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Krieg im OstkongoMassenflucht nach Rebellenattacke

An Kongos Grenze zu Uganda fallen alte Stellungen der einstigen M23-Rebellen an neue Angreifer. Zahlreiche Zivilisten sind auf der Flucht.

Déjà-vu: Hügel über Bunagana im Ostkongo unter Rebellenkontrolle im Juli 2012 Foto: James Akena / REUTERS

Berlin taz | Im Osten der Demokratischen Republik Kongo sind am Montag Zehntausende Menschen panikartig aus ihren Dörfern geflüchtet, nachdem Gerüchte über eine Renaissance der totgeglaubten Rebellenbewegung M23 (Bewegung des 23. März) die Runde machten.

Unidentifizierte, aber offensichtlich hochprofessionelle Kämpfer hatten in der Nacht handstreichartig die beiden Hügel Chanzu und Runyoni besetzt, die nahe der kongolesischen Stadt Bunagana an der Grenze zu Uganda die strategische Kontrolle über dieses Gebiet ermöglichen. Kongos Armee wurde durch Artillerie verjagt.

Aus mindestens einem halben Dutzend Dörfer flohen daraufhin Menschen nach Bunagana, um die Grenze nach Uganda zu überqueren. In einigen Berichten war von bis zu 50.000 Menschen die Rede.

Nach ugandischen Angaben gelangten 1.000 ins Land, bevor die ugandischen Behörden die Grenze schlossen. Am Nachmittag war erneut von schweren Kämpfen um die Hügel die Rede.

M23-Rebellen waren 2012-13 aktiv

Die Rebellenbewegung M23 war im Jahr 2012 von desertierten Tutsi-Soldaten der kongolesischen Armee gegründet worden und hatte unter Führung von General Sultani Makenga weite Teile der ostkongolesischen Provinz Nord-Kivu unter ihre Kontrolle gebracht, im November 2012 sogar die Provinzhauptstadt Goma. Auf regionalen Druck sagte Kongos Regierung dann Gespräche zu, woraufhin sich die Rebellen wieder aus Goma zurückzogen. Während die Verhandlungen danach auf der Stelle traten, spaltete sich die M23, Kongos Armee stellte frische Spezialkräfte auf und die UN-Blauhelmmission entsandte Kampftruppen aus mehreren afrikanischen Ländern.

Diesen Kräften gelang im Herbst 2013 die Rückeroberung des M23-Gebietes. Ihre letzte Hochburg – just der zur Festung ausgebaute Hügel Chanzu – verließen die Rebellen am 5. November 2013 und retteten sich nach Uganda. Die Friedensvereinbarung, die Kongos Regierung danach mit ihnen schloss, war nur noch Formsache und wird weitgehend ignoriert, was die Rebellenführer bis heute ärgert, da ihnen somit die Heimkehr versperrt bleibt.

Wachsende Unsicherheit

Am Nachmittag bestätigte Kongos Armeesprecher, es handele sich bei den Angreifern tatsächlich um M23. Doch am Abend dementierte das die M23 in einer eigenen Presseerklärung. Welches Ausmaß und welches Ziel dieser Angriff hat, blieb vorerst unklar. Ostkongo ist seit Monaten von wachsender Unsicherheit geprägt, woran auch die Verhängung des Kriegsrechts im Mai nichts geändert hat.

Am Mittwoch vergangener Woche rückten unidentifizierte Bewaffnete in die Millionenstadt Bukavu ein, Hauptstadt der Nachbarprovinz Süd-Kivu, und wurden erst nach Kämpfen mit neun Toten wieder vertrieben. Am Samstag eskalierten Proteste in der Stadt Kirumba in Nord-Kivu gegen die Unsicherheit; fünf Menschen wurden erschossen, als Demonstranten die Polizeiwache anzündeten. Am Sonntag warnte die US-Botschaft im Kongo vor einem bewaffneten Angriff auf Goma.

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