Chinas Weltraummission: Die Überfliegerin
Wang Yaping wird als erste Frau Chinas einen Weltraumspaziergang absolvieren. Klingt nach Müßiggang, ist aber extrem herausfordernd.
PEKING taz | Kurz bevor Wang Yaping zu ihrem mittlerweile zweiten Flug ins All aufbricht, meldet sich die Astronautin noch einmal bei ihren Followern auf den sozialen Medien: „Auf Geschäftsreise für das nächste halbe Jahr“, postet die 41-Jährige dort. Was nach reiner Routine klingt, ist jedoch vielmehr ein historischer Moment für das Raumfahrtprogramm des Landes – und ein wichtiges Signal für die Frauen im Land.
Samstagnacht hob die Rakete vom Typ „Langer Marsch 2F“ am Rande der Wüste Gobi ab. Nur zehn Minuten später erklärte die nationale Raumfahrtbehörde den Start der Mission für erfolgreich, und nach weiteren sechseinhalb Stunden erreichte die dreiköpfige Crew ihr Ziel: die sich im Bau befindliche Raumstation Tiangong (Himmlischer Palast). Dort werden die Astronauten Systeme testen, wissenschaftliche Experimente und Bauarbeiten durchführen. Mit sechs Monaten ist es die längste Weltraummission in der Geschichte des Landes.
Chinas Weltraumprogramm verkörpert zweifelsohne den neu gefundenen Stolz einer Nation, die innerhalb weniger Jahrzehnte von bitterer Armut zum technologischen Vorreiter avanciert. Dabei schickte die Volksrepublik ihren ersten Astronauten erst vor 18 Jahren ins Weltall. Der heute 56-jährige Yang Liwei gilt in seinem Heimatland nach wie vor als Superstar, den jeder Schüler und jede Schülerin kennt.
Nun also wird eine Frau in seine Fußstapfen treten. Denn der Astronautin Wang Yaping kommt bei ihrer jetzigen Mission eine besondere Ehre zuteil: Als erste Chinesin soll sie einen Weltraumspaziergang absolvieren. Was nach Müßiggang klingt, ist ein extrem herausfordernder Akt: Bei Außenbordeinsätzen an Raumstationen ist der Astronaut nur durch einen Raumanzug geschützt, was die Motorik stark einschränkt. Zudem ist die dort eingebaute Klimaanlage eine starke Lärmbelastung.
Ihre Biografie – eine Aufsteigergeschichte
Doch Wang hat schon mehrfach unter Beweis stellen können, dass sie die nötige Fitness und Disziplin für einen solchen Einsatz mitbringt. Ihre Biografie liest sich wie eine Aufsteigergeschichte, die wohl nur in China denkbar ist: Wang wuchs in einfachen Verhältnissen als ältere von zwei Töchtern in einer Kirschbauernfamilie im ostchinesischen Shandong auf. Bereits im Gymnasium zeigte sich ihr Lernwille und ihr athletisches Talent, was ihr nach dem Schulabschluss einen Platz an der Pilotenakademie in Changchun sicherte.
Bevor es jedoch hoch hinaus ging, verdiente sich Wang Yaping ihre Sporen innerhalb der Erdatmosphäre: 2008 flog sie Hilfsgüter in die von Erdbeben heimgesuchte Provinz Sichuan, nur zwei Monate später sorgte sie in Peking mit dem Versprühen von Silberjodid für blauen Himmel während der Olympischen Sommerspiele. 2013 schließlich flog sie als zweite Chinesin ins All. Wang Yaping wird nun von den Staatsmedien wie eine Heldin gefeiert. Die Nachrichtenagentur Xinhua publizierte ein vielgeteiltes Video über die Astronautin, das sie mit ihrer Tochter zeigt. Darin trägt die Fünfjährige einen herzerwärmenden Wunsch an ihre Mutter vor: Sie solle doch bitte einen Stern von ihrer Reise zurückzubringen. „Ich verspreche es dir“, antwortet Wang.
Leser*innenkommentare
Kappert Joachim
Auch im All wird China die Nr.1.
danny schneider
Silberdioden? Silberjodit!
Herje,... man könnte ja mal 10s googlen investieren bevor man Bullshit schreibt, oder?
danny schneider
@danny schneider Sorry Schreibfehler: Silberiodid
sollndas
"...mit dem Versprühen von Silberdioden für blauen Himmel..."
Kommt ja nicht so genau drauf an. "Diode" oder "Iodid" ist ja fast das Gleiche. So ähnlich wie "Cobalt" und "Kobold". Manchmal habe ich den Eindruck, dass die PISA-Studien noch geschönt sind.
zeroton
In letzter Zeit nimmt die Raumfahrt faktisch und medial inzeniert immer mehr Raum ein. Wie das das Klima beeinflusst, lässt sich denken. Was allein der Bezos mit seinem Weltraumtouri-Mist da plant, ist doch katastrophal.
www.deutschlandfun...:article_id=443196
meerwind7
@zeroton Eine Weltraumrakete und ein Langstreckenflugzeug sind beim Start gleichermaßen mit Treibstoff vollgeladen. Die Rakete kommt gar nicht oder Wochen später erneut zum Einsatz, das Flugzeug jeden Tag. Außerdem gibt es viel mehr Flugzeuge.
Diese Eckdaten zeigen deutlich, wo die wesentlichen Probleme liegen.
zeroton
@meerwind7 Ja, eine durchschnittliche Rakete braucht so viel wie ein Hin- und Rück-Transatlantikflug. Das Problem ist die starke Rußbildung in der oberen Stratosphäre.
Ich relativiere nicht den Luftverkehr zur Raumfahrt - Sie tun es umgekehrt? Wollen Sie zukünftig alle Klimasünden mit den stärkst Emittierenden relativieren. Das nennt sich whataboutism.
Rudolf Fissner
@zeroton Es sind um genau zu sein 11 Transatlantikflüge die einem Raketenstart entsprechen.
Das aber die bald 50 Millionen Flüge weltweit nicht mit den etwa 120 Raketenstarts pro Jahr gleichzusetzen sind zeigt, wie Meerwind7 schreibt, überdeutlich wo das Problem liegt.
Da nun das Weltraumfass aufzumachen vergeudet argumentative Ressourcen.
zeroton
@Rudolf Fissner Na da pack mer mal die Terassenheizer wieder aus.