Influencerin über Klimaschutz: „Ich sehe keinen Grund zur Freude“
Louisa Dellert wurde mit Fitness-Videos bekannt. Heute nutzt sie ihre Reichweite, um für Klimaschutz zu werben.
taz: Frau Dellert, haben Sie zu Hause Ökostrom?
Louisa Dellert: Das war eins der ersten Dinge, die ich schnell umgestellt habe, als ich mich mehr mit Nachhaltigkeit beschäftigt habe. Man muss etwas hinschauen, ob die Energie wirklich komplett aus erneuerbarer Energie stammt. Aber Ökostrom ist sicher ein guter Anfang, um nachhaltiger zu leben.
Haben Sie heute schon das Klima gerettet?
Klima retten ist ein sehr großer Begriff. Wenn ich das höre, werde ich demütig und empfinde zugleich Druck. Daher rate ich, den Druck nicht vor allem auf die einzelnen Bürger:innen auszuüben. Entscheidend ist vielmehr, dass Politik und Industrie die Weichen stellen. Persönlich achte ich auf Kleinigkeiten wie Müll trennen, und kläre darüber auch in meinen Videos auf. Ansonsten fahre ich etwa mit dem Fahrrad hier in die Braunschweiger Innenstadt oder habe heute veganen Käse gegessen. Das geht aber auch, weil ich die finanziellen Mittel habe und es die Infrastruktur bei mir erlaubt.
32, ist Influencerin und hat fast 500.000 Follower:innen auf Instagram. Einst begann sie mit Fitness-Videos. Nun klärt sie vor allem Jüngere über Umweltschutz im Alltag und Politik auf und betreibt einen nachhaltigen Onlineshop.
Worauf freuen Sie sich in der klimaneutralen Welt?
Momentan sehe ich keinen Grund zu Freude. Da reicht es schon, nach Deutschland zu schauen. Jetzt sind die entscheidenden Jahre für die nächsten Generationen. Das haben viele in der Politik nicht verstanden. Mich würde es aber freuen, wenn alle an einem Strang ziehen und den Weg zur Klimaneutralität so sozialverträglich wie möglich gestalten.
Macht Ihnen die Klimakrise Angst?
Ich weiß, wie der Planet aussehen kann, wenn wir nichts ändern. Aber wir müssen im Hier und Jetzt etwas ändern, das spornt mich eher an, als dass ich mich fürchten würde. Daher versuche ich auch, möglichst vielen Menschen Nachhaltigkeit näherzubringen. Gerade bei meinen jüngeren Zuschauer:innen sehe ich da ein großes Interesse. Gleichzeitig halte ich es für wichtig, die Ängste der Bürger:innen an die Politik weiterzutragen.
Echter Klimaschutz bedeutet große Veränderungen. Haben Sie Lust darauf oder Angst davor?
Ich habe total Bock auf Veränderung. Wir können den status quo nicht erhalten. Das sage ich aber auch aus einer privilegierten Blase heraus. Mich betreffen höhere Spritpreise nicht, weil ich es mir leisten kann. Auch habe ich Zeit, mich intensiv mit Klimaschutz zu beschäftigen. Andere drehen dagegen jeden Euro um und haben andere Sorgen. Das ist total berechtigt und muss auch immer erwähnt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Lang geplantes Ende der Ampelkoalition
Seine feuchten Augen
Israel demoliert beduinisches Dorf
Das Ende von Umm al-Hiran
Etgar Keret über Boykotte und Literatur
„Wir erleben gerade Dummheit, durch die Bank“
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Telefonat mit Putin
Falsche Nummer
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen