Nach Plagiatsvorwürfen: Baerbock zieht Buch zurück
Weil Grünenchefin Baerbock keine Zeit zur Überarbeitung hat, wird ihr umstrittenes Buch nicht mehr gedruckt. Ihr waren Plagiate vorgeworfen worden.
BERLIN taz | Während des Wahlkampfs hatte Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin damit Vertrauen verspielt, jetzt holt es die Grünen-Chefin ein: Der Ullstein-Verlag hat ihr Buch „Jetzt. Wie wir unser Land erneuern“ aus dem Programm genommen. Das hat nach Angaben des Verlags Baerbock selbst entschieden.
Das Buch war nach Erscheinen wegen Palagiatsvorwürfen in die Kritik geraten. Zum richtigen Problem für die Grünen aber war es durch ihren Umgang mit diesen Vorwürfen geworden: Sie hatten das Buch zunächst vehement verteidigt.
Eigentlich hatte Baerbock angekündigt, das Buch zu überarbeiten, laut Verlag sollten die Quellenangaben ergänzt werden. „Der Wahlkampf und die nachfolgenden Sondierungs- und Koalitionsverhandlungen haben nicht den Raum für die notwendigen Ergänzungsarbeiten gelassen“, teilt Baerbock nun aber in einer Erklärung des Verlags mit. „Es ist absehbar, dass sich dies in den kommenden Monaten nicht ändern wird.“
Darüber hinaus wollte sich die Spitzengrüne am Donnerstag nicht äußern. Im Handel verfügbare Exemplare werden noch verkauft, das Buch wird aber nicht mehr nachgedruckt, erklärte eine Verlagssprecherin auf Nachfrage der taz.
Buch wurde offensichtlich zu schnell zusammengeschustert
Baerbock hatte das offensichtlich zu schnell zusammengeschusterte 240-Seiten-Werk im Juni auf der Dachterrasse des Hauses der Kulturen der Welt in Berlin präsentiert, von dort ist das Kanzleramt zu sehen. Es sollte ein weiterer Schritt auf ihrem Weg genau dorthin sein. Doch bald darauf machte der österreichische Plagiatsjäger Stefan Weber auf eine Reihe von Stellen aufmerksam, die Baerbock augenscheinlich abgekupfert hatte.
Die Grünen verteidigten das Buch zunächst und gingen zum Gegenangriff über. Ein Grünen-Sprecher warf Weber vor, er wolle Baerbocks Ruf „bösartig“ schädigen. Bundesgeschäftsführer Michael Kellner sprach von „Rufmord“. Und der eilig engagierte Medienanwalt Christian Schertz betonte, keine Urheberrechtsverletzung erkennen zu können.
Via Ullstein ließ Baerbock nun mitteilen, dass sie dem Verlag für sein Verständnis und seine große Unterstützung in den vergangenen Monaten danke. Weiter heißt es: „Wie in dem Buch deutlich gemacht, braucht unser Land eine Modernisierung für eine gute Zukunft. Dafür möchte ich in den nächsten Jahren das mir Mögliche beitragen.“
Leser*innenkommentare
Encantado
Schaun wir mal, wann und in welcher Intensität überarbeiteten Form das gute Stück wieder am Buchmarkt auftauchen wird...
95820 (Profil gelöscht)
Gast
"beunruhigend, wie viele Leute sie trotzdem kaufen."
Ja. Unglaublich. Und Ratzifatzi klebt ein rotes Label drauf: "SPIEGEL Bestseller". Dann geht es richtig los. Kassieren die in HH dafür eigentlich Provision? Bessere Werbung gibt es doch gar nicht.
95820 (Profil gelöscht)
Gast
@95820 (Profil gelöscht) @JIM HAWKINS 🌛
95820 (Profil gelöscht)
Gast
„Der Wahlkampf und die nachfolgenden Sondierungs- und Koalitionsverhandlungen haben nicht den Raum für die notwendigen Ergänzungsarbeiten gelassen“,
Mit Kanzleramt im Blick
Zieht sie ihr Buch zurück.
Jedoch sie bleibt bereit.
Sie dehnt schon Raum und Zeit.
Lowandorder
kurz - insgesamt unprofessioneller geht’s wohl kaum - wa!
“Kobold - Kobold! - das heißt doch Kobold - odr¿!“ - 🧙♀️ -
kurz - Es geht weniger um trallafittihafte Ahnungslosigkeit.
Als um => aus Karrieregeilheit - den Rand nicht vollkriegen können!
🥚jòò 🥚jòò - Hab - Gier - vom Einfältigsten •
Na Mahlzeit
Jim Hawkins
@Lowandorder Eigentlich ist das doch eine gute Nachricht.
Diese idiotischen Politiker-Bücher braucht kein Mensch.
Gleichwohl ist es natürlich beunruhigend, wie viele Leute sie trotzdem kaufen.
Die einzig guten Bücher von einem Politiker sind die von Winston Churchill.
Oder noch einen weiteren Tipp?
83379 (Profil gelöscht)
Gast
@Jim Hawkins Kissinger on China, Teile seine Meinung zwar nicht aber trotzdem interessant zu lesen.
95820 (Profil gelöscht)
Gast
@Jim Hawkins Tipp: Hildegard Hamm-Brücher „Ich bin so frei.“
Lowandorder
@Jim Hawkins Rechtsphilosophie - eines Gustav Radbruch ist naturellement - unfair 🤣
Lowandorder
@Lowandorder btw - den paraMitschüler von Erich Mühsam im Katzenmuseum (auch von mir beseukt;) - Gustav Radbruch mal zu Gemüte führen - servíce -
de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Radbruch
Jim Hawkins
@Lowandorder Danke ihr beiden!
Aber wie man sieht, da ist nicht viel.
Und wenn man mal ein Buch verschenken will, immer die Spiegel-Liste im Hinterkopf haben und bloß nichts davon kaufen.
95820 (Profil gelöscht)
Gast
@Jim Hawkins Spiegel-Bestseller - die liegen dann gleich mehrfach auf dem „Gabentisch“. Ich verschenke nur Bücher, von denen ich weiß, dass Empfänger:in sie sich wünscht - oder Bildbände, gesammelte Werke von Cartoonist:innen / Karikaturist:innen oder (Überraschung!) Gedichtbände.
Bei Literatur fühlen sich Beschenkte ja verpflichtet, das auch zu lesen - und mal was dazu zu sagen. Im schlechten Falle „stiehlt“ man sogar jemandes Lebenszeit... 😈 (Das Leben ist kompliziert.)
Jim Hawkins
@95820 (Profil gelöscht) Seit ein paar Jahren verschenke ich immer dasselbe Buch: "Die Ungetrösteten" von Kazuo Ishiguro. Bald haben es alle.
Lowandorder
@Jim Hawkins Na Hauptsache - die hamse denn auch alle - wa.
05867 (Profil gelöscht)
Gast
Gut so. Sonst würde mich der Blick ins Bücerregal immer daran erinnern, das auch die Grünen ihren Anteil an der gescheiterten BTW und der damit gescheiterten Klimawende hatten ...
Bernhard Schulz
Um das Buch "wasserfest" zu machen, hätte es des Handwerkszeugs wissenschaftlichen Arbeitens bedurft. Aber genau da lag doch das Problem bei der Abfassung!! Insofern ist das ersatzlose Einstampfen dieses Machwerks die einzig vernünftige, wenn auch längst überfällige Entscheidung. Is' halt nicht jeder zum Bücherschreiben geboren.
05653 (Profil gelöscht)
Gast
Hoffentlich wird ihr zukünftiger Beitrag nicht nur aus dem Stehlen anderer Leute Ideen bestehen.