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Blutspenden in Deutschland werden knappParty statt Spende

Ein erhöhter Bedarf an Spenden trifft aktuell auf eine geringe Spendenbereitschaft. Niedrigschwellige Angebote müssen dringend her.

Spen­de­r:in­nen dringend gesucht! Wie hier am Welt­blutspendetag in der Charité in Berlin Foto: Jörg Carstensen/dpa

Die Pandemie ist in vielerlei Hinsicht eine Katastrophe, die anders ist als die, die wir bereits kennen. Eigentlich spenden Menschen mehr Blut, wenn es eine Katastrophe gibt. Doch die Blutspenden bleiben knapp. Zum Weltblutspendetag am 14. Juni meldete das Deutsche Rote Kreuz (DRK), dass die aktuelle Versorgungslage in fünf Bundesländern bedrohlich ist. Weltweit ist es nicht anders, es gibt zu wenig Spender:innen.

Dass zu Anfang der Pandemie kein Blut gespendet wurde, lag vor allem an den Isolationsmaßnahmen: Blutspende-Aktionen in Büros, Bürgerhäusern oder Einkaufszentren waren nicht möglich, weil niemand mehr in Büros, Bürgerhäusern oder Einkaufszentren war. Nun setzt das ein, was schon vor der Pandemie die Regel war: Wegen Urlaub und Ferien spenden die Menschen in den Sommermonaten kein Blut. Dazu kommt laut Deutscher Gesellschaft für Transfusionsmedizin der Wegfall von coronabedingten Einschränkungen – sodass die Leute mehr Freizeitaktivitäten nachgehen können. Party statt Blutspenden also.

Gleichzeitig werden Operationen nachgeholt, die wegen Corona verschoben wurden. Es wird also mehr Blut gebraucht, aber weniger gespendet. Das ist deshalb problematisch, weil sich Blutpräparate nur 42 Tage lagern lassen. Organisationen wie das DRK sind deshalb auf regelmäßige Spenden angewiesen.

Zum Blutspendetag Anfang der Woche hat das DRK eine Kampagne initiiert, bei der Promis fürs Blutspenden werben. So sagt zum Beispiel Sängerin Vanessa Mai in einem Video der Kampagne: „Jede Blutspende rettet Leben“ und „Vielleicht bist du morgen schon Empfänger:in, deshalb sei heute Spen­de­r:in“. Jeder dritte Mensch ist im Laufe seines Lebens auf Blutspenden angewiesen – wegen eines Unfalls, einer Herz- oder Krebserkrankung.

Blutspenden ist gut für die Gesundheit

Dabei ist Blutspenden nicht altruistisch. Es ist gut für die Gesundheit: Wer sein Blut spendet, bekommt davor einen Gesundheitscheck. Das Blut wird nach der Spende auf HIV, Syphilis und Erreger der Hepatitis B und C getestet. Dazu werden Blutdruck und Eisenwert kontrolliert, es verringert das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, und man erfährt die eigene Blutgruppe – was bei einem Unfall sehr wichtig sein kann, um Zeit zu sparen.

Laut einer Studie diesen Jahres können Blutspenden zudem per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) aus dem Körper filtern. PFAS sind sogenannte Ewigchemikalien, die sich im menschlichen Gewebe anreichern können und möglicherweise krebserregend sind.

Dass Blutspenden gut für die Gesundheit ist, ist seit Jahren bekannt, nicht nur die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) macht regelmäßig darauf aufmerksam. Trotzdem spenden nur etwa 3 Prozent der Menschen in Deutschland Blut. Wie also die Menschen dazu bewegen, Blut zu spenden?

Der Zugang dazu könnte diskriminierungsfrei sein, denn nicht je­de:r darf Blut spenden: Queere Männer dürfen in Deutschland nur Blut spenden, wenn sie monogam leben. Sexueller Kontakt zwischen Männern außerhalb monogamer Beziehungen führt dazu, dass vier Monate nicht gespendet werden darf. Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) e. V. kritisiert zu Recht, dass es nicht auf wechselnde Part­ne­r:in­nen ankommt, sondern darauf, ob Geschlechtsverkehr ungeschützt war oder nicht. Laut Koalitionsvertrag arbeitet die Ampel-Regierung an einer Neuregelung.

Es braucht ein stärkeres Bewusstsein

Auch kommt es nicht nur darauf an, wer spenden darf, sondern auch, wo und wann: In Berlin wurde am Einkaufszentrum Alexa in Mitte ein DRK-Zentrum geöffnet, wo unter der Woche nach Terminvereinbarung gespendet werden kann.

Noch besser ist es natürlich, wenn Blutspendezentren auch ohne Terminvereinbarung zugänglich sind – und nicht nur in großen Städten wie in Berlin. Auch helfen regelmäßige Aktionen wie Blutspendetage in kleineren Städten, an denen je­de:r teilnehmen kann.

Um stärker im Bewusstsein der Ein­woh­ne­r:in­nen zu sein, sollten Orte, an denen Blut gespendet werden kann, sichtbarer sein. Möglicherweise könnten hier Corona-Teststellen ein Vorbild sein: Eine Zeit lang waren sie an jeder Ecke zu sehen, alle kannten die nächste Testmöglichkeit. So niedrigschwellig und sichtbar sollte es auch mit der Blutspende sein. Denn die Knappheit ist ein Thema, was uns nicht nur einmal im Jahr rund um den Weltblut­spende­tag beschäftigen sollte.

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6 Kommentare

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  • Ich war regelmässig Blutplasma spenden. Dort gab es eine finanzielle Aufwandsentschädigung, die sich für einen auch mal lohnte, weswegen sehr viele Studentinnen und Studenten teilnahmen. 17 bis 25 € gabs und wenn man am FSME Programm teilnahm, gab es 50 € . Man liess sich gegen FSME impfen und spendete Plasma.



    Im Gegensatz zu Blutspenden, kann man öfter Plasma spenden und so bessern so Manche ihre knappe Haushaltskasse etwas auf.

    Vom DRK gab es evtl. ein kleines Brotzeitpaket und teils extreme Wartezeiten.

    In solchen Zeiten, wäre dem DRK und anderen Orgas geholfen, wenn die eine finanzielle Aufwandsentschädigung springen lassen würden. Schliesslich kann man gerade heutzutage mehr etwas Geld gebrauchen als ein Futterpaket, das noch nicht mal Allen schmeckt.



    Und lukrativ ist es für die Blutspendensammler sowieso.

  • Ich sag mal: Same procedure as last year - same as every year.

  • An meinem früheren Wohnort habe ich, gegen Aufwandsentschädigung, auch sehr oft Blut gespendet.



    Hier gibt es nur ein Lebensmittelpaket, mit Zeug, das ich nicht mag. Also spende ich auch nichts mehr.



    Kohle statt Krempel wäre da ein enormer Anreiz, denn soo schön ist diese Spenderei nun auch nicht, auch wenn sie der eigenen Gesundheit mit dient.

    • @Fezi:

      Stimmt. Als Super-Niedrigblutdruckerin ;) habe ich genau einmal gespendet - als Studentin vor über 20 Jahren, da gab es 40 DM für an einer Uniklinik, fand ich prima als Entschädigung für 45 Minuten Fast-Ohnmacht wegen Kreislaufverlangsamung nach 5 Minuten Abzapfen (meine Fresse, war das übel...). Würde ich sogar mal wieder versuchen, aber ehrlich gesagt, lieber für Geld als für Brot und Cola.

  • Meine Frau hat früher sehr viel Blut gespendet - sehr viel, eigentlich so oft sie durfte. Dann kam Corona und die Sache wurde schwierig. Blutspenden ging nur noch nach Terminvereinbarung. Das war ihr zu blöd. Jetzt wird kein Blut mehr gespendet.

  • An der Charite kann man Montags bis Freitags ohne Terminvereinbarung spenden, in den letzten Tagen war da jeweils viel Betrieb mit sehr vielen Erstspendern, keine Spur von Spendermangel. Dort zahlt man immerhin eine Aufwandsentschädigung (20€), die allerdings seit sehr langer Zeit nicht mehr erhöht wurde, das DRK zahlt praktisch nichts und finanziert sich mit Blutspenden, die für über 140€ der halbe Liter verkauft werden. Man könnte die Spendenbereitschaft leicht erhöhen: Mehr Aufwandsentschädigung für gut zwei Stunden + X Zeitverlust (inkl. Anreise), sowie Erhöhung des Spenderpotentials. Nicht nur Homosexuelle Männer werden praktisch ausgeschlossen, auch Nichtdeutsche (Formulare gibt es nur auf Deutsch), Leute, die in den 80ern/ 90ern für 6 Monate in UK waren (BSE), usw. Deutschland ist da - wohl auch Dank des Quasimonopolisten DRK und der untätigen Politik - noch im 19. Jahrhundert stehen geblieben.