Andreas Speit Der rechte Rand: Wie ein AfD-Mann wieder bei der Polizei landet
Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.
Der AfD-Landtagsabgeordnete Claus Schaffer kehrt nach seinem gescheiterten Wiedereinzug in den schleswig-holsteinischen Landtag in den Polizeidienst zurück. Dass das Bundesamt für Verfassungsschutz die AfD als Gesamtpartei mittlerweile juristisch abgesichert als Verdachtsfall beobachten darf, ist dafür kein Hinderungsgrund. Auch nicht, dass der Geheimdienst in Kiel wohl potenzielle Informant:innen ansprach und die Partei 2020 erstmals in seinem Tätigkeitsbericht erwähnte.
Der AfD-Landesverband sei „kein Beobachtungsobjekt der schleswig-holsteinischen Landesbehörde für Verfassungsschutz“, sagt Dirk Hundertmark, der Sprecher des schleswig-holsteinischen Innenministeriums. Dies gelte auch für ehemalige Mandatsträger und Abgeordnete im Landtag. Grundsätzlich kehrten Beamtinnen und Beamte, die für die Ausübung eines Wahlamtes freigestellt sind, nach Beendigung der Ausübung ihres Mandats in den öffentlichen Dienst zurück, sagt der Pressesprecher.
Schaffer war vor dem Einzug in das Landesparlament als Ausbilder und Einsatztrainer im Polizeidienst tätig. In welche Dienststelle der Kriminalhauptkommissar aus Lübeck nun versetzt worden ist, beantwortet Hundertmark nicht. Er verweist auf den „Schutz der persönlichen Daten“, weswegen er keine „Auskunft zur dienstlichen Verwendung“ geben könne.
Unbeantwortet bleibt auch, ob der AfD-Politiker im Polizeidienst selbst Zugriff auf personenbezogene Daten hat. Keine unberechtigte Frage, denn Schaffer ordnet sich selbst der Anti-Antifa zu. Via Twitter erklärte er im Juni 2020 kurz und knapp „52 und Anti-#Antifa“ zu sein. „Definitiv Anti-#Antifa. Selbstverständlich“, bekräftigte er ein andermal.
Das Konzept der Anti-Antifa hat einen eindeutigen Ursprung: 1992 propagierte der Hamburger Rechtsextreme Christian Worch das Ausspionieren von Person und Objekten in der linken Szene. Leute, die sich gegen rechts engagierten, wurden zum Zwecke der Einschüchterung in der Zeitschrift Einblick an den Pranger gestellt.
Nach den ersten Anti-Antifa-Aktionen an der Elbe entstanden bundesweit zahlreiche Anti-Antifa-Gruppen, die untereinander in losem Kontakt stehen und Informationen austauschen. Aus dem Milieu der „Anti-Antifa Ostthüringen“ kam später das NSU-Kerntrio.
Im Kieler Landtag hatte Schaffer per Pressemitteilung die ehemalige polizeipolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Kathrin Bockey, kritisiert. Bockey, selbst Polizistin, hatte eine Pflicht-Supervision für die Landespolizei zum Thema Rassismus gefordert. Diese Forderung offenbare das „Misstrauen“ und die „Ablehnung“ der SPD gegenüber der Polizei und den Sicherheitsbehörden, erklärte Schaffer. Und ganz im Sinne der Anti-Antifa führte er weiter aus: „Die politische Linke führt einen Kampf gegen die Staatsgewalt.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen