Werder Bremen verliert gegen Wolfsburg: Schmale Chance verpasst
Die Frauen von Werder Bremen verlieren im zweiten Saisonspiel 0:2 gegen den VfL Wolfsburg. Sie schöpfen aber Mut für die nächsten Spiele.
Entsprechend bedient äußerte sich Werder-Trainer Thomas Horsch nach dem Spiel: „Das ist absolut ärgerlich“, sagte er der taz. „Klar können wir aus dem Spiel eine Menge für den weiteren Verlauf der Saison ziehen. Aber im Moment überwiegt der Ärger, weil wir uns gegen eine internationale Top-Mannschaft aufgeopfert haben und nur so viel gefehlt hat“, ergänzte er und ließ nur eine winzige Lücke zwischen Daumen und Zeigefinger.
Diese Lücke hatte die Werder-Abwehr in der 78. Minute aufgemacht und hinein traf Nationalspielerin Kathrin Hendrich den Ball mit einem Schuss in den Tor-Winkel. Darin entlud sich der ganze Frust über die bis dahin vergeblichen Angriffsbemühungen des haushohen Favoriten genauso wie in den Erleichterungsschreien des Wolfsburger Anhangs auf der Tribüne.
Nach dem 0:8 beim Deutschen Meister Bayern München im ersten Saisonspiel waren schon Befürchtungen laut geworden, dass die Bremerinnen nicht nur mit zwei einkalkulierten Niederlagen, sondern zwei demotivierenden Packungen in den Teil der Saison starten, in dem Gegnerinnen warten, denen sie auf Augenhöhe begegnen können.
Wolfsburg befindet sich im Wandel
Aber Horsch hatte sich gegen die Wolfsburgerinnen Chancen ausgerechnet. Am Mittwoch waren die noch in der Champions League gegen Girondins de Bordeaux (3:2) angetreten und müssen schon kommenden Mittwoch das Rückspiel bestreiten. „Wenn der Gegner in so einer Situation die Tür einen kleinen Spalt weit aufmacht und man eine tadellose Leistung an den Tag legt, hat man eine kleine Chance. Die hatten wir heute, aber wir sind nicht durchgegangen.“
Zu dieser Mini-Chance trug auch das unterschiedliche Entwicklungsstadium der beiden Clubs bei. Während Werder nach dem Klassenerhalt mit dem weitgehend gleichen Kader in die Saison geht, befindet sich der Vizemeister im Umbruch. So ist unter anderem das komplette Trainerteam um Cheftrainer Tommy Stroot neu.
Gegenüber der Anfangsformation in der Champions League ließ er mit Lena Lattwein, Tabea Waßmuth, Ewa Pajor und der Ex-Bremerin Pia-Sophie-Wolter gleich vier Nationalspielerinnen aus der Anfangsformation gegen Bordeaux auf der Bank. Erwartungsgemäß waren sie dennoch von Beginn an klar überlegen, zu Chancen kamen sie aber meist nur über Standardsituationen oder die schnelle Flügelspielerin Shanice van de Sanden, gegen die Bremens Neuzugang Emilie Bernhardt einen schweren Stand hatte.
Die Bremer Defensive stand sicher
Die Bremer Defensive brach nicht ein, da Torfrau Lena Pauels und die Innenverteidigerinnen Katharina Schiechtl und Michelle Ulbrich sehr sicher standen. Davor machte das lauf- und kampfstarke Mittelfeld die Räume eng. Dafür fehlte es dann bei den wenigen Gegenangriffen an der nötigen Ruhe am Ball, um die quirlige Sturmspitze Jasmin Sehan besser ans Spiel zu bringen. In der zweiten Hälfte wurden die Angriffe etwas zwingender, als Sehan ins Mittelfeld wechselte.
Zu einer Torchance kamen die Bremerinnen allerdings erst nach dem Rückstand, als Schiechtl ins Sturmzentrum ging und dort Räume schuf. Tuana Shahnis Keles scheiterte, stattdessen lief die eingewechselte Pajor der in der 90. Minute aufgerückten Bremer Abwehr davon und schob zum 2:0 ein.
Das änderte nichts mehr daran, dass ihre Leistung den Werderanerinnen Mut machen kann, den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen. Der kann nur darin bestehen, den Anschluss an das Mittelfeld der Liga zu schaffen und nicht mehr bis zum Schluss um den Klassenerhalt zu bangen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!