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Influencerin über Klimaschutz„Ich sehe keinen Grund zur Freude“

Louisa Dellert wurde mit Fitness-Videos bekannt. Heute nutzt sie ihre Reichweite, um für Klimaschutz zu werben.

Louisa Dellert setzt ihre Bekanntheit dafür ein, um für Klimaschutz zu werben Foto: Doris Spiekermann-Klaas/imago-images
Interview von Nathanael Häfner

taz: Frau Dellert, haben Sie zu Hause Ökostrom?

Louisa Dellert: Das war eins der ersten Dinge, die ich schnell umgestellt habe, als ich mich mehr mit Nachhaltigkeit beschäftigt habe. Man muss etwas hinschauen, ob die Energie wirklich komplett aus erneuerbarer Energie stammt. Aber Ökostrom ist sicher ein guter Anfang, um nachhaltiger zu leben.

Haben Sie heute schon das Klima gerettet?

Klima retten ist ein sehr großer Begriff. Wenn ich das höre, werde ich demütig und empfinde zugleich Druck. Daher rate ich, den Druck nicht vor allem auf die einzelnen Bür­ge­r:in­nen auszuüben. Entscheidend ist vielmehr, dass Politik und Industrie die Weichen stellen. Persönlich achte ich auf Kleinigkeiten wie Müll trennen, und kläre darüber auch in meinen Videos auf. Ansonsten fahre ich etwa mit dem Fahrrad hier in die Braunschweiger Innenstadt oder habe heute veganen Käse gegessen. Das geht aber auch, weil ich die finanziellen Mittel habe und es die Infrastruktur bei mir erlaubt.

Im Interview: Louisa Dellert

32, ist Influencerin und hat fast 500.000 Fol­lo­wer:­in­nen auf Instagram. Einst begann sie mit Fitness-Videos. Nun klärt sie vor allem Jüngere über Umweltschutz im Alltag und Politik auf und betreibt einen nachhaltigen Onlineshop.

Worauf freuen Sie sich in der klimaneutralen Welt?

Momentan sehe ich keinen Grund zu Freude. Da reicht es schon, nach Deutschland zu schauen. Jetzt sind die entscheidenden Jahre für die nächsten Generationen. Das haben viele in der Politik nicht verstanden. Mich würde es aber freuen, wenn alle an einem Strang ziehen und den Weg zur Klimaneutralität so sozialverträglich wie möglich gestalten.

Macht Ihnen die Klimakrise Angst?

Ich weiß, wie der Planet aussehen kann, wenn wir nichts ändern. Aber wir müssen im Hier und Jetzt etwas ändern, das spornt mich eher an, als dass ich mich fürchten würde. Daher versuche ich auch, möglichst vielen Menschen Nachhaltigkeit näherzubringen. Gerade bei meinen jüngeren Zu­schaue­r:in­nen sehe ich da ein großes Interesse. Gleichzeitig halte ich es für wichtig, die Ängste der Bür­ge­r:in­nen an die Politik weiterzutragen.

Echter Klimaschutz bedeutet große Veränderungen. Haben Sie Lust darauf oder Angst davor?

Ich habe total Bock auf Veränderung. Wir können den status quo nicht erhalten. Das sage ich aber auch aus einer privilegierten Blase heraus. Mich betreffen höhere Spritpreise nicht, weil ich es mir leisten kann. Auch habe ich Zeit, mich intensiv mit Klimaschutz zu beschäftigen. Andere drehen dagegen jeden Euro um und haben andere Sorgen. Das ist total berechtigt und muss auch immer erwähnt werden.

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4 Kommentare

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  • Leider ist Ökostrom guter Selbstbetrug. Kein einziger Anbieter liefert physisch 8760h im Jahr wirklich Ökostrom. Das beginnt mit ca .10% Ausgleichsstrom kurzer Lastschwankungen durch die Netzbetreiber, welcher schlichtweg aus der Bilanz fällt und geht weiter mit Zertifikaten aus skandinavischer Wasserkraft, welche Kohlestom grünwaschen. Kleine Ausnahmen mögen diese bisher traurige Regel bestätigen. Die Kosten um während einer Dunkelflaute wirklich Strom aus erneuerbaren Quellen zu liefern sind enorm und werden leider noch nicht eingepreist. Das Problem liegt aber weniger bei den Anbietern als mehre den politischen Vorgaben für die Stromkennzeichnung.

    • @mwinkl02:

      Meines Wissens bieten vier Anbieter in DE in der Summe tatsächlich Ökostrom:

      1. Energiewerke Schönau

      2. Greenpeace Energy

      3. Lichtblick

      4. Naturstrom

      Die ersten drei sind empfehlenswert, vom vierten rate ich dringendst ab. Wer Strom billiger an Menschen mit Auto verkauft als an Menschen ohne Auto soll in der Klimahölle schmoren.

  • "Ansonsten fahre ich etwa mit dem Fahrrad hier in die Braunschweiger Innenstadt oder habe heute veganen Käse gegessen. Das geht aber auch, weil ich die finanziellen Mittel habe und es die Infrastruktur bei mir erlaubt."



    So in diesem Zusammenhang ausgedrückt wird suggeriert, vegane Ernährung koste mehr. Das ist falsch. Gesunde, leckere Vegane Ernährung kann einfach aus Getreide, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte usw. zusammengestellt werden.



    "Mich betreffen höhere Spritpreise nicht, weil ich es mir leisten kann. Auch habe ich Zeit, mich intensiv mit Klimaschutz zu beschäftigen. Andere drehen dagegen jeden Euro um und haben andere Sorgen."



    Andere haben nicht mal so viel Geld, um sich ein Auto leisten zu können. Manche sogar nicht einmal für ein Ticket samt "Schwarzfahr"-Gebühr und werden dann eingeknastet. Symptome der Klimakatastrophe wie Dürre, Stürme, Überschwemmungen u.ä. und rufen bspw. Missernten hervor und führen zu Preiserhöhungen für Nahrungsmittel und Trinkwasser. Das wird die Ärmeren zuerst treffen. Insofern sollten sich diejenigen, die sich bspw. höhere Spritpreise leisten können, auf Auto-Alternativen umsteigen, um CO2-Emissionen zu reduzieren. Mit Privilegien kommt Verantwortung und so ...

    • @Uranus:

      Louisa Dellert scheint in ihrem Blog die Haltung "ein bisschen Nachhaltigkeit ist nett, aber bitte nicht ohne den Luxus, dafür mit schlechtem Gewissen" zu verkörpern. Wasch mich, aber mach mich nicht nass.

      Also: Radfahren ist 'ne feine Sache, aber in den Urlaub fährt man doch lieber mit dem Auto als mit der Bahn. Und selbst beim Radfahren ist die Umwelt zweitrangig, es wird sogar für mehr Plastikmüll geworben: Man solle doch Fahrradhelme tragen. Da hat der Andi Scheuer sicherlich Freudentränen in den Augen!