch heizen können. Der Klimaschutz ist neben Geldsparen eine wichtige Motivation für viele.

Im Interview: Andreas Walburg

ist Bezirksschornsteinfeger im Landkreis Emsland. Er ist außerdem Sprecher beim Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks.

Wie klimafreundlich ist das Heizen mit Holz im Kaminofen? Holz verbrennen bildet weniger CO2 als Gas und Öl. Andererseits sind Bäume wichtig, um CO2 zu binden. Das können sie nur, wenn man sie nicht fällt. Was rät der Schornsteinfeger?

Es ist recht einfach: Ein richtig betriebener Holzofen ist emissionsarm, energieeffizient, klimafreundlich und hilft die fossilen Brennstoffe Öl und Gas einszuparen. Richtig betrieben bedeutet nach Vorgaben des Herstellers. Was die Rechnung mit den CO2-bindenden Wäldern angeht, ist das so: Man braucht natürlich eine vernünftige Waldbewirtschaftung. Ein Teil der Bäume muss bei normaler Waldwirtschaft ohnehin entfernt werden, diesen Teil können wir unbesorgt verheizen.

Wie sieht es mit den Schadstoffemissionen aus, also mit unserer Atemluft?

Die Emissions- und die Feinstaubbelastung ist bei modernen Holzfeuerstätten sehr gering. Zusätzlich bieten einige moderne Feuerstätten auch Verbrennungsregelung und -einrichtung zur Staubminderung an, die einen besonders effizienten und emissionsarmen Betrieb ermöglichen. Diese erkennt man zum Beispiel am Blauer-Engel-Siegel. So schütze ich die Nachbarschaft vor schlechter Luft.

Wer darf überhaupt Kaminöfen einbauen lassen?

Dafür gibt es Auflagen. Man muss unbedingt vorher den Bezirksschornsteinfeger konsultieren. Sonst hat man am Ende umsonst gebaut, weil man die Anlage dann nicht betreiben darf. Ich als Bezirksschornsteinfeger achte dann zum Beispiel darauf, ob es einen geeigneten Schornstein gibt. Ist der vorhandene Schornstein nicht geeignet oder schon besetzt mit einer oder mehreren Feuerstätten, dann ist der Bau eines neuen Kamins leider ausgeschlossen.

Was sollte ich, wenn ich mit Holz heizen will, auf keinen Fall machen?

Bloß nicht erfinderisch werden. Ein Lagerfeuer zu machen ist schon mal eine schlechte Idee. Gerade erst am Wochenende kam die Nachricht aus Österreich, dass eine Familie dort ein Feuer auf dem Balkon gemacht und die Wärme in die Wohnung geleitet hat. Vier Menschen landeten mit einer lebensgefährlichen Kohlenmonixidvergiftung im Krankenhaus. Bevor ich mit Feuer spiele, sollte ich einen Fachmann kommen lassen.

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13 Kommentare

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  • 4G
    43354 (Profil gelöscht)

    Ich möchte mal etwas Analytik angewendet wissen. Die Verbrennung von Holz ist nicht ökologisch, nicht nachhaltig und sie macht krank! Die vorgegebenen Grenzwerte der Öfen sind in der Praxis kaum einzuhalten. Hinzu kommt, dass die deutschen Grenzwerte im Vergleich zu WHO wesentlich höher sind. Und, und, und, ...

    Nebenbei: Kachelmann behauptet, dass dieser Winter ein sehr dreckiger wird. Die Schweizer scheinen mehr zu wissen.

    Die generelle Empfehlung lautet: Keine Holzöfen.

    Alles mal zusammengefasst gibt es auch hier: www.deutschlandfun...feinstaub-102.html

  • Da hat man mal Ausagen von eiem Fachmann (in unserer Ecke übrigens eine Fachfrau, der die Uniform zu den roten Locken gut steht), schön knackig aufm Punkt, da melden sich hier alle anderen "Fachleute", deren Wissen wohl jetzt brach liegt weil die wegen WM Boykott nicht als Bundesnebentrsiner agieren können.

  • "Holz verbrennen bildet weniger CO2 als Gas und Öl." Nicht sehr Sinn-geschwängert. Ja der Brennwert ist halt nicht so hoch.

  • Nur zur Aufklärung derjenigen die sich über den CO² Ausstoß beim verbrennen von Holz aufregen: Was glauben Sie denn was mit dem CO² in einem toten Baum im Wald passiert? Genau das komplette über das Baumleben aufgenommene CO² wird beim Verrottungsprozess wieder an die Luft abgegeben! Genau soviel wie beim verbrennen. Die Feinstaubbelastung ist dagegen eher ein Thema der Regulation im Bezug auf Filtersysteme im Schornstein und den Feuchtegehalt im Holz während der Verbrennung.

    Die effektivste Art CO² in Holz zu binden ist der Holzbau! Denn hier wird dauerhaft CO² gespeichert. Die Sägenebenprodukte (Späne) dann zu Pellets zu verarbeiten und bei der sowieso unvermeidbaren CO² Abgabe den Heizwert mitzunehmen ist denke ich vertretbar.

    Des Weiteren bindet ein durch Forstwirtschaft "jung" gehaltener Wald , in dem Bäume so mit 80-120 Jahren gefällt werden, wesentlich mehr CO² als ein nicht bewirtschafteter Wald, da die Jungen schnellwachsenden Bäume besser nachkommen können.

    • @Teleshopper:

      Schon mal darüber nachgedacht, wo die Humusschicht herkommt und aus was die besteht? Und überhaupt mal was von CO²-Senke gehört?

    • @Teleshopper:

      Eine Stimme der Vernunft. :)

    • @Teleshopper:

      Fünftens. So (Deponieren unter Luftabschluss) sind im Laufe von Jahrmillionen der Erdgeschichte überhaupt erst die Fossilen entstanden, die wir heute rausholen und CO2-emittierend verpulvern.

    • @Teleshopper:

      Erstens erstreckt sich die CO2-Abgabe beim Verrotten von Holz über einen viel längeren Zeitraum als beim Verbrennen.



      Zweitens geht beim Verrotten ein Teil in die Kohlenstoff bindende Humusschicht.



      Drittens ist das massenhafte Anfallen von Totholz menschengemacht (Forst statt Wald, krankheitsanfällige und sturmgefährdete Forstwirtschaft, Extremwetterereignisse durch menschengemachten Klimawandel).



      Viertens sollten wir dem nicht noch die Krone durch Verbrennen aufsetzen. Totholz, wo es sinnvollerweise entfernt wird und keiner verbrennungsfreien Verwertung (z.B. Spanplatten für die Bauindustrie) zugeführt werden kann, könnte unter Luftabschluss deponiert werden (Verfüllen von Bergwerksstollen und Tagebauen). Erfahrungen mit Müll-, Giftmüll-, Bauschutt- bis hin zu misslungenen Atommüll-Deponien gitb es zuhauf.

      • @Siegfried Bogdanski:

        Totholz bietet Lebensraum für eine sehr große Menge an Lebewesen jeglicher Größenordnung. Zudem verrottet es gar nicht vollständig, da es am Ende durch zahlreiche Arthropoden, Pilze etc. in die Bodensubstanz eingearbeitet wird. So wird ein Wald mit wachsender Humusauflage zur CO2 - Senke. So funktionieren Ökosysteme. Greifen wir in das System ein, indem wir den Wäldern Totholz entziehen, schrumpfen wir die Biodiversität des Ökosystems; und zwar ohne zu wissen, was passiert und wie sich dadurch plötzlich alles verändert.

  • Was soll so ein Bericht. Das übelste an Klimagift emittiert die Holzverbrennung plus zusätzlich 10 000 Feinstaubtote im Jahr.



    Die ganze Klimapolitik ist sogar von lächerlich und verlogen.



    Pelletheizungen emittieren dreimal soviel CO2 wie eine Gasheizung. Scheinbar soll aktuell soviel wie möglich in die Luft gejagt werden. Grünwachstum nimmt im Laufe der Jahre jede Art CO2 auf, also alles klimaneutral, da vorher gebunden.



    Mir ich mittlerweile der Klimaschutz egal. Bin doch nicht der Depp. Das als Ex Grüner und ehemaliger Stadtverordneter in Wiesbaden.

    • @Thomas Sauer:

      Öl ist böse, Gas ist böse, Holz und Pellets sind auch böse. Am besten wäre es einfach nicht mehr zu heizen, oder ?

    • @Thomas Sauer:

      "Pelletheizungen emittieren dreimal soviel CO2 wie eine Gasheizung. "

      Das ist doch völliger Unsinn. Bei Pellets stammt das CO2 ursprünglich aus der Atmosphäre, bei Gas hole ich es aus eigentlich verschlossenen unterirdischen Lagern wieder an die Oberfläche.



      Wenn man nur misst was aus dem Kamin kommt und nicht den Gesamtzyklus sieht war man ein sehr schlechter Grüner!

  • Es gibt kein "unbesorgtes Verheizen" von Holz. Und wenn von hier Emissionsfreiheit schwadroniert wird, werden geflissentlich die CO2-Emissionen vernachlässigt. Wenn Holz nicht anderweitig verbrennungsfrei verwertet werden kann, sollte man es im Wald belassen oder deponieren, anstatt es zu verheizen und möglicherweise anschließend energieaufwändig das CO2 einzufangen und zu deponieren.



    Pellets sind übrigens noch die Steigerung dieses Unsinns. Da wird noch reichlich Energie für Herstellung und Transport reingesteckt. Und am Ende doch wieder CO2 emittiert.