Vergewaltigungen in Südafrika: Debatte über „chemische Kastration“
In Südafrika nimmt sexualisierte Gewalt stark zu. In der Regierungspartei ANC mehren sich radikale Forderungen, wie mit Vergewaltigern umzugehen ist.
Der letzte Horrorvorfall ereignete sich am Donnerstag vergangener Woche, als eine Männergruppe mit vorgezogener Waffe acht Frauen überfiel, die gerade in einem verlassenen Bergwerk bei Krugersdorp nahe Johannesburg ein Musikvideo aufnahmen.
Am Montag wurden über 80 Verdächtige dem Haftrichter in Krugersdorp vorgeführt. Der Fall macht Schlagzeilen, weil die Täter angeblich Ausländer aus dem benachbarten Lesotho sind.
In der Zulu-Sprache heißen sie zama zama („versuch es noch mal und noch mal“) und sie treiben sich in aufgegebenen Bergwerken herum, auf der Suche nach Erzen und Mineralien zum Verkauf. Die Verdächtigen sollen nun im Schnellverfahren DNA-getestet werden – es gibt dafür eigentlich eine lange Warteliste.
„Ein tragischer Start für den Monat der Frau“, sagte Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa – der August ist Südafrikas Monat der Frau – und nannte sexualisierte Gewalt „die dunkle und hässliche Seite unserer Gesellschaft“.
Auf einer Programmkonferenz des regierenden ANC (Afrikanischer Nationalkongress) in Johannesburg am vergangenen Wochenende forderte die ANC-Arbeitsgruppe für „soziale Transformation“ die chemische Kastration für verurteilte Vergewaltiger. Es ist ein Verfahren, das männliche Hormone verringert und damit auch den Sexualtrieb.
Auf dem nächsten ANC-Wahlparteitag im Dezember soll das auf die Tagesordnung gesetzt werden, kündigte Lindiwe Sisulu an, die Vorsitzende der ANC-Arbeitsgruppe. Rein zufällig will Sisulu auch Ramaphosa im Kampf um die ANC-Führung herausfordern.
Beim Wahlparteitag 2017 war ein ähnlicher Vorstoß der ANC-Frauenliga noch abgelehnt worden. „Wir schlagen es erneut vor“, so Sisulu. „Mal sehen, was der Parteitag sagt.“
Unter Kritikern ist die chemische Kastration umstritten, nicht zuletzt wegen der hohen Zahl falscher Verurteilungen, die später aufgehoben werden.
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