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Leck am Atomkraftwerk Isar 2Neubewertung der AKW-Reserve nötig

Eine Leckage am Reaktor Isar 2 gilt nicht als Sicherheitsproblem. Trotzdem stört sie die Winterpläne der Bundesregierung.

Das Atomkraftwerk Isar 2 in Essenbach, Bayern Foto: Armin Weigel/dpa

Freiburg taz | Die Kommunikationspolitik des AKW-Betreibers PreussenElektra sorgt in Berliner Regierungskreisen für erheblichen Unmut. Das Unternehmen hatte kürzlich die Atomaufsicht über eine „interne Ventil-Leckage“ in seinem Reaktor Isar 2 informiert – obwohl die dem Betreiber schon lange bekannt gewesen sein muss.

Brisant daran ist weniger die Existenz der Leckage. Es geht bei dieser offenbar nicht um einen Defekt, sondern um die reguläre Abnutzung einer Komponente, die bis zum gesetzlichen Atomausstieg am Jahresende pro­blem­los weitergenutzt werden kann. Deswegen teilt auch das Bundesumweltministerium mit: „Eine Beeinträchtigung der Sicherheit besteht nicht.“ Im Regelbetrieb hätte sich daher wohl niemand für das Ventil interessiert.

Doch weil der Reaktor Isar 2 als Reserve für den kommenden Winter zur Verfügung stehen soll, wird das Ventil plötzlich relevant. Schließlich wird nun für den Austausch eine bislang nicht einkalkulierte einwöchige Abschaltung des Reaktors nötig, die während des Streckbetriebs technisch zudem umstritten ist. Von „wesentlichen neuen Fakten“ spricht das Umweltministerium. Diese seien in die Planungen für den nächsten Winter nicht eingeflossen.

Man sei nun dabei, die veränderte Situation zu bewerten und Schlussfolgerungen zu ziehen, sagte Umweltministerin Steffi Lemke. Es müsse jetzt „sehr zeitnah vom Betreiber entschieden werden, ob er diese Reparaturen durchführt“. Die Vorfälle zeigten im Übrigen, „dass sich bereits eine zusätzliche mögliche Laufzeit von nur drei bis vier Monaten nicht so mir nichts dir nichts umsetzen lässt“.

In Frankreich laufen mehr als die Hälfte der AKWs nicht

Unterdessen wird in Berlin spekuliert, was PreussenElektra zu seinen spärlichen und mitunter auch widersprüchlichen Aussagen über den Reaktor treibt. Firmenchef Guido Knott ist eng mit einigen Größen aus der CDU/CSU vernetzt, weshalb die Vermutung auf der Hand liegt, dass er die Ampelregierung vor sich her treiben will. Kritiker der Atomkraft wiederum kritisieren das Verhalten als unprofessionell sowie wenig kooperationsbereit – und sehen sich darin bestärkt, das Unternehmen nicht mit einer Hochrisikotechnik betrauen zu können.

Überschattet wird die deutsche AKW-Debatte zudem von der in Frankreich. Mehr als die Hälfte der dort vielzähligen Atomkraftwerke kann derzeit nicht laufen. Nie zuvor hat Deutschland daher in einem Quartal so viel Strom nach Frankreich geliefert wie in diesem. Braucht das Land auch im Winter weiterhin Strom aus Deutschland, würde das die Lage hierzulande noch verschärfen. Im Bundeswirtschaftsministerium wertet man daher derzeit Prognosen des französischen Netzbetreibers RTE aus, was die erwartete Verfügbarkeit der Reaktoren in den nächsten Monaten betrifft.

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3 Kommentare

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  • Es sind eben alte Reaktoren, die nicht für eine beliebig lang Laufzeit gebaut wurden.

  • Aha, deswegen funktioniert das mit dem Streckbetrieb also nicht. Manchmal haben schon Halbwahrheiten kurze Beine. Offenbar wollte da jemand auf die Tour reiten, dass man dem Habeck im Moment ja alles in die Schuhe schieben kann ...

    • @Libuzzi:

      Den Vorwurf verstehe ich nicht.



      Warum hätte der Betreiber etwas melden sollen, das bei einer Abschaltung zum 31.12 keine Rolle spielt sondern nur bei einer Verlängerung, die bis vor Kurzem keine Rolle gespielt hat?

      Dann wäre ihm doch erst recht widersprüchliche Kommunikation vorgeworfen.