Apple-Serie „Foundation“: Tolle Ausstattung, müde Handlung
Die Verfilmung von Isaac Asimovs Science-Fiction-Triologie „Foundation“ ist öde. Dabei ist die theoretische und künstlerische Vorlage anspruchsvoll.
„In der Wirklichkeit gibt es nur zwei Sorten von Theaterstücken, diejenigen, die allen gefallen, und diejenigen, die niemandem gefallen.“ Diesen Satz schrieb der Dramatiker Peter Hacks vor 52 Jahren dem Dramatiker Heinar Kipphardt. Und da die Kunst vielleicht der einzige Bereich ist, in dem es tatsächlich so etwas wie ewige Wahrheiten gibt, muss hier der Kontext dieses Briefwechsels, der kein geringerer als die Systemauseinandersetzung des 20. Jahrhunderts zwischen Ost und West, zwischen realem Sozialismus und realem Kapitalismus ist, nicht weiter beleuchtet werden.
„Foundation“ ist ein Fall aus der Kategorie „niemandem gefallen“. Und falls Sie die ein oder andere Kritik lesen werden, die das anders sieht, dann vergessen Sie bitte nicht: Gelangweilte Kritiker neigen dazu, das eigene Gelangweiltsein aus Rache an das Publikum weiterzugeben. Sie schreiben dann einem misslungenen Kunstwerk eine „Idee“ zu, um die es eigentlich ginge – und nicht etwa um eine gelungene Abendunterhaltung –, und weichen auf Nebenschauplätze wie Musik, Ausstattung und Kameraführung aus. Das ist dann so, wie wenn man sagt, das Auto fährt zwar nicht, aber die Musikanlage ist super.
Die Verfilmung von Isaac Asimovs berühmter Science-Fiction-Triologie ist jedenfalls unfassbar öde, die Ausstattung ist toll, die Musik ist banal und die Kameraführung dann auch schon egal. Das zentrale Missverständnis beziehungsweise der bewusste Missgriff lässt sich an der Besetzung des Kaisers des Galaktischen Imperiums mit Lee Pace festmachen, einem wunderbaren Schauspieler, der in der „Hobbit“-Verfilmung den herrischen Elbenkönig Thranduil verkörperte.
„Foundation“, ab 24. 9. auf Apple TV+
Asimovs Romanwerk über Aufstieg und Fall einer zukünftigen menschlichen Zivilisation, die die gesamte Milchstraße besiedelt hat, wurzelt aber gerade nicht im Fantasygenre, sondern auf der theoretischen Ebene im klassischen Geschichtswerk „Verfall und Untergang des Römischen Imperiums“ von Edward Gibbon, auf der künstlerischen Ebene im US-Hard-boiled-Roman. Es handelt sich um „a book of real intellectual entertainment and adventure“, wie ein früher Kritiker schrieb, um einen kühne Gedankenspiele zelebrierenden, realistischen, hochspannenden SF-Kriminalroman.
Unzumutbar und irrelevant
Letzteres lässt sich schon daran ablesen, dass die wackeren Raumfahrer – zumeist, aber keineswegs immer Männer – sich nach Starten ihres Raumschiffs als erstes eine Kippe anzünden: Asimovs „Foundation“-Romane wurden in 1940ern konzipiert und erschienen ab 1951.
Nun kann man selbstverständlich sagen: Das alles ist heute in weiten Teilen so krebserregend, irrelevant und unzumutbar wie Historischer Materialismus oder das ganze, weitestgehend unerfreuliche 20. Jahrhundert. Man kann das Asimov’sche Werk entkernen, die männlichen Helden durch weibliche ersetzen, kann wunderbar divers besetzen, sich psychologisierende Nebenhandlungen ausdenken, ein paar Monster aus der Höhle lassen und alles mit ein wenig jugendfreiem Sex würzen; und man kann die Asimov-Fans mit der ersten Folge (von neun) ködern.
Denn hier folgt die Handlung um den „Psychohistoriker“ Harry Seldon (Jared Harris), der dem mathematisch von ihm nachgewiesenen Verfall des Imperiums mit seinem „Seldon-Plan“ begegnen will, dem Buch noch relativ eng. In den folgenden Episoden dominiert Überwältigungsästhetik, die quälend langsame Dramaturgie kommt so wenig vom Fleck wie das Raumschiff der Seldon-Jünger, die auf dem fernen Planten Terminus einen Keim der Zivilisation in einem dem Untergang geweihten Imperium pflanzen wollen.
Da ist es dann tatsächlich wurscht, ob man Asimovs Werk kennt oder nicht: Am Schluss fühlen sich alle so erschlagen wie die junge Mathematikerin Gaal Dornick (Lou Llobel), die in einer Kapsel schlafend in die kalten Weiten des Alls geschickt wird – nur vielleicht noch etwas müder.
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