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Sie schlagen Ihre Zeitung auf, Sie wischen durch Ihre App, und da stehen Überschriften, und unter den Überschriften stehen Texte. Aber wo, das fragen Sie sich beim Blättern oder Wischen, wo geht es hier bitte zu den Neuigkeiten?
Wir diskutieren über Luftfilter in Klassenzimmern, weil der Wind nun im Spätherbst zu kalt weht, um die Fenster zu öffnen. 2021? 2020? Wir beobachten, wie ein Diktator Geflüchtete zu einem Erpressungsmittel macht, weil Europa ihn lässt, weil Menschengruppen an Grenzen immer noch Krise genannt werden. 2021? 2016? Wir lesen von einer Konferenz, von „todsicheren Klimafolgen“, von „Katastrophen, die die gesamtgesellschaftliche Rücksichtslosigkeit hervorruft“, davon, dass wissenschaftliche Information in Bewusstsein übersetzt werden muss. 2021? 1979?
Am 19. Juni 1979 tauchten einige wichtige Begriffe erstmals in der taz auf: „Klimawandel“, „Treibhauseffekt“. Der Text berichtet von der ersten Weltklimakonferenz, zu der sich vor allem Meteorologen in Genf getroffen hatten. Allerdings war das nicht im März, wie im Artikel steht, sondern schon im Februar. Fast vier Monate dauerte es bis zu dem taz-Artikel. Aber die taz erschien auch erst seit Mitte April 1979 täglich.
In den Jahren nach der ersten Weltklimakonferenz in Genf wurde der Weltklimarat ICPP gegründet und die CO2-Konzentration in der Atmosphäre nahm weiter zu, es gab das Kioto-Protokoll und sie nahm weiter zu, die Pariser Klimaziele wurden vereinbart und sie nahm noch weiter zu.
Wenn in 40 Jahren Menschen wieder Artikel lesen, die heute unsere Nachrichten sind, werden sie dann sagen: „Schau, damals haben sie schon genau gewusst, was zu tun ist“? Oder doch: „Schau, damals haben sie es endlich getan“? Was glauben Sie? Und ist es dasselbe, was Sie hoffen?
Luise Strothmann
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