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Frauen an die Macht – die taz zeigt, wie es geht

64,2 Prozent Frauenanteil an der Spitze unserer Redaktion. Damit liegen wir weit vor anderen Redaktionen, wie neue Zahlen des Vereins Pro Quote belegen

Von Simone Schmollack

Die taz ist besser als die anderen. Wissen wir ja. Wir sind es auch nach den Maßstäben von Pro Quote, also besser als die Zeit, der Spiegel, die Süddeutsche, der Stern. Und erst recht besser als Focus und Bild. Zumindest was den Frauenanteil in den Toppositionen betrifft. Mit 64,2 Prozent Frauen an der Spitze belegt die Redaktion der taz den Spitzenplatz, wie Pro Quote jüngst mitteilte. Pro Quote, eine von Journalistinnen gegründete Gleichstellungsinitiative, listet den Frauenanteil in deutschen Leitmedien jährlich in einem Ranking auf.

Jetzt kommt es noch dicker: Die taz liegt nicht nur ganz vorn – übrigens auch schon im vorigen Jahr –, sondern konnte ihre Spitzenposition mit einem Plus von 2,1 Prozentpunkten sogar noch weiter ausbauen. Wie stark sich die taz von anderen Medien abhebt, zeigen ein paar Zahlen: Während die Zeit ihren Frauenanteil bei den Führungspositionen auf 46,3 Prozent steigern konnte, rutschten Stern und Spiegel auf jeweils rund 42 Prozent ab. Das Magazin Focus hat einen Frauenmacht­anteil von 28,3 Prozent und die Frankfurter Allgemeine Zeitung von nicht einmal 24 Prozent.

Mehr Frauen auf allen Hierarchieebenen

„Hätte Pro Quote die taz nicht in die Rangliste aufgenommen, bliebe das Verlangen, das der Verein 2012 erstmals in einem offenen Brief an die Chefredaktionen deutscher Leitmedien formuliert hatte, unerfüllt“, kommentiert der Verein die diesjährigen Ergebnisse.

Seit 2017 fordert Pro Quote, dass die Hälfte der Führungspositionen von Frauen besetzt sind – auf allen Hierarchieebenen. Bis dahin lag die Zielmarke bei 30 Prozent. Diese ist mittlerweile erfüllt, 2019 kamen die Leitmedien (ohne die taz) auf einen Frauenführungsanteil von 41,5 Prozent. Im Pro-Quote-Gründungsjahr waren es 13,6 Prozent.

Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid zufolge wünscht sich die Hälfte aller Bun­des­bü­ge­r:in­nen mehr Frauen in den Chefredaktionen. Dieser Wunsch erfüllt sich allerdings nicht von allein. Trotz ihres feministisch-emanzipatorischen Redaktionsstatuts brauchte auch die taz ein paar Jahre bis zur heutigen Machtfülle in weiblicher Hand. Diese indes führt zu einer unerwünschten Verschiebung: Während Frauen mehrheitlich führen, planen, entscheiden (manche sprechen bereits von „Matriarchat“), schreiben Männer die Zeitung voll. Eine neue Ungerechtigkeit: Frauen agieren unsichtbar im Hintergrund, Männer stehen sichtbar in der Öffentlichkeit? Die Diskussion um gleichberechtigte Teilhabe auf allen Ebenen geht weiter – gut so.

Simone Schmollack, Ressortleiterin taz.de/Regie, früher Gender-Redakteurin der taz sowie Vize-Ressortleiterin Inland.

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