Bremen entschuldigt sich für Haasenburg: Besser spät als nie

Auch wenn die Schließung der Haasenburg schon neun Jahre her ist, ist es gut, dass das Land Bremen das Leid der Betroffenen öffentlich anerkennt.

Ein parkendes Auto vor gelb gestrichenen Häusern

Schon lange geschlossen – das Kinder- und Jugenheim „Haus Babenberg“ der Haasenburg im Sommer 2013 Foto: Patrick Pleul/dpa

Haasenburg, was war das noch mal? Neun Jahre nach der Schließung der Heime durch das Brandenburgische Jugendministerium beschließt Bremen, das Leid der Betroffenen endlich anzuerkennen. Besser jetzt als nie.

Denn hier hat das Hilfesystem für junge Menschen versagt. Die betroffenen Kinder haben in staatlicher Obhut psychische und körperliche Gewalt erfahren. Bremen hatte 2012 als erstes Land entschieden, dort niemanden mehr hinzuschicken. Dass es sich jetzt offiziell entschuldigt, ist gut.

Zugleich ist es ärgerlich, dass der Prozess zur Rechtmäßigkeit der Schließung der Heime in Cottbus nach diesen sagenhaften neun Jahren noch immer nicht beendet ist. Gerüchte darum gab es viele. Die Heimfirma hatte angeblich so gute Chancen zu gewinnen, dass es das Land Brandenburg teuer zu stehen käme.

Doch – oh Wunder – im Eilverfahren vor Gericht verlor die Heimfirma schon vor acht Jahren in erster und zweiter Instanz – also gleich zweimal. Und wer die Begründungen dazu liest, wundert sich nicht. Die sind schlicht plausibel. Ein Weiterbetrieb der Heime war mit dem Kindeswohl offenbar nicht vereinbar. Und zudem war die Haasenburg Anlass zur Verschärfung des Gesetzes, damit es künftig leichter wird, Heime zu schließen.

Repressive Heimerziehung ist inakzeptabel

Klar, wir leben in einem Rechtsstaat. Doch während die Strafanzeigen der Betroffenen wegen Verjährung längst eingestellt wurden, scheint Zeit auf der Seite der Heimbetreiber keine Rolle zu spielen. Durch das offene Ende – bei dem es um verwaltungsrechtliche Fragen geht – werden die Betroffenen in Unsicherheit gehalten. Ihre Entschädigungsanträge ruhen solange. Es ist eigentlich kaum jemandem zuzumuten, so ein Verfahren ohne Beistand durchzustehen.

Um so wichtiger ist es, klar zu bekennen, dass repressive Heimerziehung inakzeptabel ist. Die Betroffenen haben nach dem Tod eines ehemaligen Mitinsassen öffentlich Gesicht gezeigt und ihre Geschichten erzählt. Es ist gut, dass ein Landesparlament dafür Interesse zeigt.

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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