Das Neun-Euro-Ticket im Pfingst-Test: In vollen Zügen genießen
Alle reden vom Neun-Euro-Ticket. Und nun, nach dem ersten Wochenende: Hat es seinen Praxistest bestanden? Eindrücke vom Bodensee bis Sylt.
H amburg, Samstagmorgen, acht Uhr. Bis auf ein paar fleißige Singvögel ist es noch ruhig in den Straßen der Hansestadt. Aber zehn Minuten später, im Bahnhof Hamburg-Altona, zeigt sich ein anderes Bild. Menschen wuseln eilig durcheinander, viele ziehen kleine Koffer hinter sich her, einige tragen großes Reisegepäck – alle eint ein gemeinsames Ziel: der Zug nach Westerland auf Sylt. Auf die Insel.
Am ersten Wochenende nach der Einführung des 9-Euro-Tickets steht das Netz des Regionalverkehrs in ganz Deutschland vor einem Stresstest. Denn während sich unter der Woche die zusätzliche Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs auf diverse Pendelstrecken verteilt, konzentrieren sich Reisen am Wochenende auf touristisch besonders attraktiven Strecken. An Warnungen hat es nicht gefehlt: Der Fahrgastverband Pro Bahn erwartete überfüllte Züge, Zugräumungen und Chaos an den Bahnhöfen. Denn das neue Ticket ermöglicht vielen Menschen, die sich das vorher nicht ohne Weiteres hätten leisten können, mal wieder rauszukommen, einen Tagesausflug oder eine Wochenendreise zu unternehmen.
Wie strapazierend ist solch eine Odyssee am Wochenende mit dem 9-Euro-Ticket wirklich? Drei taz-Reporter sind mitgefahren – von Hamburg nach Sylt, von Freiburg in den Schwarzwald und an den Bodensee und von Berlin ins Umland.
Aufgrund der zu erwartenden hohen Nachfrage stehen am Samstag gleich zwei Regionalzüge mit Fahrtziel Westerland im Bahnhof Altona bereit, beide sind voll ausgelastet. Nur wer alleine reist, hat noch eine Chance, zehn Minuten vor Abfahrt einen Sitzplatz zu ergattern. Pünktlich setzt sich die Regionalbahn in Bewegung, die Stimmung im Waggon ist entspannt, auf vielen Klapptischen stehen Pappbecher mit Kaffee nebst Brötchentüten von der Bahnhofsbäckerei.
Viele wären auch ohne das Neun-Euro-Ticket nach Sylt gefahren, reisen nicht zum ersten Mal auf die Insel. Für einige Gruppen hingegen, teils ausgestattet mit Filzhüten mit der Aufschrift „Sylt 2022“, gelben Warnwesten und Schlafsäcken, ist die Insel erst in den letzten Wochen interessant geworden.
Als einige Insulaner:innen Bedenken anmeldeten, die Züge könnten ihre Kapazitätsgrenze überschreiten, verselbstständigte sich auf Twitter, Telegram und Reddit das Bild einer Insel der Reichen und Schönen, die ein wenig ungelenk versuchen, ihr Habitat vor unerwünschten Eindringlingen zu schützen. Von „Chaostagen“, zu denen im Internet aufgerufen wurde, ist jedoch im Zug nichts zu sehen.
Es dauert nicht lange, bis sich bei Stammgästen wie Party-Tourist:innen gleichermaßen die ersten alkoholhaltigen Getränke zu den Kaffeebechern gesellen. Ein Mitreisender erzählt, er sei eigentlich gar nicht so der Sylt-Typ, Föhr gefalle ihm ein bisschen besser, da sei es ruhiger. Ein wenig kennt er sich auf der Insel aber doch aus, gibt Tipps, was bei einem Tagesausflug unbedingt alles gemacht werden muss. Auf längeren Zugreisen, das war schon immer so, kommen Menschen ins Gespräch miteinander, reden über persönliche Beweggründe der Reise, spielen Karten mit vormals Fremden – flüchtige Begegnungen, bis sich die Wege ein paar Augenblicke später am Bahnsteig in alle Himmelsrichtungen zerstreuen.
Die Zugfahrt nach Sylt dauert normalerweise etwas unter drei Stunden. Weil heute zwei Regionalbahnen kurz nacheinander fahren, hält der frühere Zug nicht an jeder Station, das spart gut 20 Minuten Fahrtzeit. Verspätungen sind auf der Strecke zwischen Hamburg-Altona und Westerland ansonsten keine Seltenheit. Abschnittsweise liegt hier nur ein Gleis, sobald ein Zug zu spät dran ist, verursacht das einen Stau in beide Richtungen.
Heute aber ist der Zug pünktlich, und als die Bahn auf dem Hindenburgdamm über die Nordsee nach Sylt einfährt, sich das Wattenmeer zu beiden Seiten in die Ferne erstreckt und der Zugbegleiter durch die knisternden Lautsprecher einen Blick bis nach Föhr zur einen und nach Dänemark zur anderen Seite ankündigt, da weicht jedwede Nörgelei an der Bahn der unvergleichlichen Romantik, die das Fahren mit dem Zug so besonders macht, machen kann.
Die Kurtaxe nicht vergessen
Keine zwanzig Minuten später fährt der RE60 in den Bahnhof Westerland ein. Unzählige Menschen strömen aus dem Zug auf den Bahnsteig. Sylt empfängt die Gäste mit grauem Himmel, einer steifen Brise und zwölf Grad Celsius – es ist kühler und schattiger als noch zwei Stunden zuvor in Hamburg. Der Anblick der Nordsee und der Duft salziger Meeresluft entkräften diesen Vergleich jedoch kurze Zeit später. Der Eintritt zum Sandstrand, vier Euro Kurtaxe, ist dagegen noch gesalzener als die Meeresluft. Für den Zugang zum Meer zahlt man also weitaus mehr, als die Bahnfahrt kostet, rechnet man das Neun-Euro-Ticket in Tagesbeträge um.
Immerhin können mit dem Billigticket nicht nur die Regionalbahnen, sondern auch Busse in ganz Deutschland genutzt werden. Das gilt auch auf Sylt, wo in vorbildlicher Regelmäßigkeit alle wichtigen Punkte der Insel angefahren werden. Unweit der Bushaltestelle „Friedrichstraße-Ost“, im Zentrum Westerlands, haben sich Punks niedergelassen, viele von ihnen sind nach eigener Aussage bereits seit Donnerstag auf der Insel. Angereist seien sie aus fast allen Bundesländern, alle mit der Regionalbahn. Bislang, erzählt ein Punker aus Sachsen-Anhalt, sei alles entspannt, man schlafe am Strand und sei friedlich unterwegs.
Die Bewohner:innen geben sich ebenfalls gelassen. „Endlich mal was los hier“, sagt ein älterer Mann mit einem Augenzwinkern im Vorbeigehen. Wenige Minuten später fährt der Bus vor, und im Gegensatz zur Bahn ist der wirklich randvoll.
Nach wenigen Minuten Fahrt kann man an einem beliebigen Punkt aussteigen, in die Dünenlandschaft eintreten und sich alsbald am Strand wiederfinden. Auch an den Pfaden durch die bewachsenen Dünen steht früher oder später eines der kleinen, weiß angestrichenen Häuschen der Kurverwaltung. Auch hier werden die vier Euro fällig, der Versuch, für lau am Strand zu spazieren, endet erfolglos.
Bundesweites Billigticket Nach der starken Nachfrage im Pfingstverkehr fordern Verbraucherschützer, Kommunen sowie Verkehrspolitiker dauerhaft günstige Nahverkehrspreise. Der Städte- und Gemeindebund sprach sich dafür aus, auch nach Auslaufen des auf drei Monate befristeten Neun-Euro-Tickets für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ein bundesweit unbegrenzt gültiges Billigticket anzubieten.
Angebot ungenügend SPD-Expertin Dorothee Martin sagte, sie freue sich sehr über den großen Zuspruch für das 9-Euro-Ticket. Klar sei aber, „dass wir dauerhaft mehr Geld im ÖPNV brauchen“. In vielen Regionen sei das Angebot leider ungenügend. Gleichzeitig stiegen die Kosten auch bei den Verkehrsunternehmen.
Preise einfrieren „Um den ÖPNV zu stärken und Fahrgäste dauerhaft zu halten, sind konstant günstige Ticketpreise wichtig“, sagte Jutta Gurkmann von der Verbraucherzentrale Bundesverband. „Die Bundesregierung sollte deshalb ein Preismoratorium für Busse und Bahnen beschließen und in einen kundenfreundlichen ÖPNV und attraktive Angebote investieren.“ (dpa, taz)
In den vergangenen Tagen seien auf Sylt schon deutlich mehr Menschen unterwegs gewesen, erzählt die Frau hinter der Glasscheibe des kleinen weißen Häuschens. Sie habe bereits 1995 die Chaostage der Hamburger Punks miterlebt, heute sei alles anders, viel friedlicher und auch die Insulaner:innen hätten diesmal kein Problem mit den zusätzlichen Gästen – solange es so ruhig bleibe.
Vier Euro ärmer führt der Weg noch über eine Düne, dann endlich breitet sich weißer Sandstrand aus. Dahinter die Nordsee, soweit das Auge reicht. Je größer die Distanz zum Zentrum der Insel, desto mehr Strand hat man für sich allein. Hier, nur ein paar Kilometer von Westerland entfernt, sind auch an einem Samstagnachmittag nur wenige Menschen unterwegs. Bei einer ausgedehnten Wanderung zurück nach Westerland bleibt genug Zeit, um die Füße im weißen Sand zu vergraben und den sanften Wellen der Nordsee zu lauschen, während die Silbermöwen kreischend ihre Kreise ziehen.
Wenn die Schatten länger und die Beine müde werden, fährt von Westerland jede Stunde eine Regionalbahn zurück nach Hamburg-Altona, die letzte um 19.16 Uhr. Auf dem Heimweg ist die Bahn am Samstagabend nicht einmal zur Hälfte belegt, so bleibt der Schaffnerin sogar Zeit, die Fahrkarten zu kontrollieren. Morgen, meint sie, wollen die Punks zurückfahren, das werde bestimmt lustig.
Entspannt von Freiburg an den Bodensee
Samstag, 9.20 Uhr, am Freiburger Hauptbahnhof. Warten auf den Regionalexpress in Richtung Offenburg – das Tor für alle Menschen im äußersten Südwesten der Republik in den Norden, in Städte wie Karlsruhe, Mannheim oder Stuttgart. Es ist einiges los am Gleis. Aber mehr als sonst? Viele Menschen ziehen schwere Rollkoffer hinter sich her – eher keine Ausflügler, die mit dem Neun-Euro-Ticket unterwegs sind. Der Zug fährt ein, tatsächlich bleiben die Menschen mit dem schweren Gepäck stehen, warten auf den nachfolgenden ICE. Es ist Ferienbeginn, viele zieht es zum Flughafen in Frankfurt am Main.
Der Regionalexpress – was für eine Überraschung – ist fast leer. Maximal 20 Prozent der Plätze sind belegt, quer durch alle Waggons. Der Zug fährt los, hält in Kleinstädten wie Denzlingen und Emmendingen. Rechts ziehen die Hügel des Schwarzwalds vorbei, links öffnet sich die Rheinebene. Am Bahnhof Ringsheim steigen zwei Frauen mittleren Alters ein, elegant und farbenfroh gekleidet. Martina Gerber und Anja Keppner wollten eigentlich mit dem Neun-Euro-Ticket nach Karlsruhe fahren, wegen des unbeständigen Wetters – schwere Gewitterwolken liegen in der Luft – bleiben sie aber in Offenburg. Das neue Ticket macht flexibel, lässt Platz für kurzfristige Planänderungen.
In Offenburg angekommen, wird es voller am Bahnsteig. Auf Gleis 5 fährt der Regionalexpress nach Konstanz am Bodensee ein. Hunderte Menschen drücken sich ins Freie, sie kommen aus Karlsruhe. Der Zug war voll. Sehr voll. „In Rastatt haben die schon niemandem mehr in den Zug gelassen“, sagt Andreas Ritter, der mit seiner Freundin Maike Roller aus Schorndorf bei Stuttgart in den Schwarzwald fährt. Die Fahrgäste hätten in den Gängen gestanden, ein Durchkommen, etwa für den Schaffner, wäre unmöglich gewesen, sagt Ritter.
Am Bahnhof von Gengenbach schultern die beiden jungen Passagiere ihre großen Rucksäcke und steigen aus. Vor ihnen liegt eine dreitägige Wanderung quer durch den Schwarzwald. Das Neun-Euro-Ticket sei genau richtig gekommen, sagt Maike Roller.
Der Zug nach Konstanz ist derweil gut gefüllt, aber nicht übervoll. Vereinzelt gibt es noch Sitzplätze. Wird sich das bald ändern? Der Bodensee zählt zu den wichtigsten Ausflugszielen der Republik. Auch die Strecke dorthin bietet allerlei Höhepunkte. Die Schwarzwaldbahn gehört zu den schönsten Bahnstrecken Deutschlands, der doppelstöckige Zug fährt durch unzählige Tunnel, entlang reißender Bäche und über tiefe Schluchten. Bauernhöfe schimmern in entlegenen Seitentälern durch den Wald, Kuhherden stehen grasend auf den Weiden. Die Bahnfahrt hat etwas Entschleunigendes, die Stimmung im Zug ist entspannt.
Entgegen den Erwartungen leert sich der Zug hinter Villingen, statt voller zu werden. Der Schwarzwald liegt nun hinter uns und bald tauchen die Vulkane des Hegaus und dann schließlich der Bodensee bei Radolfzell auf. In der Ferne sieht man Segelboote entlanggleiten, dahinter zeichnen sich die Alpen ab. Es gibt immer noch viele freie Sitzplätze im Zug. Vier junge Frauen sitzen zusammen, schauen durch das Fenster auf das Strandbad von Radolfzell, das direkt neben dem Bahnhof liegt. „Oder sollen wir hier raus?“, fragt die eine. Die anderen sind dagegen. „Ach nein, lasst uns nach Konstanz durchfahren“, meint eine andere. Auch hier lässt das Ticket Freiheiten.
Die Innenstadt von Konstanz ist derweil voll, durch die Fußgängerzone wälzen sich Massen an Touristen und Ausflüglern – normal an einem Samstag, zumal das Wetter sich mittlerweile von seiner besten Seite zeigt. Blauer Himmel, die Sonne brennt, vereinzelt einige Schäfchenwolken, die sich im glasklaren Bodensee spiegeln. 45 Minuten Aufenthalt in Konstanz, dann geht es zurück, zunächst auf derselben Strecke.
Pünktlich um 14.39 Uhr fährt der Regionalexpress nach Karlsruhe los. Von Überfüllung wieder keine Spur. Es gibt viele freie Sitzplätze. Ein Eindruck, der sich auch beim letzten Umsteigebahnhof, Donaueschingen, noch einmal bestätigt. Die S10 nach Freiburg, auch Höllentalbahn wegen ihres malerischen Verlaufs durch die felsige Schwarzwaldlandschaft des Höllentals genannt, weist ebenfalls viele freie Plätze auf. Langsam schaukelt sich der gelb-schwarze Zug durch die Landschaft, über die Ravennaschlucht, am Hirschsprung – der Metallskulptur eines kapitalen Zwölfenders – vorbei und erreicht langsam das Dreisamtal und später den Bahnhof Freiburg.
Am Bahnsteig noch einmal ein wenig Gedränge, doch beim Service-Punkt in der Bahnhofshalle winkt die Mitarbeiterin ab. „Alles normal an einem Samstag und Ferienbeginn“, meint sie. Sie hätten zusätzliche Kräfte an diesem Tag im Einsatz – aber letztendlich sei es kein größerer Ansturm an diesem Samstag gewesen als an vergleichbaren Tagen.
Zum Fußballspielen nach Bad Belzig
Berlin, zehn Uhr am Morgen im Ostbahnhof. Heute geht es nach Bad Belzig: Bier, Ballspiel und Baden mit der Fußballmannschaft. Spontan für einen Tag mit dem Regionalzug ins Umland fahren – das Neun-Euro-Ticket macht’s möglich!
Die Lage ist entspannt. Aber ab der nächsten Station, Alexanderplatz, ändert sich das rasch. Während der Fahrt in den Berliner Westen muss ein gutes Drittel der Fahrgäste auf den Gängen stehen. Trotzdem bleibt die Stimmung positiv und die Temperatur angenehm.
Florian und Steffen machen einen Tagesausflug nach Potsdam. Florian studiert, Steffen arbeitet. Florian macht den Trip wegen des günstigen Preises: „Sonst wäre das zu teuer.“ Das Pärchen, das sich auf ihren Platz setzt, nachdem die beiden ausgestiegen sind, hat das Neun-Euro-Ticket über die Monatskarte bekommen, fährt jetzt über Pfingsten fort. „Wir werden wahrscheinlich auch ein, zwei Ausflüge machen, die wir ohne Ticket nicht gemacht hätten.“ Grischa und Carolin kommen aus Hamburg und verbringen das Pfingstwochenende in der Hauptstadt. Sie sind angetan vom Neun-Euro-Ticket: Es habe ihren Aufenthalt flexibler und günstiger gemacht: „Die ganzen Bahnfahrten nach Potsdam und so können wir jetzt mit dem Ticket machen.“ Angereist sind sie aber per ICE.
In Wannsee entspannt sich die Situation, jetzt steht nur noch, wer das auch will. Als der Zug an seiner Endstation in Bad Belzig ankommt, ist er fast leer. Eine junge Mutter, die hier aussteigt, ist begeistert: Sie wohne in Michendorf, sei vorher nur hin und wieder mit der Bahn gefahren und nutze das Ticket jetzt ausgiebig. „It’s very nice!“
Auf der Rückfahrt wird es voll
Die Rückfahrt um halb zehn Uhr abends gestaltet sich dann doch komplizierter. Rad anschließen, Sitzplatz suchen, sich chauffieren lassen? Denkste. Der Zug ist proppenvoll. Die Fahrräder passen gerade noch ins Abteil. Aber sitzen? Keine Chance. Die Hälfte der Fahrgäste muss sich müde und schwitzend auf den Gängen drängeln oder auf den Treppen zwischen den Abteilen kauern.
Daran ändert sich auch nichts, bis der Zug wieder in der Berliner Innenstadt ankommt. Erst am Hauptbahnhof sind die Stehenden erstmals wieder in der Unterzahl. Immerhin, der Zug ist pünktlich, kommt reibungslos durch und wer mitfahren will, schafft es auch hinein. Am Tag zuvor am frühen Nachmittag war der Regionalexpress aus Magdeburg 35 Minuten zu spät dran. „Durch hohes Fahrgastaufkommen bedingte erhöhte Ein- und Aussteigezeiten“ seien laut Durchsage die Ursache dafür. Eine Gruppe, die aus Dessau kommt, erzählt Ähnliches: Voller Zug, eine Stunde Verspätung. „Hätten wir das vorher gewusst, wären wir nicht gefahren.“ Der Besuch in Berlin sei allerdings nur durch das Neun-Euro-Ticket überhaupt eine Option geworden.
Besonders voll aber waren die von Berlin abgehenden Züge in Richtung Ostsee, etwa nach Rostock oder Stralsund. „Fahrräder mussten oft draußen bleiben“, berichtete eine Bahnsprecherin. Mehrfach kam die Bundespolizei zum Einsatz, um Fahrgäste aus überfüllten Zügen herauszukomplimentieren.
Beate und Peter, ein Ehepaar, haben beide eine Jahreskarte für die inneren Berliner Tarifzonen. Sie fahren heute nach Potsdam und freuen sich, dafür nun keinen Anschlussfahrschein kaufen zu müssen. So geht es den meisten Menschen: Sie haben bereits ein Aboticket, können damit jetzt aber viel weiter fahren und freuen sich über das erstattete Geld. Ob sie mehr fahren werden, wissen sie aber noch nicht.
Das bundesweite Großexperiment Neun-Euro-Ticket hat schließlich gerade erst begonnen.
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