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Höchste Inzidenz unter 10- bis 14-Jährigen

Überdurchschnittlich viele Kinder und Jugendliche sind in Bremen mit dem Coronavirus infiziert

„Es ist besser, im Gespräch zu bleiben“

Barbara Schüll, GEW-Vorstand

Von Eiken Bruhn

Die Infektionsraten unter Kindern und Jugendlichen im Land Bremen sind weiter überdurchschnittlich hoch. Nach dem aktuellen Wochenbericht des Robert Koch Instituts lag die 7-Tages-Inzidenz bei Kindern zwischen 10 und 14 Jahren in der vergangenen Woche bei 365, in der Stadt Bremen, in Bremerhaven sogar bei 461,9. Auch in anderen Bundesländern ist diese Altersgruppe am stärksten betroffen, allerdings liegt die Inzidenzrate zum Teil deutlich drunter, im Bundesdurchschnitt bei 162,1, in Berlin bei 178,8, in Hamburg bei 148,3.

Bremen ist eins der wenigen Bundesländer, in dem in den Schulen keine Maskenpflicht besteht. Anders als in Ländern wie Bayern oder Berlin, wo die Maskenpflicht seit Montag teilweise aufgehoben ist, war in Bremen bereits seit Beginn des neuen Schuljahrs Anfang September der Unterricht frei von Mund-Nase-Bedeckungen.

Die Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Bremen erneuerte deshalb ihre Forderung nach einer Wiedereinführung der Maskenpflicht. „Wir sind die Masken auch leid, aber sie helfen nun einmal, Infektionen zu verhindern“, sagte am Montag Barbara Schüll vom Landesvorstand der GEW. Eine Impfpflicht für Leh­rerkräfte und Erzieher:innen, wie sie am Freitag Bildungssenatorin Sascha Aulepp gefordert hatte, lehne die GEW jedoch ab. „Das muss eine freie Entscheidung bleiben“, sagte Schüll. „Es ist besser, im Gespräch zu bleiben und Überzeugungsarbeit zu leisten als die Impfung vorzuschreiben.“ Zudem würden die Infektionen nicht vorrangig durch Lehrkräfte in die Schulen getragen, glaubt sie: „Die meisten Leh­re­r:in­nen sind bereits geimpft.“

Wie viele es allerdings genau sind, ist nicht bekannt. Aulepp will es ermöglichen, eine Abfrage des Impfstatus zu machen, um genaue Daten zu haben. Ihr Sprecher hatte am Freitag der taz gesagt, dass die Impfquote unter Er­zie­he­r:in­nen vermutlich niedriger liege als unter Lehrer:innen.

Bildungssenatorin Sascha Aulepp will das Thema Impfpflicht am Mittwoch in der Kultusministerkonferenz ansprechen. Am Montag hat die Deutsche Krankenhausgesellschaft gefordert, dass der Deutsche Ethikrat eine Stellungnahme dazu abgibt. Auch für medizinische Berufe wird eine Impfpflicht diskutiert. 2019 hatte der Ethikrat empfohlen, Personal im Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen zur Impfung gegen Masern zu verpflichten. In seiner Stellungnahme heißt es: Die Masernimpfung sei „keine reine Privatangelegenheit, sondern vielmehr eine moralische Pflicht“.

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