piwik no script img

UN-Konferenz zum MeeresschutzKein Schutz für hohe See

Zwei Drittel der Meeresgebiete befinden sich außerhalb nationaler Hoheitsgebiete. Verhandlungen zum Schutz der Hochsee sind nun gescheitert – erneut.

Gut geschützt? Verhandlungen zum Schutz der Hochsee sind erneut gescheitert Foto: Alexandre Meneghini

Berlin taz/ap/afp | Di­plo­ma­t:in­nen aus der ganzen Welt haben sich auch nach einer fünften Verhandlungsrunde nicht auf ein UN-Hochseeabkommen zum Schutz der Weltmeere einigen können. Die Verhandlungen am UN-Sitz in New York wurden am Wochenende nach zweiwöchigen Gesprächen ausgesetzt. Um­welt­schüt­ze­r:in­nen hatten gehofft, mit einem Abkommen eine Lücke im internationalen Schutz der Meere zu schließen.

Seit 15 Jahren verhandeln die UN-Mitgliedstaaten über ein Abkommen zum Schutz der Biodiversität in der Hochsee. Es geht dabei um die Teile der Weltmeere, die weiter als 370 Kilometer von der nächsten Küste entfernt sind. Damit fallen sie nicht in die hoheitliche Wirtschaftszone eines Staates. Das trifft auf 60 Prozent der Meeresgebiete zu – und nur etwa ein Prozent davon wird aktuell durch internationale Abkommen geschützt. Bei den Verhandlungen sollten weitere Schutzzonen in den Meeren vereinbart werden.

Zu den sensibelsten Themen gehört dabei die Aufteilung möglicher Gewinne durch genetische Ressourcen in internationalen Gewässern, in denen Pharma-, Chemie- und Kosmetikindustrie auf den Fund von neuen hochwirksamen Substanzen hoffen. Die kostspielige Suche danach können sich nur internationale Großkonzerne oder reiche Nationen leisten. Doch ärmere Länder wehren sich dagegen, von möglichen Gewinnen ausgeschlossen zu werden. Sie argumentieren, dass der Reichtum der Meere allen gehöre. Nach Angaben aus Diplomatenkreisen waren die Gespräche dabei zwischenzeitlich gut vorangekommen, einige Streitfragen blieben aber ungeklärt.

Umweltschutzorganisationen zeigten sich enttäuscht vom Ausgang der Verhandlungen. Die Leiterin der Greenpeace-Kampagne zum Schutz der Meere, Laura Meller, warf wohlhabenden Ländern wie den Vereinigten Staaten vor, nicht schnell genug Kompromisse einzugehen. Russland habe eine Blockadehaltung eingenommen und sich geweigert, am Vertragsprozess teilzuhaben oder eine Einigung mit der EU und anderen Ländern in vielen Fragen zu suchen.

Länder wie die USA haben sich zu langsam bewegt

Laura Meller, Greenpeace

„Länder wie die USA haben sich trotz ihrer Zusagen zu langsam bewegt, um Kompromisse zu finden.“ Eine weitere Verzögerung bedeute nun die Zerstörung der Meere. Laut Greenpeace müssen bis 2030 jährlich 11 Millionen Quadratkilometer Ozean geschützt werden, um 30 Prozent der Weltmeere in dem Zeitraum zu schützen, den Wis­sen­schaft­le­r:in­nen für notwendig hielten. Die Umweltorganisation fordert, eine Dringlichkeitssitzung einzuberufen. Ansonsten werden die Gespräche erst wieder im kommenden Jahr aufgenommen.

„Wir müssen weitermachen“

Auch Karoline Schacht, Meeresschutzexpertin beim WWF Deutschland, kritisiert das Scheitern der Verhandlungen: „Die Möglichkeit, 30 Prozent der Ozeane bis zum Jahr 2030 zu schützen, wurde in diesen Tagen verschenkt und rückt in weite Ferne.“ Schacht sieht jedoch auch Positives. In vielen Bereichen seien Fortschritte erzielt worden, etwa „die Verpflichtung zur verstärkten Zusammenarbeit und zum ökosystembasierten Management sowie wichtige Bestimmungen rund um die Einrichtung von Meeresschutzgebieten auf der Hohen See“.

Die stellvertretende US-Außenministerin Monica Medina äußerte sich ebenfalls enttäuscht, hoffte aber, die geleistete Arbeit fortsetzen zu können. Die USA verfolgten weiterhin das Ziel, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Weltmeere unter Schutz zu stellen. „Wir dürfen nicht zulassen, dass die Gezeiten und Strömungen uns zurückdrängen. Wir müssen weitermachen“, sagte sie. (mit ap/afp)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Schützen soll wohl heißen, bestimmte menschliche Aktivitäten einschränken oder verbieten. Kann mir jemand erklären, was das konkret ist? Leider tut es der Artikel nicht... sollte es aber!