European Championships in München: Sportfreunde for free

Die European Championships in München sind eröffnet. Europameisterschaften in neun Sportarten sollen Appetit auf Olympia machen.

Olympiapark in München, Eröffnungsfeier der European Championships

European Championships als Volksfest: Eröffnung im Münchner Olympiapark Foto: Sven Hoppe/dpa

Das war ja schon mal ein Auftakt. 55.000 Menschen sind am Mittwochabend in den Münchner Olympiapark gekommen, um die Eröffnung der European Championships zu feiern. Vielleicht sind sie aber auch nur dagewesen, um ein paar Takte der Musik ihrer Lieblingsbands zu hören, die ja nicht jeden Tag bei freiem Eintritt zu hören sind. So genau weiß man das nicht.

Der Sport jedenfalls war Nebensache an diesem ersten Tag dieses Multi­sport­events, bei dem elf Tage lang Europameisterschaften in neun Sportarten ausgefochten werden. Es gab keine schwülstige Eröffnungsfeier, keine peinlichen Paraden von Fahnenträgern, keine Hymnen und keinen Einmarsch der Athleten. Es gab einfach nur ein Sommerfest.

Kein schlechter Kniff. Man schenkt den Münchnerinnen und Münchnern etwas, damit sie über das, was man ihnen nimmt, nicht allzu sehr granteln müssen. Für den Marathon muss so manche Straße gesperrt werden, und über den für Beachvolleyball und Sportklettern reservierten Königsplatz mitten in der Stadt darf schon ein paar Tage nicht mehr mit dem Auto gefahren werden. Dafür darf sich die Welt dann freuen über Sandspiele vor klassizistischen Fassaden.

Woran man dabei denken soll? Klar, an das klassische Olympia. Und an die Spiele von 1972 natürlich. Zum 50. Jubiläum hat die Stadt München sich die European Championships an Land gezogen. Radsport, Turnen, Leichtathletik, Kanurennsport, Rudern, Klettern, Beachvolleyball, Triathlon und Tischtennis sind die Sportarten dieses Events, das Lust machen soll auf mehr, auf Olympische Spiele in Deutschland.

Nostalgie über Olympia 1972

Solche sind nicht allzu beliebt bei den Menschen, in deren Städten sie stattfinden sollen. Die Münchner haben sich in einem Plebiszit gegen Olympische Winterspiele ausgesprochen, und auch in Hamburg gab es keine rechte Begeisterung für eine Bewerbung.

„Wir wollen ein gutes Vorbild sein und ein Erbe und Vermächtnis lassen für künftige Sportgroßveranstaltungen bis hin zu Olympischen Spielen“, sagte Marion Schöne, Geschäftsführerin der Olympiapark München GmbH, bei der Eröffnungspressekonferenz. Da wurde in Erinnerungen geschwelgt an die Spiele 1972, die Bayerns Innen- und Sportminister Joachim Herrmann (CSU) als Bub erlebt hat. Münchens Sportbürgermeisterin Verena Dietl (SPD) war damals „minus acht“, wäre aber wohl gern dabei gewesen.

Das Attentat palästinensischer Terroristen auf die israelische Olympiamannschaft, dem am 5. September 1972 zwölf Menschen zum Opfer gefallen sind, wäre beinahe gar nicht erwähnt worden bei all der Olympia-Nostalgie. Weil aber der bayerische Innenminister da war, lag die Frage auf der Hand, ob man sich diesmal besser vorbereitet habe als auf den Terroranschlag 1972. Über den wollte Herrmann nicht reden an diesem schönen Sommertag. Dafür gebe es noch genug Diskussions- und Gedenkveranstaltungen. Und wie Sicherheit geht, das hätten seine Behörden ja bewiesen, neulich erst beim G7-Gipfel in Elmau.

Wer den Lärm von Hubschraubern und die Präsenz hochgerüsteter Polizeibeamter bei Fußballspielen kennt, dürfte sich gefreut haben über die zivile Party, die sich dann am frühen Abend im Olympiapark entwickelt hat. „Back to the Roofs“ ist das Motto der Kulturspiele, die das Sportereignis begleiten sollen.

Hoch über dem Zeltdach auf den Hängen des Olympiabergs ließen sich die Menschen nieder und versuchten ein paar Takte von Marteria oder den Sportfreunden Stiller zu erhaschen. Der Platz vor der Bühne war schnell überfüllt und wurde gesperrt, so wie kurz darauf der gesamte Park. Wer drin war, konnte flanieren, sich ein Bier im Plastikbecher für 6 Euro kaufen, an einer der zahlreichen Bühnen und feinen, kleinen Bands oder Musikern zuhören. Unter einem Baum saß die Lyrikerin Sabine Magnet und schrieb Gedichte auf Bestellung. An einen anderen Baum sollte man Wünsche hängen. Frieden wollten da die meisten.

Nur der kleine Max (6 Jahre) wünschte sich, dass Deutschland gewinnt. Es war ja ein Sportfest, das da eröffnet wurde. Man hätte es glatt vergessen können.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.