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Zahl der Waldbrände nimmt deutlich zu„Technik zum gezielten Feuerlegen“

Dass es im Wald immer häufiger brennt, hat mehrere Gründe. Der Verein „Waldbrandteam“ ist auf die Bekämpfung von Vegetationsbränden spezialisiert.

Das „Waldbrandteam“ legt mit Hilfe von Flämmkannen kontrollierte Gegenfeuer, um Brände einzudämmen Foto: Waldbrandteam
Interview von David Wasiliu

taz: Herr Maushake, warum kommt es in letzter Zeit so häufig zu Waldbränden?

Detlef Maushake: Da kommen mehrere Faktoren zusammen: Zum einen wird es wärmer und trockener. Wir unterschreiten seit einigen Jahren die durchschnittlichen Regenmengen, die die Natur eigentlich bräuchte – gerade im Winter. Zum anderen wird aus Gründen der Naturpflege mehr Totholz in den Wäldern belassen. Das ist alles Brennmaterial. Der dritte Faktor ist der Mensch. Über 90 Prozent der Brände sind menschengemacht – durch Unachtsamkeit, durch Fahrlässigkeit, aber auch durch Brandstiftung.

Hat die Zahl der Brände zugenommen?

Deutlich – vor allem aufgrund der Wärme und der Trockenheit. Es gibt in Deutschland aber ein statistisches Problem: Nicht alle Brände werden gleichermaßen registriert. Wenn zum Beispiel eine Bahnböschung oder ein Acker brennt, geht das oft nicht in die Statistik ein. Das Gleiche gilt für kleinere Brände im Privatwald, die nicht gemeldet werden.

Wie viele Waldbrände gab es dieses Jahr in Niedersachsen?

Die Waldbrandzentrale in Lüneburg hat 2022 schon etwa 500 Brände gesichtet. Das deckt natürlich nur einen kleinen Teil Niedersachsens ab. Ich gehe insgesamt von mehreren Tausend Wald- und Flächenbränden aus, wobei die Größe stark variiert.

Waldbrände können auch Teil des natürlichen Kreislaufs sein …

Im Interview: 

Detlef Maushake, 51, ist Vorsitzender des Vereins „Waldbrandteam“ und Mitglied der Feuerwehr Salzgitter

In Deutschland gehören sie eigentlich nicht zum natürlichen Kreislauf. Es gibt bestimmte Baumarten, deren Tannenzapfen darauf angewiesen sind, Wärme zu bekommen, damit sie aufgehen und die Saat heraustritt. Diese Baum­arten, die zum Beispiel in Kalifornien heimisch sind, gibt es in Deutschland aber nicht. Hier ist ein Waldbrand immer ein Schadfeuer, auch wenn sich die Natur davon erholen kann.

Ihr Verein „Waldbrandteam“ ist auf Vegetationsbrände spezialisiert. Wie oft sind Sie dieses Jahr schon ausgerückt?

Wir hatten einen geplanten Einsatz im Norden Portugals, um die dortige Feuerwehr zu unterstützen. Und wir waren in Brandenburg in der Nähe von Bad Liebenwerda im Einsatz. Daneben bilden wir viele Feuerwehren zum Thema Waldbrand aus. Der Prozess wächst noch – genauso wie die Erkenntnis, dass es Spe­zia­lis­t:in­nen braucht. Es gibt in Deutschland nur zwei Vereine und eine Abteilung, die sich speziell mit dem Thema Waldbrand beschäftigen. Unser Team hat etwa 80 Mitglieder und ist an vier Landkreise angebunden, die uns im Notfall alarmieren: Goslar, Salzgitter, Peine und Northeim.

Was ist der Unterschied zur normalen Feuerwehr?

Einen Gebäude- oder Auto­brand könnten wir nicht löschen. Wir haben ausschließlich Spezialmaterial für die Bekämpfung von Vegetationsbränden. Das sind zum Beispiel sehr dünne Schläuche oder kleine, mobile Pumpen, mit denen man im Gelände einfacher arbeiten kann. Dazu kommen Handwerkzeuge, mit denen Glutnester ausgehoben oder Feuerschneisen gegraben werden können. Wir besitzen auch Technik zum gezielten Feuerlegen, um beispielsweise Gegenfeuer zu legen oder Flächen kontrolliert abzubrennen.

Sie bekämpfen Feuer mit Feuer?

Einerseits setzen wir Feuer zur Brandbekämpfung ein, in dem wir kontrollierte Gegenfeuer legen, die dem Hauptbrand entgegenlaufen und ihm so das Brennmaterial vorwegnehmen. Andererseits können wir durch kontrollierte Feuer das Totholz in den Wäldern präventiv beseitigen. Ohne dieses Unterholz entstehen erst gar keine Vollfeuer.

Vortragsreihe Waldwissen

Vortragsreihe Waldwissen: „Vegetationsbrandbekämpfung und kontrolliertes Brennen zur Flächenpflege im Naturschutz“

2. August 2022, 17.30–19 Uhr,

Waldforum Riddagshausen, Braunschweig

Wie müssen sich die Wälder verändern, um zukünftig Brände zu vermeiden?

Die Brennstoffmasse müsste verkleinert werden. Das passiert durch gezielte Ausdünnung bestimmter Bereiche. Außerdem bräuchte es Baumarten, die weniger feueranfällig sind. Dazu zählen fast alle Laubarten, vor allem die bei uns heimische Buche. Durch sie entsteht mehr Feuchtigkeit und ein anderes Klima im Wald. Wenn es lange genug trocken war, brennt allerdings auch ein Laubwald. Es gibt keine feuerbeständigen Bäume – es gibt nur welche, die nicht so anfällig sind.

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1 Kommentar

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  • "Andererseits können wir durch kontrollierte Feuer das Totholz in den Wäldern präventiv beseitigen. Ohne dieses Unterholz entstehen erst gar keine Vollfeuer."



    Und für geschätzte 90 Prozent der Waldbrände ist der Mensch als Verursacher identifiziert.



    Da ist ja noch Potential für die Prävention, wenn es weiterhin so trocken bleibt ...