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Enttäuschung bei der Ruder-EMVerlorener Anschluss

Einmal Bronze – das ist die deutsche EM-Bilanz im Rudern. Die massive Systemkritik von Ex-Weltmeister Oliver Zeidler wird erst mal abgebügelt.

Einsamer Kritiker: Oliver Zeidler auf der olympischen Regattastrecke von Oberschleißheim Foto: Wolfgang Rattay/reuters

Oberschleißheim taz | Es gibt schon jetzt einige deutsche Sportverbände, die die ungewohnt große Bühne dieser European Championships von München sehr erfolgreich genutzt haben. Die Turnerinnen zum Beispiel gewannen in der ausverkaufen Olympiahalle nach dem schon historischen Team-Bronze sensationell noch zweimal Einzel-Gold durch Elisabeth Seitz und Emma Malewski. Auch die deutschen Triathleten und Triathletinnen überzeugten vor einer für sogenannte Randsportarten gigantischen Zuschauerkulisse mit zweimal Silber.

Deshalb fällt der von heftigen Auseinandersetzungen begleitete sportliche Absturz des deutschen Ruderteams umso mehr auf. Nur einmal EM-Bronze gab durch Einer-Fahrerin Alexandra Förster für die einstigen Goldgaranten in den olympischen Disziplinen. Der als Topfavorit angetretene Local Hero Oliver Zeidler verpasste auf Platz vier die Fortsetzung einer grandiosen Familien-Erfolgsstory. Vor 50 Jahren bei den Sommerspielen 1972 hatte sein Opa Hans-Johann Färber an gleicher Stelle Olympiagold geholt. Nun gab es nur Blech für Zeidler – genau wie für den Deutschland-Achter der Männer. Auch das einstige Flaggschiff steckt in der Krise.

„Es läuft einfach nicht im deutschen Rudersport. Die Ergebnisse sind unterirdisch – genauso wie die Kommunikation zwischen Athleten und Verband“, schimpfte Zeidler. Der 26 Jahre alte Blondschopf hatte im Interview mit dem Münchner Merkur schon vor den kontinentalen Titelkämpfen heftige Kritik geübt: „Wenn man sich die Saisonresultate im Rudern anschaut, das ist ein Debakel. Wir sind so schlecht wie lange nicht. Die Abwärtsspirale, die 2010 angefangen hat, dreht sich immer schneller.“

Laut Zeidler liegt das an der komplett inkompetenten sportlichen Führung im Deutschen Ruderverband. Konkret forderte er den Rücktritt von Sportdirektor Mario Woldt. „Wenn man nach meiner Kritik an der Professionalität im Leistungsrudersport einfach sagt, dass man nicht weiß, worüber man spricht, dann ist das auch so ein Indiz dafür, dass einerseits der deutsche Sportdirektor vom Sport wirklich wenig Ahnung hat und zweitens unsere beiden Leitungspositionen im Rudersport eigentlich überhaupt keine Ahnung haben, was bei unseren Stützpunkten abgeht“, meinte Zeidler nach dem EM-Debakel.

Bundestrainerin im Oberlehrerinnenton

Bundestrainerin Brigitte Bielig wiederum hatte im Gespräch mit der Berliner Morgenpost gegen den besten deutschen Ruderer ausgeteilt: „Mit seiner Art der Kritik macht er uns als Verband das Leben nicht leichter. Ich schätze seine Leistungen außerordentlich, aber auch er muss noch einige Dinge lernen. Deshalb würde ich mir manchmal etwas mehr Zurückhaltung seinerseits wünschen.“

Zeidler wiederum findet, dass derlei pauschale Zurückweisung von berechtigten Kritikpunkten völlig am Thema vorbeigehe: „Wir brauchen einen anderen Umgang mit Kritik. Der Verband muss aufpassen, dass er nicht alle vergrault und irgendwann ohne Athleten dasteht.“ Damit meint der Chefkritiker nicht nur die Tatsache, dass viele deutsche Ruderer keine Profis sind, „aber gegen Profis antreten müssen“.

Er nennt auch den konkreten Fall von Ruder-Talent Marc Weber, der bei der legendären Regatta in Luzern gerade überraschend Platz drei im Einer belegt hatte. Laut Zeidler habe der Verband den Marburger aus der Bundeswehr drängen wollen, weil der angeblich seine Karriere beendet habe. Das entspräche aber überhaupt nicht den Tatsachen. „Das hat schon was von Erpressung“, sagt Zeidler.

Es brennt also lichterloh im deutschen Rudern – und vermutlich kann nur der von Zeidler geforderte große Knall der (personellen) Veränderung helfen. Im Finale des Doppelvierers der Frauen bei den European Championships kam das deutsche Boot mit unglaublichen 21 Sekunden Rückstand auf Goldgewinner Großbritannien ins Ziel. Eine der Nationen – genau wie Italien oder Rumänien – die den früheren deutschen Goldgaranten inzwischen um Lichtjahre davongezogen sind.

Hans-Johann Färber, der 1972 im sogenannten Bullenvierer Olympiagold bei den Sommerspielen von München gewonnen hatte, war trotzdem stolz. Schließlich saß im deutschen Doppelvierer mit Marie-Sophie Zeidler seine Enkelin. Die kleine Schwester von Oliver. „Dass mein Opa hier 50 Jahre nach seinem Triumph gleich zwei Enkel live bei den European Championships erlebt hat, hat ihn superhappy gemacht“, berichtete Oliver Zeidler. Der Zustand des deutschen Ruderns ist dagegen nur noch traurig.

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6 Kommentare

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  • Vorweg: Es ist immer schwierig - sich aus dem Fenster zu lehnen.



    Wenn einem im Finallauf brutal die Grenzen aufgezeigt worden sind.



    &



    Zum Deutschen Ruderverband & seinen a never ending story!



    Ist traditionell jedes Wort zu viel!



    &



    Von den hier wieder a 🥱 abgefeierten Familienkisten:



    “Im eigenen Saft schmoren“ - halte ich wenig.

    Sach mal so: Der spätberufene Skuller in der technisch schwierigsten Bootsklasse - Skiff - von Anfang an überschätzt worden.



    Er verfügt immer noch nur über eine begrenzte Technik.



    Das Umschalten von Endzug zum Vorrollen (Faustformel “Hände weg & ruhig“



    Gelingt ihm nur unter Rückwerfen des starkausgearbeiteten Oberköpers!



    Was die benetzte Fläche bremsend erhöht - den Durchlauf bremst/“hackt!“



    &



    Faustformel - In Achter & Vierer mit (Bullenvierer) - *



    Kannste Samba tanzen! Gellewelle&Wollnichtwoll!



    In den ungesteuerten Booten aber!



    Gewinnen international seit langem - nur noch die technisch perfekten Ruderer •



    Alles das gilt Insonderheit beim Skiff - mit dem du zudem - abgesehen vom 2er mit - . Am längsten auf der 2000m Strecke bist - in einer der härtesten Kraft-Ausdauer-Sportart ever! Mängel/Fehler sich also besonders nachhaltig auswirken.



    Schaltermer den ahnungslosen Quatscher aus. Schaunmer das Rennen.



    Seine Begrentheit zeigt sich schon im Start = liegt auf 3./4. Position!



    Was er - taktischer Fehler - frauman beachte die eingeblendeten Schlagzahlen!



    Durch hohe Schlagzahlen - bis zu 45! & Bolzerei wettzumachen sucht!



    Während alle anderen - insbesondere die alten Füchse - at last 1. 2. 3. -



    Sofort ins ”stadystate“ wechseln mit 39/40er-Schlag!



    Was physiologisch bedeutet - daß Oliver Zeidler sich zu lange im anäroben BerBeich bewegt! Vulgo wg schlechter Verbrennung eine Sauerstoffschuld eingeht!



    Die er bis zum Ziel nicht mehr abgearbeitet bekommt!



    Weswegen in - erneut - die technisch & taktisch besseren Ruderer!



    Frauman beachte ab 1750 m die Schlagzahlen!



    Mühelos (naja da tut‘s schonn a weng weh) die Schlagzahlen erhöhen: ihn überspurten •

    • @Lowandorder:

      Ich kenne mich da nicht aus, aber hat man nicht genau für diese Themen - ääh - Trainer und Verbände?

  • Nun, Funtkionäre im Sport sind meist ältere herren und Damen und deren Handlungsmaxime ist: es war schon immer so ... warum ändern? Die Privilegien sind doch zu gut: Teure Hotels, Weltreisen, feinstes Essen, teure Autos .. was interessiert da die alten Blockierer schon der Sport bzw. die Sportler? Das zieht sich dort den gesamten Leistungssport.

  • Wenn ein 26jähriger Mann seine nicht berauschende Leistung an der Ahnungslosigkeit von Funktionären festmacht, und nicht etwa an sich und/oder seinen Heimtrainern...anyway!



    Auf einem anderen Blatt steht sicher die verbesserungswürdige Nachwuchsarbeit und deren Förderung durch Bund und Ländern.

    • @Andy Krisst:

      Oliver Zeidler ist nur einer unter vielen mit einer schlechten Leistung und er hat auch nicht gesagt, das er persönlich benachteiligt worden sei.

    • @Andy Krisst:

      Sowas kommentiert auch nur jemand, der keine Ahnung von diesem Sport hat. Im Gegensatz zur A-Nationalmannschaft funktioniert die Arbeit im U19 und U23 Bereich sehr gut. Erst vor 2 Wochen waren die Weltmeisterschaften in diesen Altersklassen, bei denen sich viele Boote mit Medaillen belohnen konnten. Beispielsweise wurden der U19 Achter und Doppelzweier Weltmeister. Olli hingegen ist einer der wenigen, der häufig gute bis sehr gute Leistungen im Erwachsenenbereich bringt. Bevor man dem amtierenden Weltmeister kritisiert, sollte man sich besser informieren!